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Oft landen Paare in einer Sackgasse oder verirren sich im Kreisel der Gefühle. Orientierungshilfe will Autor und Paar-Therapeut Thomas Mürmann-Golding in seinem Buch „Beziehungskompass“ bieten. Ein fiktiver Liebesnavigator für Sabine und Holger.

Mit dem „Beziehungskompass“ zum perfekten Glück? Wer seine Beziehung langsam, aber sicher vor die Wand fährt, der könnte einen „Beziehungskompass“ gebrauchen. Im gleichnamigen Buch will Autor und Paar-Therapeut Thomas Mürmann-Golding Paare auf den Weg zu einer guten Partnerschaft leiten.

Szenen einer Ehe: „Du interessierst nur für dich und deinen blöden Fußball. Was ich will, ist dir egal“, schimpft Sabine (34). Ehemann Holger (37) antwortet wütend: „Dich stört es ja auch nicht, dass ich öfter Sex will.“

Wie Sabine und Holger, landen viele Paare in einer Sackgasse oder verirren sich im Kreisel der Gefühle. „Eine Beziehung kann nur gut werden, wenn für beide Partner ein Weg gefunden wird“, schreibt Thomas Mürmann-Golding in seinem Buch „Beziehungskompass“. Die Ratschläge des Profis setzt unser moderner Liebesnavigator nun bei dem fiktiven Paar Sabine und Holger um.

Der Liebesnavigator

Start: Ein zerstrittenes Ehepaar. Sabine (34) fühlt sich vernachlässigt, ihr Mann Holger findet, der Sex wird immer seltener. Ständiger Aufreger: Holgers große Leidenschaft Fußball.

Ziel: Eine gute und dauerhafte Partnerschaft. Denn: „Eine Beziehung sollte dazu führen, dass das Leben noch schöner wird“, schreibt Mürmann-Golding.

Routenoptionen: „Paare sollen sich von ihrer Liebe leiten lassen“, findet Mürmann-Golding, „und Lösungen finden, mit denen beiden zufrieden sind.“

Die Liebesroute wird berechnet.

Biegen Sie in 500 Metern rechts ab auf den Weg in eine glückliche Beziehung.

Aller Anfang ist schwer. Reden, reden, reden hilft beim Start: Denn Wünsche von den Augen ablesen – das funktioniert laut Mürmann-Golding leider nur im Märchen. Das Paar legt los: „Du hast nie Zeit für mich. Fußball ist dir wichtiger als ich“, meckert Sabine. „Ich lasse mir den Fußball nicht verbieten“, blockt Holger sofort ab.

Achten Sie auf Ihre Geschwindigkeit.

Achtung: Nur Kritik bringt laut dem Experten nichts. Paare sollten auch keinen schnellen Erfolg erwarten, denn Dialoge in der Beziehung sind nicht immer einfach. „Oft ist es nötig, das einzuüben, weil es nicht von Anfang an gut klappt“, rät Mürmann-Golding.

Der Blinker bleibt an: Biegen Sie in 100 Metern rechts ab.

Neuer Versuch von Holger und Sabine: „Vielleicht können wir öfter etwas zusammen unternehmen“, bittet Sabine – diesmal ohne Vorwürfe. „Was würdest du denn gerne machen?“, fragt Holger.

„Den meisten Beziehungen fehlt die Energie der gegenseitigen Aufmerksamkeit.“ Wichtig sei es, so Mürmann-Golding, sich bei Problemen auf ein gemeinsames „Ja“ zu einigen, bei dem sich beide wohlfühlen.

Biegen Sie jetzt rechts ab.

Das Paar hat gerade noch mal die Kurve gekriegt: „Ich möchte in unserer Beziehung immer wieder Zeit finden, mit dir tanzen zu gehen“, sagt Sabine. „Wie wär’s mit Donnerstagabend?“, fragt Holger. „Toll“, freut sich Sabine. „Und ich möchte auch in unserem Zusammenleben weiter jeden Samstag Fußball spielen“, erklärt Holger. Seine Frau nickt. Ein Kompromiss, mit dem beide leben können.

Folgen Sie dem Straßenverlauf sehr lange.

Das Buch „Beziehungskompass“ von Thomas Mürmann-Golding.
Das Buch „Beziehungskompass“ von Thomas Mürmann-Golding.

Halten Sie sich links, um wieder mehr Sexualität in Ihr Leben zu bringen.

Ein schwieriges Terrain. Intimität bedeutet große Nähe, aber auch eine große Verletzungsgefahr. „Wir haben kaum noch Sex“, kritisiert Holger. „Die Atmosphäre passt ja nie“, kontert Sabine.

Wenn möglich, bitte wenden.

Beide sind unzufrieden. So geht es nicht weiter. „Viele Paare, die länger zusammen sind, wählen mit der Zeit die scheinbar einfachste Lösung, mehr oder weniger auf Sexualität zu verzichten.“ Zufrieden sind laut Mürmann-Golding aber die wenigsten damit.

Es kann keine Ausweichroute berechnet werden.

Der Experte rät lieber „einmal zu oft auf die sexuelle ‚Spielwiese’ zu gehen, als darauf zu verzichten.“ „Übung macht hier Sinn.“

Folgen Sie dem Straßenverlauf.

Gemeinsam festgelegte Zeiten müssen nicht zur Pflicht werden, wie viele Paare befürchten – auch jede Menge Spaß sei laut Mürmann-Golding möglich. „Wie wär’s, wenn wir den Sonntagabend für uns als Paar reservieren?“, fragt Holger. „Ja, lass es uns ausprobieren“, antwortet Sabine.

Nehmen Sie jetzt im Kreisverkehr die letzte Abfahrt.

Immer wieder nimmt sich das Paar Zeit für sich. „Ich fühle mich dir viel näher“, sagt Sabine. „Und genug Sport machen wir auch“, lacht Holger.

„Ein spielerisches Umgehen mit Humor würde einiges erleichtern“, rät Mürmann-Golding. „Eine gute Sexualität in der Beziehung sichert deren Weiterbestehen.“

Sie haben Ihr Ziel erreicht.

„Manche Menschen checken ihr Auto öfter als ihre Beziehung“, so beschreibt Mürmann-Golding ein Grundproblem in Beziehungen. Sabine und Holger haben indes ihren Weg zu einer guten und dauerhaften Beziehung gefunden. Aber sie sind kein Paradebeispiel für echte Paare.

Denn so konkret wie der Liebesnavigator wird es im Buch „Beziehungskompass“ leider nur selten. Der Grund ist laut Mürmann-Golding einfach: Persönlichkeiten sind einzigartig und in der Kombination in einer Beziehung noch komplexer. „Jedes Paar ist aufgefordert, eigene Lösungen zu entdecken“, schreibt Mürmann-Golding. Einige Ansätze des Buches und auch umgesetzte Lösungen von Paaren aus Realität bergen einen Schub zum Nachdenken und Umdenken in sich. Fest steht allerdings: „Jedes Paar muss sich seinen Weg mühsam erarbeiten.“