Hamburg. Kürzlich wurde Prechts Auftritt auf Kampnagel abgesagt. Jetzt war er mit Lanz im Gastwerk in Altona. Es fiel wieder ein seltsamer Satz.
Wahrscheinlich muss Richard DavidPrecht eine Zeitlang damit leben, dass er bei Auftritten wie dem beim Pawlik Kongress auf seinen verbalen Ausrutscher zum Thema Juden in dem gemeinsamen Podcast mit Markus Lanz angesprochen wird. Das tat auch Moderator Dunja Hayali, als sie bei der Vorstellung von Lanz und Precht freundlich lächelnd über deren mediale Präsenz und den viel kritisierten Ausrutscher sagte: „Manches geht nach hinten los, vieles aber auch nicht.“
Lanz reagierte, kaum, dass Precht und er auf der Bühne Platz genommen hatten: „Immer dieser Unterton, immer wenn du kommst, Richard.“ Dann legte der Philosoph auf der Veranstaltung, die vom Hamburger Abendblatt unterstützt wird, wie gewohnt los, sprach über die globalen Umwälzungen, die die Welt erschüttern, und über den Wohlstand, der vor allem in Deutschland zu bröckeln beginnt. Die Angst, diesen Wohlstand zu verlieren, sei groß, sagte Precht, und dass das Wohlstandsversprechen die Leiterzählung in Deutschland nach dem Krieg gewesen sei: „In Deutschland hat der Mercedes-Stern das Hakenkreuz ersetzt“, sagte Precht dann wörtlich, und man darf gespannt sein, wie dieser Satz nach der medialen Diskussion um den Philosophen aufgenommen werden wird.
- Richard David Precht – „Ihm fehlt zentrale Eigenschaft eines Denkers“
- Antisemitismus-Eklat: FDP-Politikerin liest Lanz die Leviten – der holt zum Konter aus
Richard David Precht: Medien bleiben eines seiner Lieblingsthemen
Die Medien selbst bleiben eines der Lieblingsthemen Prechts, er gab ihnen auch in Hamburg eine Mitschuld daran, dass es in Deutschland zu wenig Veränderungsbereitschaft gibt: „Jeder, der bei uns mit einer Idee um die Ecke kommt, geht ein hohes Risiko ein, medial niedergemacht zu werden.“ Politiker würden hierzulande Wahlen durch das Versprechen von Kontinuität gewinnen, nicht durch mutige Veränderungen: „Wir erleben in der Politik den Siegeszug der Taktik über die Strategie.“
Das sieht auch Markus Lanz so: „Ich bin erschrocken darüber, wohin der Optimismus verschwunden ist.“ Precht betonte, dass er trotz allem Optimist bleibe: „Ich habe keine Lust, mein Leben lang in schlechter Laune zu verbringen.“ Vertretern von Mercedes war die gute Laune allerdings wegen des aus ihrer Sicht mehr als unpassenden Vergleichs vergangen.