Paris. Fünf Jahre nach seinem Tod kam Karl Lagerfelds Pariser Wohnung unter den Hammer. Ein exorbitanter Preis für eine extravagante Wohnung.
Nach 19 Minuten ist alles vorbei. Der Auktionator hat leichtes Spiel. Ein Interessent bietet zehn Millionen Euro für das Pariser Appartement des verstorbenen Designers Karl Lagerfeld – vorher war es auf 5,3 Millionen Euro geschätzt worden.
Wer das ohnehin schon hohe Einstiegsgebot verdoppelt, macht es den mehr als 40 Bietern aus aller Welt schwer, mitzuhalten. Sie sind raus. Käufer und Preis toppen alle Erwartungen. So exorbitant der Preis anmutet, so extravagant war die Immobilie.
Karl Lagerfeld: So extravagant lebte der Designer
Das Appartment ist rund 260 Quadratmeter groß, allein das Wohnzimmer umfasst 120 Quadratmeter. Es ist voller riesiger beleuchteter Bücherregale. Verschiebbare Glasscheiben trennen den Raum mit Blick auf die Seine, das Louvre-Museum und die Tuileriengärten vom Schlafzimmer.
Ein Badezimmer mit einer großen weißen Badewanne sowie eine Edelstahlküche und ein 50 Quadratmeter großes Ankleidezimmer runden die untypische, futuristisch wirkende Wohnung ab. Verkehrte Welten: In Wahrheit stammt das Gebäude aus dem Jahr 1694.
Premiumblick auf Paris
Der 2019 verstorbene ikonische Modedesigner soll dort laut dem Notariatsbüro die letzten Jahre seines Lebens verbracht haben. Er habe eine Wohnung mit Glas und Transparenz gewollt, hell erleuchtet, weil er unter übermäßig beleuchteten Bedingungen lebe, sagte der Designer 2012 dem „AD Magazine“.
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Der Blick durch die drei mannshohen Fenster ist atemberaubend: Er fällt direkt auf die Seine und das gegenüberliegende Louvre-Museum. Rechter Hand ragt die Kathedrale Notre Dame auf. Links schweift das Auge ungehindert über die Tuilerien-Gärten, den Place de la Concorde und die Champs-Elysées bis hinauf zum Triumphbogen.
Schon die aufgerufenen 5,3 Millionen sind auch für Pariser Verhältnisse eine außergewöhnlich hohe Preisregion. Aber zugegeben, Lagerfelds ehemalige Wohnung im dritten Stock ist ebenfalls als absolut außergewöhnlich zu bezeichnen.
Der im Alter von 85 Jahren verschiedene „Zar“ der Haute Couture erwarb das Appartement 2004, bezog es jedoch erst 2007 nach einer höchst aufwendigen Renovierung. So ließ der Deutsche unter anderem alle Stuckverzierungen und nicht tragenden Wände entfernen, um einen 120 Quadratmeter großen Hauptraum zu schaffen.
Klinisches Weiß dominiert, statt Parket bedeckt grauer Kunstharzbeton den Boden. Eine ausgeklügelte Beleuchtungsanlage unterstreicht das futuristische, von Türen aus sandgestrahltem Glas und zahllosen Bücherregalen aus Metall unterstrichene Ambiente.
Gepanzerte Türen: Darauf legte Lagerfeld wert
Auf die wenigen Besucher, die der allein mit seiner Katze Choupette lebende Lagerfeld hier empfing, soll das sparsam möblierte Appartement wie ein Raumschiff aus ferner Zukunft gewirkt haben.
Der „große Karl“, so erzählen Bekannte, wollte in der Tat, dass dieser Ort an den Film „2001 – Odyssee im Weltraum“ erinnert. Ganz bewusst habe er Räumlichkeiten des 21. Jahrhunderts geschaffen, in denen außer ihm selber und den Büchern nichts an die Vergangenheit erinnert.
Die eher kleine Edelstahl-Küche hat Lagerfeld angeblich selten genutzt, da er ungern kochte und Essensgerüche vermeiden wollte. Größer fallen das Badezimmer und der Ankleideraum aus, der die schwarzen Anzüge des Modemachers beherbergt haben muss.
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Auf seine Sicherheit hat Lagerfeld, der es als Dandy, Designer, Fotograph und scharfzüngiger Spötter zu Weltruhm und jeder Menge Neider brachte, offensichtlich großen Wert gelegt. So ist die schwere Eingangstür gepanzert. Im Eingang prangt ein Videotelefon, Treppenhaus und Flur lassen sich über vier auf das Appartement verteilte Monitore beobachten.
Andere Hinterlassenschaften bereits versteigert
Wohlgemerkt: Lagerfelds extravagantes Appartement ist völlig leer. Seine Möbel, Bücher und Kleidung sind bereits auf drei Sotheby’s-Auktionen in Monaco, Paris und Köln versteigert worden. Auch ist nicht bekannt, wem das Geld für die Wohnung zugutekommen wird oder warum die Nachlassverwalter den Weg der Versteigerung statt den des simplen Verkaufs wählten.