Berlin. Die Vizechefin der „Süddeutschen Zeitung“ steht unter Plagiatsverdacht. Pikant: Ein rechtes Portal hat die Recherchen finanziert.

Die „Süddeutsche Zeitung“ wird aktuell von einem Plagiatsskandal um die stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid erschüttert. Innerhalb der Redaktion herrscht seit geraumer Zeit helle Aufregung, nachdem bekannt wurde, dass Interna aus einer Redaktionskonferenz an einen Branchendienst „durchgestochen“ wurden, der daraufhin als Erster über mögliche Plagiate in Föderl-Schmids Texten berichtete. Die Chefredaktion der „SZ“ ließ danach E-Mail-Konten von Mitarbeitern überprüfen, um den „Maulwurf“ zu ermitteln.

Jetzt gibt es die nächste schräge Volte in dem Stück um mögliche Plagiate, Vertrauen und Verrat. Auftraggeber für die Plagiatsprüfung der Doktorarbeit von Föderl-Schmid ist das rechte Medienportal „Nius“. Die Redaktion von „Nius“ teilte am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Wir bestätigen gerne, dass Herr Weber in unserem Auftrag ein Gutachten für die Dissertation von Alexandra Föderl-Schmid angefertigt hat. Nach erster redaktioneller Sichtung der Doktorarbeit im Dezember waren wir uns sicher, dass für eine seriöse Bewertung ein Fachmann hinzuzuziehen ist.“ Der Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber bestätigte der dpa am Dienstag ebenfalls, dass „Nius“ Auftraggeber ist. Weber sagte zur laufenden Untersuchung, dass diese noch ein bis zwei Wochen dauere.

Am Vortag hatte das Portal, dessen prominentester Journalist der ehemalige „Bild“-ChefredakteurJulian Reichelt ist, bereits über konkrete angebliche Fundstellen der Plagiatsprüfung berichtet. Dass „Nius“ auch Auftraggeber ist, blieb zu dem Zeitpunkt noch unklar.

Föderl-Schmid zieht sich vorübergehend aus Tagesgeschäft zurück

Am Montag hatte die „Süddeutsche Zeitung“ auf ihrer Webseite bekannt gemacht, dass sich Föderl-Schmid wegen Vorwürfen zu ihrem Umgang mit Quellen in ihren Texten vorübergehend aus dem operativen Tagesgeschäft zurückzieht. Es sei eine externe Kommission zur Prüfung der Vorwürfe beauftragt worden. Diese waren im Dezember aufgekommen, der Branchendienst „Medieninsider“ hatte darüber berichtet. Die Chefredaktion hatte eingeräumt, dass es seitens Föderl-Schmid einen fehlerhaften Umgang gegeben habe.

Weiterhin machte die „SZ“ auf ihrer Webseite am Montag bekannt: „Zudem hat Föderl-Schmid am selben Tag die Universität Salzburg gebeten, ihre Dissertation zu prüfen.“ Grund dafür sei, dass der Salzburger Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber nach eigener Darstellung „Plagiatsfragmente“ in der Dissertation festgestellt habe, die Föderl-Schmid dort 1996 eingereicht hatte. „Bis zum Abschluss dieser Prüfungen wird sich Föderl-Schmid aus dem operativen Tagesgeschäft der ‚SZ‘ zurückziehen.“ Nähere Angaben machte das Zeitungshaus zunächst nicht.

Weber hatte auf dpa-Nachfrage am Montag bestätigt, dass er aktuell Föderl-Schmids Dissertation „Vom Monopol zum Markt: Zehn Jahre duales Rundfunksystem in Deutschland“ überprüfe und auf Fundstellen gestoßen sei. Den Auftrag habe er im Dezember kurz vor Weihnachten erhalten.

fmg/dpa