Sydney. Künstlerin Kirsha Kaechele lässt nur Frauen ihr Werk bestaunen – als Teil ihrer Kunst. Ein Besucher klagt nun wegen Diskriminierung.
Das Museum für neue und alte Kunst – kurz Mona genannt – ist kein Museum, das man im verschlafenen Hobart, der Hauptstadt der australischen Insel Tasmanien, erwarten würde. Eher würde es vielleicht nach New York, Paris oder Rom passen. Hier gibt es ägyptische Sarkophage zu sehen, aber auch kontroverse moderne Kunst: etwa eine „Maschine“, die echte, stinkende Exkremente produziert oder ein Gang, in dem über hundert in Porzellan gegossene weibliche Geschlechtsteile hängen.
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Den Besucherinnen und Besuchern des Museums wird schnell klar: Die Künstler und Kuratoren wollen mit vielen ihrer Ausstellungsstücke aufwühlen. So auch mit einer der aktuellen Ausstellungen, die nur Besucherinnen Zutritt gewährt. Männer müssen draußen bleiben, mit Ausnahme der Butler, die den weiblichen Gästen Champagner in hohen Gläsern servieren. Doch das Konzept stößt nicht überall auf Zustimmung: Ein männlicher Besucher fühlt sich diskriminiert – und klagt vor Gericht.
Museumsbesucher klagt gegen Männerverbot
Verwehrt bleibt ihnen der Eintritt in die sogenannte Ladies Lounge, eine kleine, in dunkelgrüne Samtvorhänge gekleidete Oase, in der Originalwerke von Picasso und Sidney Nolan ausgestellt werden. Wie andere Männer durfte auch Jason Lau die von der amerikanischen Künstlerin und Kuratorin Kirsha Kaechele ersonnene Installation nicht betreten, als er das Museum im April 2023 besuchte. Dies verärgerte den Besucher so sehr, dass er beim Antidiskriminierungsbeauftragten Tasmaniens eine Beschwerde einreichte. Er sei aufgrund seines Geschlechts diskriminiert worden, so Lau.
Inzwischen wurde die Angelegenheit vor einem Gericht in Hobart verhandelt. Während dieser Gerichtsverhandlung argumentierte der Mann: Er habe 35 Australische Dollar, umgerechnet rund 21 Euro, Eintritt bezahlt und deswegen erwartet, Zugang zum gesamten Museum zu haben. „Ich war ziemlich überrascht, als mir gesagt wurde, dass ich eine Ausstellung nicht sehen könnte, nämlich die Ladies Lounge“, sagte Lau laut Berichten lokaler Medien bei der Anhörung.
Künstlerin: Lounge soll Frauen „friedlichen Rückzugsort“ bieten
Die Kuratorin Kirsha Kaechele gesteht derweil ganz offen, dass die Ausstellung diskriminiere. Genau das wolle sie mit ihrer Arbeit auch erreichen. „Wir sind so tief in der Herrschaft des Mannes verankert, dass wir nicht einmal die unzähligen Arten sehen, mit denen wir an seiner Herrschaft festhalten und sie vervielfachen“, schrieb Kaechele in einer E-Mail.
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Genau aus diesem Grund brauche es die Ladies Lounge: Sie sei ein „friedlicher Rückzugsort für Frauen; ein Zufluchtsort, um klar zu denken und die reine Gesellschaft von Frauen zu genießen“. Sie sei „ein unverzichtbarer Raum“ für einen „Rückzug aus dieser seltsamen und unzusammenhängenden Welt männlicher Herrschaft“. Davon sollte es mehr geben, so Kaechele.
Die Amerikanerin nutzte die erste Verhandlung im März für einen medienwirksamen Auftritt: Gemeinsam mit einer Gruppe anderer selbsterklärter Feministinnen schritt sie – mit roten Lippen, Perlenketten und in abgestimmte dunkelblaue Anzüge gekleidet – aus dem Gerichtsgebäude ins Freie. Kaechele, die mit dem Gründer des Museums, David Walsh, liiert ist, demonstrierte damit ganz offen, dass ihr das Verfahren gerade recht kommt. Quasi als Fortsetzung ihrer Kunst.
„Men only“-Clubs sind in Australien noch heute verbreitet
Die Arbeit sei notwendigerweise diskriminierend, sagte Catherine Scott, die Anwältin von Kaechele vor Gericht. Indem Männern der Zutritt zur Ausstellung verweigert werde, ermögliche dies ihnen, etwas zu erleben. Auch Kaechele betonte, dass die Erfahrung der Ablehnung das Kunstwerk sei.
Die Ladies Lounge ist von ausschließlich für Männer zugänglichen Bereichen inspiriert. So erlaubte Australien es Frauen erst ab 1965, öffentliche Bars zu betreten. Zuvor waren sie – wenn sie überhaupt Zutritt hatten – in die sogenannte „Ladies Lounge“ verbannt worden, einen kleineren Bereich, in dem oft teurere Getränke verkauft wurden.
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In Australien gibt es bis heute Clubs wie den Melbourne Club oder den Australian Club in Sydney, die ausschließlich Männer aufnehmen. Der Australian Club stimmte 2021 zwar darüber ab, ob man nicht vielleicht doch Frauen zulassen wolle, entschied sich aber dagegen. Unter den Mitgliedern des Clubs sind sogar frühere australische Premierminister.
Eine Entscheidung des Gerichts, ob die heutige Ladies Lounge im Mona, die dieses Konzept auf den Kopf stellt, auch künftig „Women only“ bleiben wird, wird für die kommenden Wochen erwartet.