Köln. Kardinal Reiner Maria Woelki hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Es gibt viel Kritik innerhalb der Kirche an seiner Rückkehr nach Köln.

Kardinal Rainer Maria Woelki hat Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten. Der Papst werde zu gegebener Zeit darüber entscheiden, teilte das Erzbistum Köln am Mittwoch mit. Zunächst habe der Papst Woelki angewiesen, seinen Dienst als Erzbischof von Köln wie geplant am Mittwoch wieder aufzunehmen.

In einem Brief an die Gläubigen des Erzbistums warb Woelki gleichsam um eine zweite Chance. Er bat die Kirchenmitglieder um Offenheit und plädierte für einen Neuanfang. „Dafür möchte ich in den kommenden Wochen und Monaten die Begegnung mit möglichst vielen von Ihnen suchen“, schrieb Woelki.

Körperliche und mentale Erschöpfung machte Auszeit nötig

Gleichzeitig bedauerte er die schwierige Situation im Erzbistum: „Es tut mir leid, dass diese Zeit für viele Menschen in unserer Kirche eine so belastete Zeit ist.“

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Als Grund für die fünfmonatige Auszeit, die er ab Oktober genommen hatte, nannte Woelki eine Art Burn-out: „Tatsächlich war für mich im Oktober letzten Jahres ein Maß an körperlicher und mentaler Erschöpfung erreicht, das eine Auszeit notwendig machte. Es wird nicht wenige unter Ihnen geben, die um die Notwendigkeit einer solchen Zeit wissen, weil Sie selbst oder Ihnen nahestehende Menschen schon einmal die Erfahrung einer solch langfristigen Überbeanspruchung gemacht haben.“

Proteste gegen Wiederkehr des Kardinals Woelki

Rund 300 Menschen sind am Mittwoch einem Aufruf der Reforminitiative „Maria 2.0“ gefolgt und haben vor dem Kölner Dom gegen Missbrauch und Vertuschung in der katholischen Kirche demonstriert. Es gehe um einen „Systemwechsel in der Kirche“, sagte Mitorganisatorin Marianne Arndt, katholische Gemeindereferentin in Köln-Höhenberg und Vingst.

„Wir glauben Euch nicht mehr“, rief sie und forderte eine „offene ehrliche Kirche ohne Machtmissbrauch“. Als die Nachricht vom Rücktrittsgesuch des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki die Runde machte, brandeten Beifall und Jubel auf. Woelki steht wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik.

„Wir müssen auch an die Strippenzieher und Machthungrigen im Gefolge des Kardinals denken.“

Maria Mesrian von „Maria 2.0“ warnte jedoch von einer Fixierung auf eine Person: „Wir müssen auch an die Strippenzieher und Machthungrigen im Gefolge des Kardinals denken.“ Sie sprach von einer kleinen klerikalen Machtelite, die den Glauben verrate. „Die geben mehr Geld aus für Kommunikationsberater als für die Opfer sexueller Gewalt. Diesen Herren ist der Schutz der Institution wichtiger als der Schutz der Opfer.“

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Karl Kau von der Initiative „Katholischer Klartext“ aus Bremen, sagte, er habe Strafanzeige gegen Woelki, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße, Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und den Ex-Offizial Günter Assenmacher gestellt. „Die Herren wussten als Vorgesetzte seit Jahrzehnten von der sexualisierten Gewalt im Erzbistum und haben die Taten vertuscht. Dafür müssen sie zur Verantwortung gezogen werden.“

Rotraut Röver-Barth, Vorsitzende des Kölner Diözesanverbandes des Katholischen Deutschen Frauenbundes, sagte, sie erwarte vom Kardinal „Taten und Umgangsformen, die unseren Glauben respektieren“. In Zukunft solle die Macht in der Kirche „geteilt, begrenzt und kontrolliert“ sein. Es reiche nicht, dass einige wenige Frauen als Domschweizerinnen ihren Dienst leisteten. „Ich möchte das Domkapitel um zwölf Frauen erweitern, die von den Gemeinden und Verbänden gewählt werde

Kritik von einem Kirchenrechtler aus Münster

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hält einen künftigen Dialog im Kölner Erzbistum mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki für kaum möglich. „Der zentrale Punkt ist, dass Kardinal Woelki nicht zum Gespräch in der Lage ist, nicht zum Dialog“, sagte Schüller am Mittwoch im WDR-Morgenecho.

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Sein Verhalten als Erzbischof von Köln zeige deutlich, er habe immer recht und er gebe den Takt vor. „Ob er noch mal die Haltung findet, hinzuhören, selbstkritisch auch seine Verantwortung zu benennen, da haben viele, die ihn kennen, ihre Zweifel.“

Wer mit Menschen arbeite, müsse - auch als leitender Verantwortlicher - die Fähigkeit mitbringen, hinzuhören, was die Bedürfnisse, die Sorgen und Nöte der Menschen seien, sagte der Direktor des Instituts für Kanonisches Recht der Universität Münster. Diese Fähigkeit besitze er nicht. Auch von seiner Persönlichkeit her sei er dazu nicht in der Lage.

Woelki könnte noch mindestens zehn Jahre im Amt bleiben

Bischöfe müssen in der Regel erst zum 75. Lebensjahr dem Papst ihren Rücktritt anbieten, erläuterte Schüller. „Wenn Woelki im Amt bleibt - und so sieht es im Moment aus - dann müssen ihn die Katholikinnen und Katholiken des Erzbistums Köln mindestens zehn Jahre ertragen“, erläuterte der Kirchenrechtler.

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Allerdings habe Papst Franziskus vor dem Hintergrund der Ereignisse um Franz-Peter Tebartz van Elst, den damaligen Bischof von Limburg, ein Spezialgesetz erlassen, dass es eine Untersuchung geben könne, wenn ein Bischof keine Akzeptanz mehr bei den Gläubigen habe. Da könne dann am Ende der Rücktritt eines Bischofs stehen, sagte Schüller. Tebartz van Elst war vor allem durch enorme Bau- und Umbaukosten diverser Gebäude in die Kritik geraten. (dpa/epd))