Reykjavík. Die Erde in Island bebt gewaltig. Forschern zufolge sind die Tausenden Erdbeben Vorboten eines Vulkanausbruchs. Die Behörden reagieren.
- Vulkan auf Island ist sehr aktiv
- Lage verschärft sich
- 4000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht
- Behörden warnen vor Zerstörung von Ortschaft durch Vulkanausbruch
Aufgrund der anhaltenden schweren Erdbebenserie auf Island warnen die Behörden auf der Nordatlantik-Insel vor noch stärkeren Beben und einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Erschütterungen in der Nähe des Ortes Grindavík könnten noch heftiger werden und letztlich zu einer Eruption führen, teilte die isländische Polizei am Freitagabend mit.
Am Samstag konkretisierte der isländische Katastrophenschutz, ein Ausbruch des Vulkans könne schwere Schäden anrichten. „Wir sind wirklich besorgt um alle Häuser und die Infrastruktur in der Gegend“, sagte Vidir Reynisson, Leiter der Behörde, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
„Das Magma befindet sich jetzt in einer sehr geringen Tiefe, so dass wir mit einem Ausbruch innerhalb weniger Stunden, spätestens aber innerhalb einiger Tage rechnen“, sagte Reynisson. Das wahrscheinlichste Szenario sei die Öffnung eine Erdspalte in der Nähe von Grindavik. „Wir haben eine etwa 15 Kilometer lange Spalte, und überall dort, wo sich diese Spalte befindet, könnte es zu einer Eruption kommen“, sagte Reynisson.
Er schloss jedoch die Möglichkeit einer Eruption auf dem Meeresboden nicht aus, die wahrscheinlich eine große Aschewolke verursachen würde. „Es ist nicht das wahrscheinlichste Szenario, aber wir können es nicht ausschließen, weil das Ende der Spalte ins Meer führt“, sagte er.
Vulkan auf Island: Ortschaft mit 4000 Einwohnern evakuiert
Vorsichtshalber sei die Evakuierung der Ortschaft mit 4000 Einwohnern angeordnet worden. Es werde weiterhin geprüft, ob sich das Magma der Erdoberfläche nähere. Bereits in den vergangenen Tagen gab es immer mehr Anzeichen, dass zu einem Ausbruch des Vulkans auf Island kommen könnte.
Wegen des Erdbebenschwarms nördlich von Grindavík rief die Polizei eine Gefahrenlage (hættustig) aus. Diese Stufe des Warnsystems bedeutet, dass die Behörden eine zunehmende Gefahr sehen und Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit der Menschen in dem Gebiet zu gewährleisten. Der Vulkanologe Robin George Andrews schrieb auf Twitter, dass die Reykanes-Halbinsel von Tausenden kleinen Erdbeben und einigen mittelstarken Erdbeben erschüttert werde. „Das passiert, wenn aufsteigendes Magma Gestein zerbricht.“
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Vulkan auf Island: Anzeichen deuten auf Ausbruch hin
Die isländische Wetterbehörde Vedurstofa berichtete am Abend davon, dass die Anzeichen, die man derzeit sehe, vergleichbar mit denjenigen am Vorabend der ersten Eruption am Vulkan Fagradalsfjall im Jahr 2021 seien und sehr stark der seismischen Aktivität einen Monat vor diesem Ausbruch ähnelten. Das wahrscheinlichste Szenario sei nun, dass es eher mehrere Tage statt Stunden dauern werde, bis das Magma die Erdoberfläche erreiche.
Der erneute Erdbebenschwarm auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik hatte vor knapp zweieinhalb Wochen begonnen. Seitdem kam es zu Tausenden Beben, am Freitagnachmittag nahmen sie jedoch nochmals an Stärke und Häufigkeit zu. Nach Daten der Wetterbehörde hatten mehrere davon eine Stärke jenseits von 4,0 - eines sogar von etwa 5,2.
Auf der Halbinsel war es bereits 2021, 2022 sowie in diesem Sommer zu Vulkanausbrüchen gekommen. Sie hatten sich jeweils mit längeren Erdbebenserien angekündigt. Eine Gefahr für bevölkerte Gegenden bestand bei allen drei Eruptionen nicht.
Modell zu Vulkanausbruch auf Island: Wohin fließt die Lava?
Diesmal wurde jedoch mit Sorge auf das Geothermiekraftwerk Svartsengi in der Region geblickt. Das direkt daneben liegende Geothermalbad Blaue Lagune, eine der größten Touristenattraktionen Islands, wurde aufgrund der Erdbebenserie vorübergehend geschlossen. Für Grindavík wenige Kilometer weiter südlich wurde ein Evakuierungsplan ausgearbeitet. Ein Modell der Behörden deutete am Freitag jedoch nicht darauf hin, dass Lava im Falle einer Eruption Richtung Grindavík fließen würde.
Warum gibt es so viele Vulkane auf Island?
In Island gibt es etwa 130 Vulkane, von denen rund 30 als aktiv gelten. Das Land liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, einer massiven unterseeischen Gebirgskette, die sich über den gesamten Atlantik erstreckt. Dieser Rücken markiert die Grenze zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen tektonischen Platte. Die tektonischen Platten, auf denen Island sitzt, driften auseinander, was zu einer ständigen vulkanischen Aktivität führt.
Unterdessen gibt es nicht nur in Island Sorge vor einem Vulkanausbruch. Auch unter der Erde in Europas Süden brodelt es: Die Phlegräischen Felder bei Neapel sorgen dort seit Monaten für Unruhe, ein Ausbruch des Supervulkans könnte katastrophale Folgen haben.