Berlin/Kairo. Schon die alten Ägypter schätzten offenbar einen guten Tropfen. Ausgrabungen in Abydos widerlegen überdies eine schauerliche Theorie.
Meret-Neith war wohl eine der mächtigsten Frauen ihrer Zeit und zu Lebzeiten einem guten Tropfen Wein nicht abgeneigt. Anders lässt sich der spektakuläre Fund kaum erklären, den Archäologen aus Österreich, Deutschland und Ägypten in einer Grabkammer in Abydos in Ägypten kürzlich gemacht haben.
Aktuelle Grabungen und Untersuchungen eines Teams unter Leitung der Wiener Archäologin Christiana Köhler haben eine große Anzahl von Grabbeigaben ans Licht gebracht, darunter Hunderte von großen Krügen, die noch ihre Originalversiegelung hatten. Beim Öffnen fanden die Wissenschaftler Überreste von 5000 Jahre altem Wein sowie sehr gut erhaltene Traubenkerne.
Ägypten wurde in der Antike für seine Weine geschätzt
Einer mächtigen Person Wein als Wegzehrung für die Reise ins Jenseits mitzugeben, war im alten Ägypten nichts Ungewöhnliches. Pharao Skorpion I. wurde um 3150 vor Christus mit 700 Krügen Wein als Beigabe beigesetzt. Der edle Tropfen war aber wohl ein Importprodukt aus der Levante. Denn der Anbau von Wein ist in Ägypten erst ab der Zeit um etwa 3000 vor Christus nachweisbar. Auch der berühmte Pharao Tutanchamun erhielt nach seinem Tod (ca. 1350 vor Christus) Wein mit ins Grab. Später importierten die Römer große Mengen Wein aus dem Nilreich. Wein aus Ägypten wurde in der Antike also offenbar sehr geschätzt.
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Über Meret-Neith wussten die Wissenschaftler bisher nicht allzu viel. Bekannt ist, dass sie vor etwa 5000 Jahren lebte und eine sehr einflussreiche Person gewesen sein muss. „Sie war die einzige Frau, die ihr eigenes monumentales Grab auf Ägyptens erstem königlichen Friedhof in Abydos hatte“, erklärt Christiana Köhler vom Institut für Ägyptologie an der Universität Wien.
Die Wissenschaftler spekulieren noch darüber, ob Meret-Neith die erste Pharaonin überhaupt gewesen sein könnte, eine Vorgängerin der ungleich bekannteren Hatschepsut. Inschriften bezeugen in jedem Fall, dass Meret-Neith wichtige Regierungsämter innehatte. So war sie beispielsweise für das Schatzhaus verantwortlich.
Rituelle Menschenopfer gehören ins Reich der Legende
Der Grabkomplex von Meret-Neith ist in jedem Fall beeindruckend. Die monumentale Anlage in der Wüste von Abydos, die neben ihrer eigenen Grabkammer auch die Gräber von 41 Höflingen und Dienern umfasst, wurde aus ungebrannten Lehmziegeln, Lehm und Holz gebaut. Die Anlage ist im Grundriss ungefähr 37 mal 26 Meter groß und hauptsächlich unterirdisch angelegt.
Eine weitere Entdeckung der Archäologen widerlegt einen spekulativen Ansatz einiger Forscher: Die Gräber der Höflinge wurden demnach zu verschiedenen Zeiten verschlossen. Damit ist eine noch immer verbreitete Theorie aus der Welt, dass Diener und Höflinge ihrem Herrn oder ihrer Herrin in den Tod folgen mussten. Die niemals wirklich bewiesene Idee eines rituellen Menschenopfers als Teil des königlichen Begräbnisses in den ersten Dynastien des alten Ägypten konnte damit endgültig als Schauermär enttarnt werden.