Berlin. Bei der großen Krebs-Tagung Yes!Con in Berlin geht es ums Mutmachen und um neues Fachwissen. Engagierte Sängerin Anastacia wird geehrt.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war am Sonnabend kaum zu bremsen: Bei der Eröffnung der Krebs-Tagung Yes!Con in Berlin schwärmte Deutschlands oberster Gesundheitspolitiker davon, wie Künstliche Intelligenz (KI) im deutschen Gesundheitssystem künftig die Forschung, aber auch die Behandlung von Krebs verbessern könnte. „Ich weiß, meine Zeit ist abgelaufen – aber ich komme noch zu einem Anwendungsbeispiel“, sagte Lauterbach, Schirmherr der Yes!Con, der seine Redezeit um einiges überzog und schmunzelnd um Nachsehen für seine Begeisterung bat.
Von aufschlussreicher Zusammenarbeit mit Experten der Universität Harvard berichtete der Minister, und von Möglichkeiten, wie Krebsforscher durch KI blitzschnell mit den jeweils am besten geeigneten Patienten für wichtige Studie zusammenkommen können. Mit der „dysfunktionalen Datenstruktur“ in Deutschland sei dies derzeit noch nicht möglich, so Lauterbach. Das soll es aber werden. Auf der Agenda des Bundesgesundheitsministeriums stehen in dieser Legislaturperiode unter anderem zwei Gesetzesinitiativen als Teil der Digitalisierungsstrategie.
„Künstliche Intelligenz ist ein gefährlicher Gegner für Krebserkrankungen“
„Künstliche Intelligenz ist ein gefährlicher Gegner für Krebserkrankungen“, davon ist Lauterbach überzeugt. Auf technische Fortschritte im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs, zweithäufigste Todesursache in Deutschland, hoffen viele Patienten und Angehörige.
Die Tagung Yes!Con bot einen Tag lang Expertentalks, Workshops und vieles mehr. Sie ist mittlerweile das größte von Betroffenen ins Leben gerufene Forum zum Austausch rund um die heimtückische Krankheit. Das würdigte auch Lauterbach, der zudem festhielt: Bei kaum einer anderen Erkrankung spiele die Selbsthilfe eine derart bedeutende Rolle wie bei Krebs. Er danke allen, die sich in der Selbsthilfe engagierten. „Es ist sehr wichtig, dass man eine Gemeinschaft bildet, die sich nahesteht“, so der Gesundheitsminister.
Krebsforschung und Ärzte arbeiteten dafür, Krebs besser heilbar zu machen und das Leben der Patienten mit einer Krebsdiagnose so lang wie möglich zu machen. Als Botschaft für den Tag gab der Gesundheitsminister den Teilnehmern auch „Gute Laune!“ mit auf den Weg. „Denn eine Lebensverlängerung macht ja nur Sinn, wenn man das Leben auch mit Freude nutzt“, sagte Lauterbach.
Das Leben mit und nach Krebs leichter zu machen, darum geht es bei der Yes!Con, deren Motto lautet: „Du bist nicht allein“. Patienten und Angehörigen Mut zu machen, ein Signal der Gemeinschaft zu senden, über neue Trends und Erkenntnisse rund um Krebs zu informieren. 600 Teilnehmer waren vor Ort im AXICA neben dem Brandenburger Tor dabei. Wer keine der kostenlosen Karten bekommen hatte, konnte die Veranstaltung auch über einen Livestream im Internet mitverfolgen.
Anastacia wird in Berlin geehrt
Seit 2020 würdigt die Yes!Con bekannte Personen, die Krebs eine laute Stimme geben und das Sprechen über Krebs leichter machen. Dieses Jahr wurde Star-Sängerin Anastacia („I’m Outta Love“) auf der Bühne geehrt. Für ihren öffentlichen Umgang mit ihrer eigenen Brustkrebserkrankung bekam die 55-jährige US-Amerikanerin in Berlin den „Yes!Award – Ring of Courage“ verliehen. Anastacias erfolgreicher und ohne Tabus öffentlich geführter Kampf gegen Brustkrebs mache sie für viele Betroffene über Generationen hinweg zum Vorbild. Überreicht wurde ihr der Ring von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die selber mit ihrem couragierten Krebs-Outing und ihrem offenen Umgang mit der Erkrankung ein Zeichen gesetzt hat. Schwesig war im Jahr 2020 die erste Preisträgerin.
Und auch Fußballbundesligist 1. FC Union Berlin erhielt den „Ring of Courage“. Denn nach der Diagnose Hodenkrebs bei Spieler Timo Baumgartl im Jahr 2022 stand Union ihm während der schweren Zeit vorbildlich zur Seite. Alle Team-Kollegen gingen zur Vorsorge-Untersuchung in die Charité. Der Verein kommunizierte offen darüber, sodass auch die Fans geschlossen hinter ihrem Spieler standen. Kurz nach Baumgartls Outing folgten weitere Profifußballer, die ihren Hodenkrebs öffentlich machten und damit zur Enttabuisierung der Krankheit mit beitragen.
Yes!Con: Auch das Brandenburger Tor erstrahlt in Pink
Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) kam ebenfalls zur Yes!Con. „Nahezu jeder von uns macht in seinem Leben Erfahrung mit einer Krebsdiagnose. Ob nun ganz persönlich oder im direkten Umfeld“, hielt sie fest. Berlin sei mit seiner starken Forschungslandschaft ein wichtiger Standort im Kampf gegen onkologische Erkrankungen. Nicht nur die Berliner Charité leiste Großartiges auf diesem Gebiet, sondern auch das Max-Delbrück-Centrum und das Berliner Institut für Gesundheitsforschung. Um die positive Botschaft der Krebs-Tagung zu unterstreichen, strahlte auch das Brandenburger Tor am Abend in Pink, der Farbe der Yes!Con. „Der Berliner Senat unterstützt dieses Thema gerne“, so Czyborra. „Es ist großartig, dass dieses schwere Thema hier so einen Charakter von Glamour bekommt.“
„Krebs braucht Kommunikation“, das ist die Mission der gemeinwohlorientierten Organisation yeswecan!cer, die die Yes!Con veranstaltet. Die FUNKE Mediengruppe engagiert sich fast von Beginn an als Partner und gab am Sonnabend bekannt, mit der yeswecan!-GmbH & Co. KG eine tragende Säule der gemeinnützigen Organisation zu übernehmen. „Wir wollen uns bei FUNKE dafür einsetzen, dass die Krankheit in die Mitte der Gesellschaft rückt. Dass es selbstverständlich wird, darüber zu sprechen“, sagte FUNKE-Verlegerin Julia Becker.