Berlin. Magdeburg war ein wichtiger Knotenpunkt im Mittelalter. Neue Funde sollen Aufschlüsse über einen berühmten Herrscher der Stadt geben.
Magdeburg ist seit über 1000 Jahren „Ottostadt“. So bezeichnet sich die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts seit mehreren Hundert Jahren selbst. Grund dafür sind Otto I. der Große, der im 10. Jahrhundert von hier aus das römische Reich regierte, und Otto von Guericke, der als Bürgermeister der Stadt im 17. Jahrhundert von Magdeburg aus die Wissenschaft prägte. Das Zeitalter des Ersteren kehrt jetzt mit einem aufsehenerregenden Fund wieder in die mitteldeutsche Stadt zurück.
Otto I. der Große legt im 10. Jahrhundert eine steile Karriere zurück. 912 als Herzog von Sachsen geboren, wird er nach dem Tod seines Vaters erst König des Ostfrankenreiches, dann König von Italien und anschließend im Jahr 962 römisch-deutscher Kaiser.
Magdeburg als wichtiger Knotenpunkt im Mittelalter
Magdeburg dient dem Herrscher dabei lange als wichtiger Stützpunkt. Ab 936 baut er die Stadt zu einer Pfalz und einem wichtigen christlichen Stützpunkt aus. Das Moritzkloster und den ersten Magdeburger Dom stiftet Otto I. der Große an das 968 gegründete Erzbistum. Die heutige Landeshauptstadt wird zu einem bedeutenden Handelsort und Knotenpunkt im Mittelalter. Die Frage danach, was aus dieser Zeit übrig geblieben ist, kommt immer wieder auf.
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Gerade der Magdeburger Domhügel gewinnt dabei immer wieder an Bedeutung. Dort wurden zwischen 1959 und 1968 bereits Fundament-Spuren eines eindrucksvollen Monumentalbaus gefunden. Dieser soll aus dem 12. Jahrhundert stammen. Auch Ausgrabungen aus den Jahren 2001 und 2003 brachte weitere Spuren dieses Baus ans Tageslicht.
Neuster archäologischer Fund soll entscheidende Erkenntnisse liefern
Was genau hier vor mehreren Jahrhunderten stand, darüber sind sich die Forschenden noch nicht einig. Derzeit wird von mehreren aufeinanderfolgenden Bauten ausgegangen: einem Herrschaftssitz, ein ottonischer Bischofssitz sowie ein Bischofspalastes sollen hier gestanden haben, heißt es vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Einen entscheidenden Schritt in der Analyse der damaligen Bausubstanzen soll jetzt der neuste Fund in Magdeburg liefern. In der im Oktober unter der Leitung von Dr. Holger Grönwald gestarteten Ausgrabung wurden erstmals bauliche Überreste gefunden. Zwei Mauerzüge – die Außenmauer eines halbkreisförmigen Raumes sowie ein an dessen Nordende ansetzender, nach Westen verlaufender Mauersockel sollen nun mehr Aufschluss auf die ottonische Zeit geben.
Klar ist jetzt schon, dass der neu entdeckte Raum nicht lange Bestand hatte, wie zunächst „Archäologie Online“ berichtete. In den Ausgrabungen sei zu sehen, dass die Überreste der Substanz durch andere Strukturen, die wahrscheinlich vom Bischofspalast Norberts von Xanten stammen, überlagert seien. Auch Brandspuren, die vermutlich vom Magdeburger Stadtbrand von 1207 herrühren, konnten entdeckt werden.
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Für die Zeitgeschichte Magdeburgs hat der Fund eine große Bedeutung. Dass erstmals konkrete Bausubstanzen aus der Zeit von Otto I. des Großen nachgewiesen werden konnten, bekräftigt die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts wichtige Rolle in der archäologischen Forschung.
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