Düsseldorf. Der Video-Kindernotdienst der KV Nordrhein war am 1. Weihnachtstag zeitweise überlastet. Wohl weil Anrufer auch über NRW hinaus Hilfe suchen.
Mit einem kurzfristig eingerichteten Video-Kindernotdienst für die Weihnachtstage, Silvester und weitere Wochenenden bis Ende Januar reagiert die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein auf die derzeit grassierende Infektions-Welle in NRW. Die Nachfrage war an Heiligabend und dem ersten Weihnachtstag sehr hoch, die Telefon-Hotline zeitweise gar überlastet.
„Unser Service ist bundesweit eine Premiere“, sagte KV-Sprecher Sven Ludwig am ersten Weihnachtstag auf Anfrage. Obwohl der Service nur für Eltern in NRW vorgesehen ist und Anrufer der Hotline darauf deutlich hingewiesen werden, könnte es auch Anrufe über NRW hinaus geben, meinte Ludwig. Niemand aber werde abgewiesen, der über diesen Weg Hilfe suche, sagte er.
Video-Kindernotdienst: Hotline zeitweise überlaufen
Bereits eine Stunde nach Beginn um 10 Uhr gelangten Anrufer am ersten Weihnachtstag zeitweise noch nicht mal in die Warteschlange der Telefon-Hotline. Eine automatisierte Ansage verwies auf die Telefonnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116117 und empfahl, in dringenden Fällen den jeweiligen ärztlichen Notdienstes vor Ort aufzusuchen.
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Alleine an Heiligabend seien bereits 300 Video-Sprechstunden geführt worden, berichtete Ludwig am ersten Weihnachtstag. Genauere Bilanz wolle man nach Weihnachten ziehen, sagte er. Das Angebot soll nicht nur Eltern erkrankter Kinder helfen, indem ein Arzt per Video eine erste Diagnose stellt und erste Maßnahmen bespricht: „Das Video-Angebot soll auch die Notdienste vor Ort entlasten“, berichtete Ludwig.
Anrufer landen in einem virtuellen Wartezimmer
Zu möglichen technischen Problemen, gab es bei der KV Nordrhein am Sonntag keine Erfahrungswerte: „Alles läuft ziemlich gut“, meinte Ludwig. Im Selbstversuch des Autors hingegen, notgedrungen wegen starken plötzlichen Fiebers und Hautausschlags bei der eigenen Tochter, scheiterte die Video-Beratung jedoch zweimal; in beiden Fällen meldete das genutzte Smartphone plötzliche „Verbindungsprobleme“, offenbar beim Anrufversuch durch den Video-Arzt. Auch nach knapp eineinhalb Stunden Wartens gelang kein Kontakt mit der Video-Sprechstunde.
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Noch gut fünf Wochen, bis 31. Januar 2023, läuft der Video-Kindernotdienst. Freigeschaltet ist der Dienst mittwochnachmittags von 16 bis 22 Uhr, an den Wochenenden und Feiertagen jeweils von 10 bis 22 Uhr. Anrufer müssen sich unter der 0211/59707284 anmelden und erhalten dann per Mail und SMS einen Link zum „virtuellen Wartezimmer“ verbunden mit einem sechsstelligen TAN-Code. Zudem wird ein „Termin“ genannt, zu dem sich Arzt oder Ärztin dann per Video auf Rechner oder Smartphone schaltet für die virtuelle Diagnose beim erkrankten Kind.
Video-Arzt braucht keine eigene App und läuft im Browser
So lange der Hinweis sichtbar ist, „Sie befinden sich in einem virtuellen Wartezimmer. Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld“, ist man entsprechend eingeloggt, versicherte der technische Support des genutzten Videosystems, das browserbasiert läuft; man muss keine App oder Ähnliches aufs Smartphone laden. Auf dem Bildschirm sind ein virtueller Sitz und eine Grünpflanze zu sehen.
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Einmal im virtuellen Wartezimmer eingeloggt, können Nutzer mit einem Testprogramm ihre Verbindung testen, am Smartphone muss man dazu auf dem Bildschirm nach unten scrollen. Zudem findet sich ein FAQ zur Video-Sprechstunde. Nach wenigen Minuten informiert dann das Test-Programm, ob Netzwerk, Verbindung und Bandbreite insgesamt okay sind. Das blau unterlegte Feld „Zur Anmeldung“ sollte man indes nicht anklicken, sofern man bereits eingeloggt ist: Denn der erhaltene TAN-code könnte dann als „ungültig“ abgewiesen werden - und man ist aus dem Wartezimmer raus.
Der Video-Arzt erspart aber nicht in allen Fällen den Gang in eine Arzt-Praxis, betont die KV Nordrhein: „Im Rahmen der Videosprechstunde soll auch direkt entschieden werden, ob der Besuch einer Kinder-Notdienstpraxis notwendig ist oder nicht.“