Berlin. Nicht nur bei Menschen hat die Corona-Pandemie Folgen hinterlassen. Studien zeigen, wie sich die Krise auch auf Tiere auswirkte.
Kontaktverbote, Ausgangssperren und Homeoffice: Die Corona-Pandemie hat bei Millionen Menschen ihre Spuren hinterlassen. Während intensiv über die psychologischen Folgen auf die Bevölkerung diskutiert wurde, erhielten die Auswirkungen auf die Tiere nur wenig Aufmerksamkeit. Dabei zeigt nun eine Studie, dass auch Schimpansen, Gorillas und Co. unter Corona gelitten haben und die Pandemie nicht spurlos an ihnen vorbeiging.
„Primaten gehören zu den kognitiv am weitesten fortgeschrittenen Arten in Zoos und ihre Interaktionen mit Besuchern sind komplex“, sagt Dr. Samantha Ward, Tierschutzwissenschaftlerin an der Nottingham Trent University in einer Mitteilung zur Studie. Die Lockdowns waren eine einmalige Gelegenheit für Forscher, die Auswirkungen von menschlicher Abwesenheit auf Tiere zu untersuchen.
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Studie zeigt: So hat Corona das Verhalten der Zootiere beeinflusst
Diese Gelegenheit hat Ward zusammen mit Forschern der Harper Adams University und der University of Wolverhampton genutzt. In der Studie haben sie untersucht, wie sich das Verhalten der Tiere nach den Corona-Lockdowns veränderte. Konkret hat sich das Team dabei auf Bonobos, Schimpansen, Westliche Flachlandgorillas und Olivenpaviane konzentriert. Die Daten für die Studie wurden zwischen April und September 2020 sowie zwischen November 2020 und Januar 2021 erhoben.
Dabei kam das Forscherteam zu folgenden Ergebnissen:
- Bonobos und Gorillas verbrachten weniger Zeit allein
- Gorillas haben weniger Ruhepausen eingelegt
- Schimpansen fraßen mehr und beschäftigten sich mehr in ihren Gehegen
- Paviane wiesen ein erhöhteres Sexualverhalten auf
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Einfluss von Corona auf Zootiere: Studie sei auch für künftige Arbeiten hilfreich
Ob diese Veränderungen positiv waren oder nicht, können die Forscher daraus jedoch nicht eindeutig ableiten. Dafür zeige die Studie laut Dr. Ellen Williams, Tierschutzforscherin an der Harper Adams University, „wie vielfältig Besucher das Verhalten von Primaten in Gefangenschaft beeinflussen können“. Weiter sagt sie, Verhaltensänderungen und Veränderungen in der Gehegenutzung in Anwesenheit von Besuchern würden die Anpassungsfähigkeit von Zooarten an ihre Umgebung verdeutlichen. „Die Bereitstellung von Umgebungen, die es den Tieren ermöglichen, sich auf diese Weise aktiv anzupassen, ist sehr wichtig für ihr Wohlergehen“, so Williams. Weiter sei die Studie laut ihr auch wichtig für zukünftige Arbeiten gewesen.
Auch im Berliner Zoo hätten die Mitarbeiter während des Lockdowns bei einzelne Tieren bemerkt, dass diese mehr Zeit alleine verbrachten und sich häufiger ausruhen, zum Beispiel im Streichelzoo. „Gerade für neugierige Tiere, darunter auch Affen und Raubtiere, ist der (indirekte) Kontakt zu den Menschen eine mentale Stimulation und die soziale Interaktion mit den Gästen von Zoo und Tierpark eine tolle Bereicherung für deren Alltag“, teilte Zoo-Pressesprecherin Svenja Eisenbarth auf Nachfrage mit. Das Team von Zoo und Tierpark habe während der Pandemie alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Tiere zu schützen, und sich an die veränderten Umstände angepasst, um weiterhin die bestmögliche Betreuung und Pflege für die tierischen Schützlinge zu gewährleisten. Mittlerweile seien die Tiere jedoch zu ihren alten Gewohnheiten zurückgekehrt. „Wir verzeichnen keine Veränderungen der Gewohnheiten der Tiere aufgrund der etwa vierwöchigen Schließung und den reduzierten Besuchszahlen in den Pandemie-Jahren“, so Eisenbarth.
Aber nicht nur Zootiere, sondern auch Wildtiere wurden in ihren Verhaltensweisen durch Corona beeinflusst, wie aus einer weiteren Studie unter anderem von Wissenschaftlern des Frankfurter Forschungsinstituts Senckenberg hervorgeht, die im Fachjournal „Science“ erschienen ist. Dabei analysierten die Forscher Bewegungsdaten von mehr als 2300 Säugetieren anhand von GPS-Daten.
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So hat Corona auch Wildtiere beeinflusst
„Unsere Daten zeigen, dass die Tiere während strenger Lockdowns in einem Zeitraum von zehn Tagen bis zu 73 Prozent längere Strecken zurücklegten als im Jahr zuvor, als es noch keine Beschränkungen gab“, sagte Marlee Tucker, Erstautorin der Studie und Ökologin an der Radboud-Universität im niederländischen Nijmegen, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Weiter hätten sie beobachtet, dass sich die Tiere im Durchschnitt 36 Prozent näher an Straßen aufhielten als vor der Pandemie. Laut Tucker sei eine mögliche Erklärung dafür, dass es in diesem Zeitraum weniger Straßenverkehr gab.