Dresden. Am Freitagabend trat Heino zum ersten Mal nach dem Tod seiner Frau in der Kreuzkirche in Dresden auf. So emotional verlief der Abend.
Es ist wohl eines der schwersten Konzerte in Heinos Karriere. Auf einer Staffelei auf der Bühne steht ein Bild von seiner Anfang November verstorbenen Ehefrau Hannelore. Davor steht eine große Glasvase mit 44 roten Rosen – ein Symbol für die 44 gemeinsamen Ehejahre. Es brennt eine Kerze. Alles steht im Zeichen der Trauer. Vor rund zwei Wochen, am 8. November, ist seine Ehefrau gestorben. Das Konzert an diesem Freitag ist Heinos erster Aufritt seit ihrem Tod.
Die Kreuzkirche in Dresden ist bis auf die letzte Reihe gefüllt. Mehrere Hundert Menschen sind gekommen, um dieses besondere Konzert zu sehen. Kurz nach 17 Uhr geht es los. Aber zunächst ohne Heino. Zwei Männer am Klavier und zwei Backgroundsängerinnen – alle in schwarz gekleidet – treten auf die Bühne und stimmen das Lied „Hallelujah“ (Original von Leonard Cohen) an. In diesem Moment wird das Publikum ruckartig still, ist sichtlich ergriffen. Nur der Klang der Musik hallt in der Kirche. Ein Mann im Publikum fängt an zu schluchzen und wischt sich mit einem Taschentuch Tränen aus den Augen.
Lesen Sie auch: Heino: „Mit so einer Gesinnung möchte ich nichts zu tun haben“
Heino in Dresden: Wohl schwierigstes Konzert seiner Karriere
Heinos Manager, Helmut Werner, tritt auf die Bühne. „Es ist ein schweres Konzert, für Heino ist es sicherlich das schwierigste seiner Karriere“, sagt Werner. Und das, obwohl Heino seit mehr als 60 Jahren im Musikbusiness ist. „Hannelore hätte gewollt, dass er heute auftritt“, führt Werner fort. Sie sei stets seine Triebfeder gewesen, habe ihn immer motiviert.
Rund 44 Jahre waren Hannelore und Heinz Georg Kramm, wie Heino mit bürgerlichem Namen heißt, verheiratet. Sie galten für viele als das Traumpaar der deutschen Volksmusik. Um Hannelore ein weiteres Mal zu gedenken, spielt Franz Lambert an der Orgel das Lied „Dornenvögel-Rhapsodie“. „Sie hat es sich immer bei allen Kirchenkonzerten von mir gewünscht“, erzählt der Organist.
Heinos erstes Konzert nach Hannelores Tod: Das war der wohl emotionalste Moment
Nun kommt endlich Heino unter viel Applaus selbst auf die Bühne. Ohne ein Wort zu sagen, stimmt er gleich das erste Lied an, „Die Himmel rühmen“. So lautet auch der Name seiner Europa-Kirchen-Tournee.
Während seines Auftrittes wirkt Heino die meiste Zeit gefasst. „Niemand weiß, wo in uns Menschen sich die Seele befindet“, leitet Heino zu seinem nächsten Song über. „Die einen mögen vermuten im Kopf, die Romantischen im Herzen. Ich gehöre zu Letzteren.“ Es ist wohl eines der emotionalsten Lieder des Abends. Als er „Ach, ich hab’ in meinem Herzen da drinnen einen wundersamen Schmerz“ singt, wischt er sich mit einem Taschentuch die Tränen weg.
Während des gesamten Konzertes verliert Heino kein Wort über seine verstorbene Ehefrau. Ebenso blickt er auch nicht ein einziges Mal zur Staffelei mit dem Bild von Hannelore. Stattdessen erzählt er, dass er zu Beginn seiner Kariere in den 1960er Jahren für seine Volkslieder belächelt wurde. Dennoch ist ihm seine Trauer anzumerken.
Auch interessant:Heino und Hannelore: Diese Schicksalsschläge schweißten sie zusammen
Heino in Dresden: So reagierte das Publikum
In dem nächsten Lied, „Es war am Anfang“, geht es um Vergänglichkeit. „Doch alles, was wir sind, es wird vergehen“, heißt es im Text. „Menschen nutzt die Zeit, Jahre vergehen.“ In einem weiteren Song singt Heino davon, dass er in seinem Herzen einen Schmerz habe. „Es fällt schwer, ohne den anderen bleibt das Leben leer“. Wenngleich Lieder wie diese schon seit Längerem zu Heinos Repertoire gehören, gewinnen sie in diesem Moment wohl ganz neu an Bedeutung.
Auch das Publikum ist sichtlich berührt. Einige fangen an zu weinen. „Mich berührt das Ganze sehr“, sagt Wolfgang Timm, der mit seiner Frau und Freunden zu dem Konzert gekommen ist. Er habe größten Respekt vor Heino, wüsste nicht, ob er selbst das in so einer Situation könnte. „Der Mann ist einfach einzigartig.“
Dafür bewundern die Fans Heino
Timm und seine Frau seien große Fans des Sängers, sagt er. Deshalb seien sie extra von Cuxhaven zum Konzert nach Dresden gekommen. Jeder in Deutschland kenne ihn, sagt Timm. „Seine Stimme ist einfach der Wahnsinn“, ergänzt seine Frau. Aber auch die Texte würden ihr gefallen, vor allem, dass sie so tiefsinnig und romantisch seien. Das Lied „Die Himmel rühmen“ etwa, könne sie den ganzen Tag hören. Am meisten aber beeindruckt sei sie davon, wie Heino die Arien singt. „Trotz seines Alters singt er noch immer wie in jungen Jahren.“ Dafür bewundere sie ihn. Aber auch dafür, dass er trotz des Todes von Hannelore schon wieder auf der Bühne steht. „Ich könnte da jetzt nicht stehen.“
Ähnlich sieht das auch Judith aus Dresden, die mit einer Freundin zum Konzert gekommen ist. Heino ohne Hannelore sei für sie nur schwer vorstellbar. „Ich finde schon, dass man es ihm anmerkt, dass er traurig ist“, sagt sie. Unterschwellig sei die Trauer über den Tod die ganze Zeit präsent gewesen, sagt sie.
Nach dem rund zweistündigen Konzert steht das Publikum kollektiv auf und applaudiert. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder. Vielleicht bei einem nächsten Konzert“, sagt Heino und geht von der Bühne.