Köln/Düsseldorf. Zehntausende feierten am Donnerstag in den Hochburgen den Start in die neue Karnevals-Session - nun wieder ohne Padmenie-Auflagen.

Nach dem Start in die neue Karnevalssession hat die Polizei im Rheinland eine erste Bilanz gezogen. Zehntausende haben in den Hochburgen Köln und Düsseldorf ausgelassen gefeiert. Während in Düsseldorf das traditionelle Hoppeditzerwachen vor dem Rathaus quirlig, aber durchweg friedlich verlief, löste in Köln der Andrang der Massen die Sperrung eines Bahnhofs aus. Die Polizei bilanzierte zudem eine Reihe Straftaten.

So gab es am 11.11. insgesamt 335 Einsätze im Kölner Stadtgebiet, rund 80 mehr als im Vorjahr. Die Beamten erteilten 75 Platzverweise und nahmen 28 betrunkene oder randalierende Menschen in Gewahrsam.

27-Jähriger wurde niedergestochen

145 Straftaten wurden in der Domstadt verzeichnet, davon 51 Körperverletzungsdelikte. Bei Widerstandshandlungen wurde sieben Polizisten verletzt, drei waren anschließend nicht mehr dienstfähig.

In der Nacht zu Samstag war ein 27-Jähriger aus Bonn Opfer eines Messerangriffs geworden. Polizeibeamte drückten bei dem Niedergestochenen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine stark blutende Schnittwunde am Hals ab. Dann wurde der junge Mann in ein Krankenhaus gebracht. Wenig später nahmen Einsatzkräfte einen 24 Jahre alten wohnungslosen Tatverdächtigen fest. Ein erster Alkoholtest bei ihm habe einen Wert von zwei Promille ergeben. Die Polizei stellte auch Drogen sicher. Der Mann sollte am Samstag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Acht Sexualdelikte wurden erfasst

In acht Fällen nahm die Polizei in Köln Ermittlungen zu Sexualdelikten auf, in einem Fall sei demnach eine Vergewaltigung angezeigt worden. Zahlreiche Verstöße ahndete die Polizei auch bei Autofahrern, die unter Drogen- oder Alkoholeinfluss am Steuer erwischt wurden.

Am Abend gingen Beamten zwei polizeibekannte mutmaßliche Taschendiebe ins Netz. Sie hatten mehrfach Feiernde angetanzt und ihnen Handys gestohlen. Die beiden 18 und 23 Jahre alten Tatverdächtigen sollten ebenfalls einem Haftrichter vorgeführt werden.

In Düsseldorf berichtete ein Polizeisprecher in einer vorläufigen Bilanz von einem friedlich Karnevalstreiben ohne Auffälligkeiten. Es habe zunächst keine Hinweise auf herausragende Straftaten oder Delikte gegeben. Die Menschen hätten nach der langen Corona-Pause einfach nur fröhlich gefeiert.

Zehntausende hatten in den Hochburgen des närrischen Frohsinns. Im vergangenen Jahr war der 11.11. auch gefeiert worden, allerdings noch unter Corona-Auflagen. Im Jahr davor war der Karnevalsauftakt wegen der Pandemie komplett ausgefallen.

Enormer Andrang zum Karnevalsauftakt in Köln

Aufgrund des enormen Andrangs an Jecken in Köln bat die Stadt am Freitagmittag alle Feiernden, sich nicht mehr auf den Weg ins Studentenviertel Zülpicher Viertel zu machen, sondern auf andere Orte in der Stadt auszuweichen. An den Zugängen zu den Veranstaltungsflächen in der Kölner Altstadt war der Einlass schon vorher wegen Auslastung gestoppt worden. Die Kölner Verkehrs-Betriebe hätten den Großteil des Verkehrs der Stadtbahnlinien im Innenstadtbereich eingestellt, teilte die Stadt mit. Auch die Polizei sprach von großem Andrang.

Um den Frohsinn in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken, waren in Köln knapp 1100 Polizisten und 150 Ordnungsamt-Mitarbeiter im Einsatz. Der zuständige Abteilungsleiter des Ordnungsamtes, Dirk Schmaul, ermahnte die Feiernden, „nicht in Hauseingänge zu urinieren und sich ein bisschen zu benehmen“.

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Sessionsstart: Domstadt feiert 200 Jahre Kölner Karneval

Oberbürgermeisterin Reker sagte, das Schöne am Kölner Karneval sei, dass alle zusammenstünden: „Es kommt nicht darauf an, wie die Herkunftsgeschichte ist oder die Familiengeschichte.“ Das gebe in Krisenzeiten besonderen Halt. Köln gehe im Übrigen in eine ganz besondere Session, weil diesmal 200 Jahre Kölner Karneval gefeiert werde.

Die Ursprünge des Karnevals reichen viel weiter zurück, doch im Winter 1822/23 hatten einige Vertreter der Kölner Oberschicht Maßnahmen ergriffen, um das in ihren Augen zu rohe und anarchische Fastnachtstreiben zu domestizieren. Ihr Vorbild war der kultivierte venezianische Karneval. Die Bürger gründeten ein „festordnendes Komitee“ und erfanden einen romantischen Maskenzug, für den sie sich wohl von den Fronleichnamsprozessionen der katholischen Kirche inspirieren ließen. Daraus gingen die späteren Rosenmontagszüge und der gesamte organisierte Karneval auch in anderen Städten hervor.

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In Düsseldorf begann der Tag mit dem traditionellen „Hoppeditz-Erwachen“. Auch in Mainz und anderen Regionen Deutschlands starteten die Narren in die „fünfte Jahreszeit“.

(dpa)