Paris. .

So viel hässlicher Streit in einer Welt, in der eigentlich Schönheit zählt. Der Familienstreit im Schönheitsimperium L’Oréal geht am Freitag in die nächste Runde.

Es ist eine schmutzige Geschichte, die das Sauberimage des französischen Schönheitsimperiums L’Oréal seit Monaten trübt. Zuletzt gipfelte sie darin, dass die Enkelin des Firmengründers und künftige Hauptaktionärin des Konzerns ihre Mutter entmündigen lassen wollte. Am Mittwoch lehnte ein Gericht den Vormundschaftsantrag für die 87-jährige Liliane Bettencourt zwar ab - am Freitag geht es aber in die nächste Runde. Dann entscheidet ein Gericht, ob der Klage der Tochter gegen einen Freund der Milliardärin stattgegeben wird. Demnach hat der Schriftsteller ihre Mutter ausgenutzt und sich Geschenke im Wert von knapp einer Milliarde erschlichen.

Bettencourt, laut US-Magazin «Forbes» die drittreichste Frau der Welt, sei «vollkommen klar» im Kopf, sagt der Künstler François-Marie Banier, den ihre Tochter vor Gericht bringen will. Er kenne sie seit 1969, und was sie ihm geschenkt habe, sei «nichts» im Vergleich zu dem, was er von ihr gelernt habe - «Zuversicht, Hoffnung, Eleganz». Die Haupteignerin von L’Oréal sei unabhängig, frei, willensstark, sagt der 62-Jährige. «Es stört die Leute, dass eine Frau aus dieser Kaste die Anstandsregeln bricht.» Dass ihre Tochter sie nun, «an ihrem Lebensabend», in einen Rechtsstreit hineinziehe, sei «unmenschlich».

Wenn Bettencourt stirbt, wird ihre Tochter Françoise die Hauptaktionärin des weltgrößten Kosmetikkonzerns. Dass seine Mandantin jetzt entmündigt werden sollte, zeige die «unanständige Ungeduld» der Tochter, sagte der Rechtsanwalt der Mutter, Georges Kiejman, unlängst. Auch für ihn ist klar, dass die alte Dame «keinerlei Betreuer oder Vormundschaft» braucht. Tatsächlich lehnte der zuständige Richter den Antrag von Françoise Bettencourt-Meyers ab, weil ihm kein medizinisches Gutachten über deren Mutter vorlag. «Das Problem ist, dass Liliane Bettencourt ein medizinisches Gutachten immer abgelehnt hat», sagte der Anwalt der Tochter, Olivier Metzner.

Seine Mandantin will den Schriftsteller, Schauspieler und Fotografen Banier verklagen, weil er die «Verletzlichkeit» ihrer Mutter ausgenutzt haben soll. Er bekam in den vergangenen vier Jahrzehnten angeblich Kunstwerke, Lebensversicherungen und Bargeld im Wert von hunderten Millionen Euro von ihr geschenkt. Dabei würde Banier auch ohne Bettencourt nicht am Hungertuch nagen. Seine Werke werden in Ausstellungen in aller Welt gezeigt, die deutsche Stiftung Buchkunst prämierte seinen Fotoband «Perdre la tête» vor drei Jahren als eines der «schönsten deutschen Bücher» des Jahres.

Davon abgesehen ist der frühere Salonlöwe nicht der einzige, der in den Genuss von Bettencourts Großzügigkeit kam. Einem seiner Freunde soll die Milliardärin Fotografien und Kunstwerke im Wert von rund 1,6 Millionen Euro geschenkt haben, berichteten französische Zeitungen unter Berufung auf Polizeikreise. Weitere 160 Millionen Euro habe Bettencourt dem früheren L’Oréal-Chef Lindsay Owen-Jones geschenkt. Die Tochter will aber nicht gegen alle Geschenke vorgehen, sondern vor allem gegen Banier: «Man muss zwischen Menschen unterscheiden, die L’Oréal einen Mehrwert erbracht haben und zweifellos eine Belohnung verdienten, und anderen», erklärt ihr Rechtsanwalt Metzner.

Banier hat keine Angst vor dem drohenden Verfahren. «Dann wird sich zeigen, wer unter wessen Einfluss war, sie oder ich!» Seine Gönnerin wies Berichte über ihre angebliche Unzurechnungsfähigkeit vergangenes Jahr als «idiotisch» zurück. Gemessen an ihrem Vermögen seien ihre Geschenke an Banier auch «nicht sehr teuer» gewesen, sagte sie. «Liliane hat vor zwei Tagen zu mir gesagt: ‘Meine Tochter wird einmal viel haben», erzählt der Schriftsteller - «’aber ich habe die Absicht, noch ein paar Minuten zu leben’». (afp)