Rom. Die Überschwemmungen in Italien ziehen eine Welle von Stornierungen nach sich – dabei ist die Region stark auf Touristen angewiesen.
- Italien ist besonders vom Klimawandel betroffen
- Auf extreme Wetterverhältnisse wie wochenlange Dürre folgen heftige Regenfälle
- Zuletzt gab es in einer beliebten Urlaubsregion starke Überschwemmungen, die eine Schneise der Verwüstung hinterließen. Das hat insbesondere Folgen für den Tourismus
Einen Monat nach den schweren Unwettern und Überschwemmungen in der norditalienischen Region Emilia-Romagna kämpfen die Badeortschaften an der Adria um den Neustart. Die Strände wurden nach den Überflutungen von Holz und Schutt gesäubert, die Kabinen neu gestrichen. Die Hotels sind offen, die Strandbäder auch. Seit einigen Tagen ist die Zugstrecke zwischen Rimini und Bologna wieder freigegeben, Urlauber erreichen so schneller das Meer.
Die – noch nicht zahlreichen – Gäste am Strand kommen vor allem aus Italien. Viele Ausländer fehlen, vor allem aus Deutschland. Viele deutsche Touristen haben nach den Überschwemmungen ihren Urlaub an der Riviera abgesagt.
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Urlaub in Italien: Jeder zweite Juni-Urlaub aus Deutschland storniert
"Jeder zweite Deutsche hat derzeit seine Reservierung für den Juni-Urlaub in der Romagna storniert, für den Juli liegen wir bei 25 Prozent Stornierungen", klagt Patrizia Rinaldis, Präsidentin des Hotelierverbands Federalberghi der Emilia Romagna. Dies sei darauf zurückzuführen, dass in Deutschland fälschlicherweise wahrgenommen worden sei, dass auch die Küstengebiete von der schweren Flut betroffen wurden.
Dabei seien die Badeortschaften an der Riviera zum Großteil von der Katastrophe verschont geblieben. Internationale Medien, die grundlos Rimini als "überflutetes Urlaubsparadies" beschrieben haben, hätten dem Tourismus der Gegend großen Schaden zugefügt, betont Rinaldi.
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Ein Hauptteil der Stornierungen kam von Online-Reisebüros wie Booking.com und Expedia, die vor allem von Kunden genutzt werden, die ihren Urlaub auf der Grundlage des Preises und der angebotenen Dienstleistungen, aber auch der Flexibilität, mit der sie ihre Reise abbrechen können, auswählen.
Deutsche Touristen, die ihren Urlaub in Italien abgesagt haben, entschieden sich für Badeortschaften in Spanien, Griechenland und Kroatien, den großen Konkurrenten Italiens, wenn es um Badeurlaub geht. 90 Prozent der deutschen Touristen benutzen das Auto, um an die Adria zu gelangen, sodass sie flexibler sind und leicht ein anderes Urlaubsziel anpeilen können.
Lage der Emilia-Romagna | Norditalien |
Fläche | Ca. 22.446 Quadratkilometer |
Einwohnerzahl | Ca. 4,4 Millionen (Stand 2021) |
Hauptstadt | Bologna |
Sprache | Italienisch |
Währung | Euro (€) |
Urlaubsregion hofft auf einen lukrativen Sommer
Anders verhalten sich Touristen aus anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Skandinavien und Osteuropa, die mit dem Flugzeug und organisierten Reisen in die Romagna kommen. Von dieser Klientel kamen kaum Absagen.
"Unmittelbar nach den Überschwemmungen gab es auch Stornierungen von Italienern wegen der Schwierigkeiten, die Riviera zu erreichen. Das Straßen- und Bahnnetz war beeinträchtigt. Doch sobald sich das Straßennetz normalisiert hatte, gingen die Buchungen wieder ein", erklärt Rinaldi.
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Im Moment sei es schwierig, die entgangenen Einnahmen aufgrund von Stornierungen zu beziffern, trotzdem hofft die Region auf einen positiven Sommer, in dem die Besucherzahlen des Vorpandemie-Jahres 2019 übertroffen werden.
Dabei baut man vor allem auf die heimischen Touristen. Angesichts der galoppierenden Inflation und der hohen Energiekosten müssen die Italiener für ihren gewohnten Sommerurlaub zwar tiefer in die Tasche greifen, die meisten wollen jedoch auf die ersehnten "Vacanze" nicht verzichten.
Energiepreise: Sommerurlaub in Italien teurer als im letzten Jahr
Der Sommerurlaub könnte wegen hoher Energiepreise und steigender Kosten für Flugtickets bis zu 40 Prozent teurer werden. Ein Umfrageinstitut, das die Urlaubsgewohnheiten der Italiener genauer unter die Lupe nimmt, rechnet vor, dass die Kosten für Unterkunft, Hin- und Rückreise sowie für den Strandservice empfindlich steigen werden.
Besonders infolge der stark erhöhten Energiepreise müssen die Familien auch für die Hin- und Rückreise - gleich ob mit Auto, Bus, Flugzeug oder Zug - mit größeren Ausgaben rechnen. Die Tickets für die Fähren schlagen sich ebenfalls mit bis zu zehn Prozent höheren Preisen zu Buche.
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