Berlin. Das U-Boot “UC 71“ sank vor mehr als 100 Jahren in der Nordsee und droht zu zerfallen. Nun erstellen Forscher ein besonderes 3D-Modell.
Die Nordsee nagt unaufhörlich an "UC 71" - dem deutschen U-Boot, das 1919 vor der Hochseeinsel Helgoland versank. Nun hat ein internationales Forscherteam ein präzises 3D-Modell des U-Boot-Wracks aus dem Ersten Weltkrieg erstellt, um ein Stück Geschichte zu bewahren. Dafür haben sie etwa 30.000 Fotos verwendet.
"Als Taucher sehen wir aufgrund der eingeschränkten Sicht immer nur einen kleinen Ausschnitt. Jetzt können wir erstmalig das ganze U-Boot betrachten, erkunden und mit allen teilen, die sich dafür interessieren", erklärte Forschungstaucher und Projektleiter Florian Huber der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben das Unsichtbare sichtbar gemacht."
UC 71: U-Boot sank unter mysteriösen Umständen
Das U-Boot, das im Jahr 1916 gebaut wurde, versank 1919 während einer Überführungsfahrt nach England vor der Nordseeinsel Helgoland. Während des Ersten Weltkriegs versenkte es mit Torpedos, Minen und Sprenggranaten insgesamt 61 Schiffe, wie Huber herausfand. Untersuchungen ergaben 2014, dass die Besatzung auch ihr eigenes Boot versenkte.
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Anfang Juli dokumentierte ein Forscherteam unter der Leitung des selbstständigen Kieler Forschungstauchers Huber das Wrack vor der Hochseeinsel in einer Tiefe von 23 Metern. Die Taucher filmten das versunkene Boot mit vier hochauflösenden Kameras. Aus diesen Aufnahmen wurden später 30.000 Fotos extrahiert. Mithilfe einer Software wurden diese Fotos zu einem präzisen digitalen Modell verarbeitet. Das 3D-Modell soll bis 2024 ausgedruckt, bemalt und im Rahmen einer eigenen Ausstellung im Museum Helgoland gezeigt werden.
Nordsee: U-Boot-Wrack droht endgültig zu zerfallen
"UC 71" steht seit 2012 unter Denkmalschutz. "Doch nach über 100 Jahren in der stürmischen und hochdynamischen Nordsee zerfällt das 50 Meter lange Wrack langsam, aber unaufhaltsam", so Huber. "Die 3D-Modellierung bietet der Unterwasserarchäologie seit ein paar Jahren völlig neue Möglichkeiten für die Dokumentation und Visualisierung unter Wasser liegender Fundstellen." Die Modelle stehen sowohl für wissenschaftliche Dokumentationen als auch für Präsentations- und Visualisierungszwecke in Museen zur Verfügung.
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An dem Photogrammetrie-Projekt waren auch Experten aus Finnland und Schottland beteiligt. Chris Rowland von der Universität Dundee in Schottland ist sicher: "Durch die digitale Dokumentation von UC 71 kann jetzt ein einzigartiges Stück deutscher Geschichte bewahrt und einem großen Publikum zugänglich gemacht werden."
(dpa, amw)