An Rhein und Ruhr. Die nächste Kirmessaison steht in den Startlöchern. Doch die Schausteller plagen Sorgen, die sich auf die Kosten der Besucher auswirken könnten.

Noch stehen sie still, die Autoscooter und Raupen, werden die Spielbuden und Imbissküchen fit gemacht. Rund um Ostern startet die Volksfestsaison mit den ersten Palmkirmessen. Denn Kirmes leitet sich von Kirchweihmesse ab und ist damit eng an den kirchlichen Kalender geknüpft. Nur der Sünne Peider in Versmold ist eine Ausnahme, hier drehen sich schon ab Freitag die Karussells.

Derweil nutzt die Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW noch die kurze Verschnaufpause für ihren Jahresempfang, an dem ihr Vorsitzender Albert Ritter hoffnungsfroh auf das Volksfest-Jahr 2023 blickt. „Die Menschen haben mit den Füßen abgestimmt: Sie wollen wieder ihre Kirmes und ihr Volksfest“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion mit Blick auf das vergangene Jahr, in dem nach zwei Jahren Pandemie erstmals wieder Volksfeste stattfinden konnten.

Der Kirmesbesuch wird teurer

2022 hätten die Schausteller deutlich gespürt, dass die Besucherinnen und Besucher die Volksfeste vermisst haben, so Ritter. Genau dieser Umstand stimmt ihn zuversichtlich, dass es in diesem Jahr so weitergehen kann. Vielleicht, so lautet seine Hoffnung, findet dann auch das eine oder andere kleinere Stadtfest wieder statt, das im vergangenen Jahr noch ausgefallen ist. Aber die Höhepunkte, das sind natürlich Veranstaltungen wie die Sterkrader Fronleichnamskirmes in Oberhausen, der Send in Münster, die Rheinkirmes in Düsseldorf oder die Cranger Kirmes in Herne.

Schausteller-Präsident Albert Ritter
Schausteller-Präsident Albert Ritter © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Doch die Zeiten sind schwer, die Inflation macht auch vor den Schaustellern nicht Halt. Da interessiert es natürlich, ob der Besuch auf dem Rummel teurer werden wird. Palmfett fürs Popcorn, Papier für Eintrittskarten, Öl fürs Frittieren, all das ist teuerer geworden. War Ritters Zugmaschine einst für 600 Euro vollgetankt, muss er nun 850 Euro bezahlen, schildert er. „Und so müssen die Schausteller, so leid es uns auch tut, die Preissteigerung weitergeben“, kündigt Albert Ritter an. Das gefalle ihm nicht, denn: „Volksfeste sollen volksähnliche Preise haben“, meint er.

Die Frage nach dem Strompreisdeckel

Doch die Inflation ist nicht die einzige Sorge, die die Schausteller haben. Beim Jahresempfang an diesem Freitagabend in der Klever Stadthalle wird Albert Ritter auch politische Forderungen auf den Tisch legen. So ist zum jetzigen Stand in der Schwebe, ob die Schausteller vom ab März gültigen Strompreisdeckel profitieren.

Denn als Referenz soll der Verbrauch des Jahres 2021 gelten. Durch die Pandemie aber wurden bekanntlich alle Veranstaltungen abgesagt, „da waren wir abgeschaltet“, sagt Ritter. Im Klartext: Die Schausteller würden somit nicht vom Strompreisdeckel profitieren. Entweder, so Ritter, braucht es ein anderes Referenzjahr oder eine Regelung, die die Schausteller einschließt.

Arbeitskräfte gesucht

Und da wären noch die Hände, die überall fehlen: In den Imbissbuden und den Fahrgeschäften werden Arbeitskräfte gesucht. Im vergangenen Jahr, so schildert Albert Ritter, habe es auf der Cranger Kirmes, einem der wichtigsten Volksfeste in NRW, viele Absagen von Schaustellern gegeben, weil das Personal fehlte. Die Situation sei weiterhin angespannt.

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Dabei brauchen die Schausteller die Einnahmen aus diesen Veranstaltungen, schließlich müssen ab dem kommenden Jahr die Überbrückungskredite aus der Pandemiezeit zurückgezahlt werden. „Wir brauchen kein Fachkräfteeinwanderungsgesetz“, meint Ritter, „sondern ein Arbeitereinwanderungsgesetz“. Schausteller bräuchten keine Professoren oder Doktoren, sondern „arbeitswillige Personen“.

Wie passend, dass der Vorjahrespreisträger des „Goldenen Karussellpferds“ Karl-Josef Laumann (CDU) die diesjährige Laudatio auf die neuen Preisträger hält. Als Arbeitsminister Nordrhein-Westfalens dürfte das Thema bei ihm gut platziert sein.

>>> Auszeichnung für Feuerwehr und Rettungskräfte

Nicht nur in der Silvesternacht wurden Rettungs- und Ordnungskräfte in Städten im Ruhrgebiet oder Berlin angegriffen, solche Attacken passieren immer wieder. 9600 Mal wurden laut aktueller NRW-Kriminalitätsstatistik Polizistinnen und Polizisten, Rettungskräfte und Feuerwehrleute im vergangenen Jahr attackiert.

Zeit, ihnen den Rücken zu stärken, findet der Deutsche Schaustellerverband und zeichnet sie an diesem Freitagabend in Kleve für ihre besonderen Verdienste und ständige – oft ehrenamtliche – Bereitschaft mit dem „Goldenen Karussellpferd“ aus. Der Verband der Feuerwehren in NRW und die Freiwillige Feuerwehr Kleve werden die Auszeichnung stellvertretend entgegennehmen.