Berlin. In Berlin wurde eine Radfahrerin bei einem Unfall schwer verletzt. Nun ist die Frau gestorben. Welche Schuld tragen Klimaaktivisten?
Die in Berlin bei einem Unfall schwer verletzte Radfahrerin ist gestorben. Das berichten die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und die Nachrichtenagentur AFP. Die Rettung der Frau wurde möglicherweise durch Klimablockaden der Gruppe "Letzte Generation" erschwert. Die Berliner Polizei stellte gegen zwei der Aktivisten Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung.
Die 44-jährige Fahrradfahrerin war bei dem Unfall in Berlin von einem Betonmischer erfasst und überrollt worden. Ein zu Hilfe gerufenes Spezialfahrzeug der Feuerwehr stand mutmaßlich wegen einer Straßenblockade der Klimaaktivisten im Stau und kam deshalb einige Minuten später zum Einsatzort.
Auswirkung der Klimaproteste auf Tod der Radfahrerin noch nicht geklärt
Allerdings ist derzeit noch nicht endgültig geklärt, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Tod der Frau und den Protesten der Klimaaktivisten gibt. Am Freitag berichtete die "Süddeutsche Zeitung", dass die Aktion keinen Einfluss auf die Versorgung der Radfahrerin gehabt habe. Dabei bezieht sie sich auf einen internen Vermerk der Berliner Feuerwehr.
Demnach sei die Frau am Montag an der Unfallstelle von einer Notärztin versorgt worden. Diese sei durch den Stau nicht behindert worden. Die Medizinerin habe dann auch entschieden, nicht auf das Spezialfeuerzeug zu warten. "Selbst wenn mit Rüstwagen oder Kran andere technische Möglichkeiten zur Verfügung gestanden hätten war dies die richtige Vorgehensweise", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" aus dem Vermerk.
Lesen Sie auch: Attacken auf Kunst – Wie radikal ist der Klimaprotest?
Radfahrerin nach Unfall mit Betonmischer in Berlin gestorben
Am Donnerstag war die Radfahrerin in einer Berliner Klinik für hirntot erklärt worden. Am Donnerstagabend sei sie schließlich im Krankenhaus gestorben, teilten laut dpa die Polizei und die Staatsanwaltschaft am Freitag gemeinsam mit. Bereits am Donnerstag hatte die Polizei fälschlicherweise berichtet, dass die Frau gestorben sei. Es habe ein Missverständnis in der Kommunikation gegeben, sagte daraufhin ein Sprecher und entschuldigte sich.
Der Unfall sorgte bundesweit für Aufsehen und Diskussionen – den Klimaaktivisten schlägt eine Welle der Empörung entgegen. "Wenn Straftaten begangen werden und andere Menschen gefährdet werden, ist jede Grenze legitimen Protests überschritten", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Donnerstag der dpa. "All das hat mit einer demokratischen Auseinandersetzung überhaupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden."
Auch interessant: Klimaprotest in den Niederlanden – Museen nach Attacke alarmiert
SPD-Politikerin bezeichnet Teile der Klimaproteste als "demokratiefeindlich"
Die SPD-Politikerin Katja Mast bezeichnete Teile der Klimaproteste als "demokratiefeindlich". Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Bundestag bezog sich dabei auf erpresserische Aktionen. "Unsere Demokratie funktioniert nicht so, dass ich meine persönlichen Ziele im Namen der guten Sache mit jedem Mittel durchsetzen kann", sagte sie dem "Spiegel".
Die Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" sehen sich derweil Hetze ausgesetzt und kritisieren die Medien. Diese, so der Vorwurf, würden nicht objektiv über den Fall berichten. "Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dass die Radfahrerin im Straßenverkehr verunglückt ist, ist furchtbar", heißt es in einem Statement, aus dem der Spiegel zitiert. Doch es sei schockierend, dass man sich auf "die einfachsten Prinzipien einer Demokratie – wie neutrale, faktenbasierte Berichterstattung" nicht verlassen könnte.
Rom: Klimaaktivisten bewerfen van-Gogh-Gemäde mit Erbsensuppe
Derweil haben Aktivisten der "Letzten Generation" am Freitag erneut ein Kunstwerk attackiert. In Rom bewarfen sie das Gemälde „Der Sämann“ des niederländischen Malers Vincent Van Gogh mit Erbsensuppe. Italienischen Medienberichten zufolge war das Kunstwerk hinter Glas ausgestellt und blieb unbeschädigt.
Die Aktivistengruppe erklärte, es handele sich um einen „verzweifelten und wissenschaftlich begründeten Aufschrei, der nicht als bloßer Vandalismus verstanden werden kann“. Es würden weitere „gewaltfreie direkte Aktionen“ unternommen, bis dem Klimawandel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde. Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano bezeichnete die Attacke als „schändlichen Akt, der aufs Schärfste verurteilt werden muss“.
Klimaaktivisten hatten in den vergangenen Monaten eine ganze Serie von Aktionen und Blockaden veranstaltet, die sich unter anderem gegen berühmte Kunstwerke richteten. Unter anderem überschütteten sie in Londons National Gallery das Meisterwerk „Sonnenblumen“ von Van Gogh mit Tomatensuppe, in Potsdam bewarfen Aktivisten ein Werk des Impressionisten Claude Monet mit Kartoffelbrei.
(nfz/dpa/AFP)
Weitere Nachrichten zu dem tödlichen Unfall in Berlin lesen Sie auf morgenpost.de.