Berlin. Bambie Thug aus Irland steht im Finale des ESC. Im Fokus steht nicht ihr Auftritt, sondern der Ärger um eine Botschaft zum Gaza-Krieg.
Eigentlich soll der Eurovision Song Contest eine unpolitische Veranstaltung sein – eigentlich. Doch jetzt hat der Krieg in Nahost auch das Event in Malmö erreicht. Nach dem Einzug ins Finale des ESC hat Bambie Thug aus Irland die Organisatoren kritisiert, weil sie auf der Änderung einer Körperbemalung bestanden hatten. Dabei ging es um ein Statement im Nahostkonflikt.
Eigentlich hatte Bambie Thug („Doomsday Blue“) in der Ogham-Schrift, die in Irland im frühen Mittelalter genutzt wurde, die Wörter „Waffenstillstand“ und „Freiheit“ auf den Körper geschrieben – als Hinweis auf die Lage im Gazastreifen. „Es war sehr wichtig für mich, weil ich für Gerechtigkeit und für Frieden bin“, sagte Bambie Thug (31) nach dem ersten Halbfinale am Dienstagabend in Malmö, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. „Leider musste ich diese Botschaften in „Krönt die Hexe“ ändern, was eine Anordnung der EBU war.“
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ESC 2024: Palästinensische Flaggen und Symbole sind in der Arena nicht zugelassen
Der Auftritt, dessen Show mit okkultistischen Ritualen spielte, hatte an dem Abend künstlerisch viel Aufsehen erregt. Das Lied „Doomsday Blue“ ist ein Mix aus Sprechgesang, harten Elektronikklängen und sanfter Ballade. Es ist das erste Mal seit 2018, dass ein irischer Beitrag das ESC-Finale erreicht hat. Bambie Thug ist eine non-binäre Person, versteht sich also nicht als Frau oder Mann, sondern denkt jenseits dieser Kategorien.
Eine Sprecherin der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den ESC veranstaltet, sagte: „Die Schrift, die auf Bambie Thugs Körper während der Kostümproben zu sehen war, verstieß gegen die Wettbewerbsregeln, die den unpolitischen Charakter der Veranstaltung schützen sollen.“ Die irische Delegation habe daraufhin zugestimmt, den Text für die Liveshow zu ändern. Die EBU hatte zuvor gewarnt, palästinensische Flaggen und Symbole seien nicht in der Malmö Arena zugelassen. Israel ist traditionell Teilnehmerland des ESC.
ESC 2024: Alle Teilnehmer in der Bildergalerie
Eurovision Song Contest nicht immer unpolitisch – Ukraine-Krieg war Thema
Nach Ausbruch des Gaza-Krieges infolge der Attacke der Hamas auf Israel hatte es in diesem Jahr vor allem in sozialen Netzwerken immer wieder Diskussionen um das Antreten des Landes gegeben, denen die EBU stets entschieden entgegentrat. Künstlerin Eden Golan, die Israel vertritt, musste auf Druck der EBU ihren Text und Songtitel ändern – auch er war den Veranstaltern erst zu politisch erschienen.
Die erklärt unpolitische Haltung hinter dem ESC ist oft Gegenstand von Debatten. Immer wieder überschattet die Weltlage den Wettbewerb. Geduldet werden auf der Bühne in der Regel nur sehr abstrakte Äußerungen. In Liverpool zeigten die britischen Ausrichter im vorigen Jahr Ruinen und Raketen in einer Pausenshow und bauten auch eine Tanzeinlage in einer U-Bahn-Station ein – als Anspielung auf den Luftkrieg gegen ukrainische Städte.
lro/dpa
Eurovision Song Contest 2024: Das sind die ESC-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer
- Albanien: Besa – „Titan“
- Armenien: Ladaniva – „Jako“
- Aserbaidschan: Fahree feat. Ilkin Dovlatov – „Özünlə Apar“
- Australien: Electric Fields – „One Milkali“
- Belgien: Mustii – „Before The Party‘s Over“
- Dänemark: Saba – „Sand“
- Deutschland: Isaak – „Always On The Run“
- Estland: 5Miinust und Puuluup – „(Nendest) Narkootikumidest Ei Tea Me (Küll) Midagi“
- Finnland: Windows95man – „No Rules“
- Frankreich: Slimane – „Mon Amour“
- Georgien: Nutsa Buzaladze – „Fire Fighter“
- Griechenland: Marina Satti – „Zari“
- Italien: Angelina Mango – „La Noia“
- Irland: Bambie Thug – „Doomsday Blue“
- Island: Hera Björk – „Scared Of Heights“
- Israel: Eden Golan – „Hurricane“
- Kroatien: Baby Lasagna – „Rim Tim Tagi Dim“
- Lettland: Dons – „Hollow“
- Litauen: Silvester Belt – „Luktelk“
- Luxemburg: Tali – „Fighter“
- Malta: Sarah Bonnici – „Loop“
- Moldau: Natalia Brabu – „In The Middle“
- Niederlande: Joost Klein – „Europapa“ (disqualifiziert)
- Norwegen: Gåte – „Ulveham“
- Österreich: Kaleen – We Will Rave“
- Polen: Luna – „The Tower“
- Portugal: Iolanda – „Grito“
- San Marino: Megara – „11:11“
- Schweden: Marcus & Martinus – „Unforgettable“
- Schweiz: Nemo – „The Code“
- Serbien: Teya Dora – „Ramonda“
- Slowenien: Raiven – „Veronika“
- Spanien: Nebulossa – „Zorra“
- Tschechien: Aiko – „Pedestal“
- Ukraine: Alyona Alyona & Jerry Heil – „Teresa & Maria“
- Vereinigtes Königreich: Olly Alexander – „Dizzy“
- Zypern: Silia Kapsis – „Liar“