Nach dem Inzest-Skandal von Grodzisk wogt die Aufregung hoch

Warschau. Der Tag nach dem Skandal ist der Tag der starken Worte. "Derartige Kriminelle können nicht als Menschen bezeichnet werden", erklärte markig der polnische Premier Donald Tusk, nachdem er erfahren hatte, dass ein Mann aus einem Dorf in Ostpolen seine heute 21 Jahre alte Tochter sechs Jahre lang eingesperrt hielt, sie missbrauchte und zwei Kinder mit ihr zeugte.

Der Regierungschef verriet auch, welche Strafe für solche Täter die richtige sei: eine chemische Form der Kastration. Das heißt, verurteilten Pädophilen sollen zwangsweise Medikamente verabreicht werden, die ihren Sexualtrieb unterdrücken. In den Chor der Populisten stimmt auch Präsident Lech Kaczynski mit ein. Das national-konservative Staatsoberhaupt ließ über seinen Sprecher mitteilen, dass solche Leute keine Gnade verdienten und natürlich plädiere auch er für die Kastration.

Allerdings melden sich auch mäßigende Stimmen zu Wort. Die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" macht die beiden ersten Männer im Staate darauf aufmerksam, dass eine solche Praxis in der "zivilisierten Welt" unbekannt sei, da sie nicht im Einklang mit den Menschenrechten stünde und zudem auch der polnischen Verfassung widerspreche.

Nachbarn beschreiben den Kontakt zu der Familie in dem kleinen Dorf Grodzisk als sehr sporadisch. Alle hätten sehr zurückgezogen gelebt. Die äußerst verschüchtert wirkende Teresa B. habe man lediglich beim Einkaufen gesehen. Nun aber breiten Mutter und Tochter die Einzelheiten ihres Schicksals unter anderem im Boulevardblatt "Fakt" aus. Nun sitze ihr Peiniger im Gefängnis und beide könnten ein normales Leben beginnen, steht dort zu lesen. Nachdem ihr Privatleben derart an die Öffentlichkeit gezerrt wurde, dürfte das kaum möglich sein.