Düsseldorf/Hennef. Die Polizei in NRW zählte mehr Einsätze als 2021. In Hennef starb ein Mann durch einen Böller, in Hagen kamen 200 Gäste zu einer Verlobung.

Das neue Jahr startete aus Sicht der Polizei in NRW mit einem Schock: In Düsseldorf brach ein Polizeibeamter in der Silvesternacht plötzlich im Dienst zusammen und starb wenig später. In Hennef bei Bonn wurde ein Mann bei der Explosion eines Böllers tödlich verletzt, ein weiterer Mann erlitt lebensgefährliche Verletzungen.

Die Polizei hat in Nordrhein-Westfalen in der Silvesternacht mehr Straftaten mit deutlich mehr Verletzten registriert als im Vorjahr. Die Zahl der registrierten Körperverletzungen habe sich auf 303 verdoppelt, teilte die Landesleitstelle in Duisburg am Samstag mit. Dagegen hatten die Feuerwehren in vielen Städten kaum etwas zu tun.

Die Zahl der gemeldeten Sexualdelikte stieg von 19 auf 27. Die Polizei erteilte 1069 Platzverweise nach 821 im Vorjahr. 158 Menschen (Vorjahr 133) kamen in Gewahrsam und 15 (Vorjahr 24) wurden vorläufig festgenommen.

Mehr als 2400 Einsätze bilanzierte alleine die NRW-Polizei in der Silvesternacht. Insgesamt 5300 Polizisten und Polizistinnen waren in der Silvesternacht im Dienst, darunter 1300 Kräfte der Bereitschaftspolizei.

Böller explodierte: 37-Jähriger stirbt an Verletzungen

In Hennef bei Bonn kam ein 37-Jähriger bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers ums Leben, ein 39-Jähriger wurde lebensgefährlich verletzt. Die beiden Männer hatten mit einer zehnköpfigen Gruppe Silvester gefeiert und sich kurz nach Mitternacht Zeugenaussagen zufolge etwas von der Gruppe abgesetzt.

Plötzlich habe es einen sehr lauten Knall gegeben und die beiden hätten schwer verletzt am Boden gelegen. Bisherigen Erkenntnissen zufolge gehe man davon aus, dass die Männer mit einem selbstgebauten oder veränderten Feuerwerkskörper hantiert hätten, sagte ein Sprecher der Polizei am Nachmittag. Die Untersuchungen dauerten an.

Der 37-Jährige starb trotz Wiederbelebungsversuchen noch an der Unfallstelle im Hennefer Ortsteil Hüchel; der 39-Jährige wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik gebracht. Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf.

Elfjähriger erleidet schwere Verbrennungen

In Mönchengladbach zog sich ein Elfjähriger am Neujahrstag beim Hantieren mit Feuerwerkskörpern schwere Verbrennungen zu.

Er sei mit schweren Verletzungen an Händen, Gesicht und Oberkörper per Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen worden, teilte die Feuerwehr am Samstag mit. Rettungskräfte hatten ihn zuvor vor Ort erstversorgt.

Kölner Ordnungsamt schließt Clubs und löst Partys auf

In Köln kamen nach Angaben eines Polizeisprechers von Mitternacht an relativ viele Menschen in die Innenstadt und ans Rheinufer. Vor allem in der Altstadt und auf den Ringen seien Abstände nicht eingehalten worden. Die Polizei habe das Ordnungsamt bei der Kontrolle der Corona-Schutzmaßnahmen unterstützt. Vereinzelt sei es auch zu Körperverletzungen gekommen.

Außerdem hat das Kölner Ordnungsamt in der Silvesternacht mehrere illegale Partys mit Hunderten Teilnehmern aufgelöst und zwei Clubs geschlossen, die trotz Verbots geöffnet hatten. Eine illegale Feier im Bauch der Deutzer Rheinbrücke sei ebenso beendet worden wie geheime Raverpartys mit mehreren hundert Teilnehmern, teilte die Stadt am Samstag mit.

Die Polizei registrierte in Köln und Leverkusen deutlich mehr Straftaten als beim Jahreswechsel 2020/21. 235 Strafanzeigen wurden gefertigt (Vorjahr: 34), darunter allein 69 wegen Körperverletzungsdelikten, teilte die Polizei am Neujahrstag mit. So war in der neu eingerichteten Waffenverbotszone ein Mann von einem etwa 25 Jahre alten Unbekannten mit einem Klappmesser schwer am Arm verletzt worden. Der 31-jährige Angegriffene hatte bisherigen Ermittlungen zufolge einem von mehreren Personen bedrängten Freund helfen wollen. Der Tatverdächtige war geflohen.

53-Jähriger aus Einsatzhundertschaft stirbt im Dienst

Auch in Düsseldorf war die Polizei nach eigenen Angaben gut beschäftigt. Einige „Unbelehrbare“ hätten trotz Pyro-Verbots in der Altstadt dort Böller gezündet. Zudem sei es zeitweise so voll gewesen in Teilen der Altstadt, dass Polizei und Ordnungsdienst mit Lautsprecherdurchsagen Menschenansammlungen hatten auflösen müssen.

