Berlin. Forscher haben in Australien die Überreste einer prähistorischen Tierart entdeckt. Sie geben ganz neue Aufschlüsse über die Evolution.

Schon beim Gedanken an einen Koala geht den Menschen das Herz auf. Koalas gelten als eines der liebenswertesten Symbole Australiens. Schon vor Millionen Jahren lebten die Beuteltiere auf der Erde. Nun haben Forscher eine bisher unbekannte Art mit dem Namen „Lumakoala blackae“ entdeckt.

Auf die Überreste der prähistorischen Koala-Art stießen die Wissenschaftler im australischen Outback. Die Spezies Lumakoala blackae soll vor 25 Millionen Jahren die Erde bevölkert haben, hieß es in einer im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie unter Leitung der Flinders University. Die Entdeckung gilt als archäologische Sensation.

Die fossilen Zähne des Beuteltieres seien 100 Kilometer südlich von Alice Springs in der Region Northern Territory in Australien gefunden worden, teilte Hauptautor Arthur Crichton mit.

Mini-Koala: Archäologischer Sensations-Fund gibt neue Aufschlüsse

Die Ur-Koalas sind eine Art Miniaturausgabe: Mit nur etwa 2,5 Kilogramm Körpergewicht seien sie deutlich kleiner gewesen als moderne Exemplare, die bis zu 14 Kilo wiegen können, so die Experten. Ihre Leib- und Magenspeise seien weiche Blätter gewesen. Und Insekten.

Spurensuche: Forscher finden fossile Zähne der Ur-Koala im australischen Outback.
Spurensuche: Forscher finden fossile Zähne der Ur-Koala im australischen Outback. © dpa | ARTHUR CRICHTON

Das Gebiss von Koalas zeichne sich durch sogenannte Selenodont-Zähne aus, erläutern die Wissenschaftler in ihrer Studie. Diese Backenzähne kommen bei pflanzenfressenden Säugetieren vor. Sie zeichnen sich durch eine Reihe von halbmondförmigen Höckern aus, mit denen zähes Pflanzenmaterial aufgebrochen werden kann.

Forscher schließen Lücke von 30 Millionen Jahren in der Entwicklung der Beutelsäuger

Crichton zufolge hilft diese archäologische Entdeckung, eine Lücke von 30 Millionen Jahren in der Entwicklung der ikonischen Beutelsäuger zu schließen. „Unsere Computeranalyse seiner evolutionären Beziehungen zeigt, dass Lumakoala ein Mitglied oder ein naher Verwandter der Koala-Familie ist“, erklärte er.

Die Spezies ähnele aber auch mehreren viel älteren fossilen Beuteltieren – speziell Thylacotinga und Chulpasia, die in der 55 Millionen Jahre alten Fundstelle Tingamarra im Nordosten des Landes gefunden worden seien.

Frühe Verwandte von Koalas, Wombats, Kängurus und Possums

„In der Vergangenheit wurde vermutet, dass die rätselhaften Thylacotinga und Chulpasia eng mit Beuteltieren aus Südamerika verwandt sein könnten“, sagte Crichton.

Die Entdeckung von Lumakoala lege jedoch nahe, dass die beiden Spezies tatsächlich frühe Verwandte pflanzenfressender Beuteltiere aus Australien wie Koalas, Wombats, Kängurus und Possums sein könnten. „Diese Tierordnung namens Diprotodontia ist heute äußerst vielfältig, aber über die erste Hälfte ihrer Entwicklung ist aufgrund einer langen Lücke in den fossilen Funden nichts bekannt“, hieß es.

Wichtige Entdeckung für das Verständnis von der Geschichte des Lebens

Co-Autor Robin Beck von der britischen University of Salford erklärte: „Dies zeigt, wie die Entdeckung neuer Fossilien wie Lumakoala, auch wenn sie nur aus wenigen Zähnen bestehen, unser Verständnis von der Geschichte des Lebens auf der Erde revolutionieren kann.“

Die Zahl der heutigen Koalas, die nur in Down Under leben, wurde mittlerweile durch anhaltende Dürren, verheerende Buschbrände, Krankheiten und den Verlust des Lebensraums stark dezimiert. In einigen Bundesstaaten wurde der Gefährdungsstatus der drolligen Eukalyptus-Fresser im vergangenen Jahr von „vulnerable“ (verletzlich) auf „endangered“ (bedroht) hochgesetzt. (fmg/dpa)