Brüssel. .
Die WHO will die Masern bis 2010 ausrotten. Doch davon ist man in Europa noch weit entfernt. Allein in Deutschland gab es 2009 rund 570 Masern-Erkrankungen .
Im Jahr 2010 sollte es in Europa keine Masern mehr geben; bis dahin wollte die Weltgesundheitsorganisation WHO die hochansteckende Krankheit ausgerottet haben. Doch die meisten europäischen Länder haben dieses Ziel nicht erreicht. In Deutschland waren im vorigen Jahr rund 570 Menschen an Masern erkrankt. Das sind zwar deutlich weniger als 2008, als noch mehr als 900 Fälle gezählt worden waren. Grund zur Entwarnung gibt es laut Experten aber nicht. „Wir müssen auf Null kommen – und davon sind wir noch weit entfernt“, sagt ein Sprecher des Robert-Koch-Instituts.
Auch in Großbritannien, Italien und der Schweiz wurden zuletzt Hunderte Fälle gezählt. „Es gibt immer noch hartnäckige Impfverweigerer“, klagt Ulrich Fegeler vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Dabei hat der Organismus ohne Impfung kaum eine Chance: Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheiten der Welt. Sie werden durch ein Virus übertragen und verursachen hohes Fieber und Hautrötungen. Nach WHO-Angaben starben 2008 weltweit rund 164.000 Menschen an Masern – die meisten in Entwicklungsländern, doch auch in den Industrienationen können Komplikationen wie Lungen- und Hirnhautentzündungen lebensbedrohlich werden.
Die Organisation empfiehlt deshalb eine zweimalige Impfung von mindestens 95 Prozent aller Kinder, um die Krankheit auszurotten. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden nach jüngsten Erhebungen bundesweit aber nur 94 Prozent der Kleinkinder einmal und 88 Prozent ein zweites Mal geimpft. Außerdem kommt es immer wieder zu regionalen Schwankungen. Zuletzt gab es in Nordrhein-Westfalen und in Hamburg gehäuft Masernfälle. Auch in anderen europäischen Ländern bleibt die Impfrate hinter den Erwartungen zurück; lediglich Finnland kommt seit 1995 an die WHO-Empfehlung heran.
Nachlässigkeit oder Vergesslichkeit sind die Hauptgründe, dass es bei Kindern und Jugendlichen oft nicht zu einer zweiten Impfung kommt, sagt Fegeler. Doch der Kinderarzt trifft auch immer wieder auf hartnäckige Gegner. „Einige Religionsgemeinschaften lehnen eine Impfung aus Glaubensgründen ab.“ Auch die Diskussion um die Schweinegrippe in den vergangenen Monaten sei kontraproduktiv gewesen, weil sie die Impfskepsis in der Bevölkerung geschürt habe.
Um eine bessere Quote zu erreichen, sollte der Besuch öffentlicher Einrichtungen von einem kompletten Schutz abhängig gemacht werden, fordert Fegeler. „Wer eine Kindertagesstätte besucht, sollte auch geimpft sein.“ Dagegen hatten sich jedoch alle Parteien vor der Bundestagswahl ausgesprochen.