Mitten im höchsten Einsatzgeschehen sei dann noch die Nachricht eingetroffen, dass ein 53-jähriger Beamter einer Einsatzhundertschaft, die zur Unterstützung in der Düsseldorfer Altstadt tätig war, während des Dienstes plötzlich gestorben war. Ein Fremdverschulden schließt die Polizei bisher aus. Der Polizist sei plötzlich zusammengebrochen. Er habe sich mit Kolleginnen und Kollegen in der Altstadt in Bereitschaft gehalten.

Polizei in Hagen löst Verlobungsparty mit 200 Gästen auf

Die Polizei in Hagen meldet mehrere Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung. Besonders Veranstaltungen im privaten und gewerblichen Rahmen und die Umsetzung der festgelegten Kontaktbeschränkungen forderten die Ordnungskräfte in Hagen im besonderen Maße.

Es kam zu gravierenden Verstößen – unter anderem musste eine Verlobungsfeier mit 200 Teilnehmern aufgelöst werden. In einer Kellerbar in Hohenlimburg fand eine Verlobungs- und Silvesterfeier mit rund 200 Personen aus ganz Deutschland sowie aus mehreren Ländern der EU und Nicht-EU statt. Eine Feier mit weitreichenden Folgen für alle Beteiligten: Den Veranstalter erwartet jetzt ein Bußgeld von mindestens 1.000 Euro und jeden Teilnehmer ein Bußgeld von 250 Euro.

Polizei Recklinghausen: Noch einige Böller-Reserven in den Kellern

In Münster und dagegen war laut Polizei kaum etwas los. „Hier ist tote Hose“, hieß es aus Münster. Im Kreis Recklinghausen berichtete die Polizei von einem „im Großen und Ganzen ruhigen“ Jahreswechsel. Still sei es aber trotz Böllerverkaufsverbots nicht gewesen. „Da waren noch einige Reserven in den Kellern“, sagte ein Polizeisprecher.

Anders in Detmold, wo die Polizei allein im Kreis Lippe mehr als 100 silvesterbedingte Einsätze zählte und am Ende der Nacht meldete: „Unsere Zellen sind voll. “Zu vielen Anrufen habe die irrtümliche Annahme in der Bevölkerung geführt, es gebe ein Böllerverbot. Deswegen seien reihenweise Ruhestörungen gemeldet worden.

Bochum: Ein Schwerverletzter durch Feuerwerks-Rakete

In Duisburg zählte die Polizei zehn Verletzte durch Stürze, missglückte Böllerwürfe oder Körperverletzungen. 90-mal musste die Leitstelle Kräfte wegen Ruhestörungen ausrücken lassen. Dabei machte eine Privatparty in der Stadtmitte die größte Arbeit. Zudem wurden fast 50 Sachbeschädigungen zur Anzeige gebracht, bilanzierte die Polizei am Neujahrstag (Textlink).

Die Bochumer Feuerwehr berichtete von einem sehr ruhigen Jahresstart. Während vor der Pandemie die Notrufe ab Mitternacht nicht mehr abgerissen seien, seien in der ersten Stunde dieses Jahres lediglich zwölf Einsätze gezählt worden. Ein Mensch sei durch eine Feuerwerksrakete im Gesicht schwer verletzt worden. Es seien insgesamt aber deutlich weniger Menschen verletzt worden als vor der Pandemie.

Trotz des Feuerwerk-Verkaufsverbots wurde mancherorts kräftig geknallt, auch Raketen waren zu sehen. Ein allgemeines Böllerverbot gab es nicht. Viele Städte hatten jedoch bestimmte öffentliche Bereiche als böllerfreie Zonen ausgewiesen.

Bottrop: Rettungswagen-Besatzung verbal bedroht und bespuckt

Die Feuerwehr Bottrop meldete einen Schwerverletzten durch Feuerwerkskörper; ein 66-jähriger wurde in der Silvesternacht beim Zünden eines Böllers schwer an der Hand verletzt. Auch ein elfjähriges Kind wurde wegen einer Handverletzung durch einen Feuerwerkskörper vom Rettungsdienst versorgt, teilte die Feuerwehr am Neujahrsmorgen mit. Zudem meldete sie einen „unschönen“ Rettungseinsatz im Ortsteil Welheim: „Dort wurde die Besatzung eines Rettungswagens verbal bedroht und bespuckt.“

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Im Kreis Mettmann meldeten Zeugen verdächtige Knall-Geräusche aus einem Hinterhof in Erkrath-Hochdahl. Polizeibeamte stießen dann auf einen 18-Jährigen, der mit eine Schreckschusspistole herumschoss. Der 18-Jährige hatte jedoch nicht die nötige Erlaubnis zum Mitführen diese Waffe. Zudem fanden sich bei ihm laut Polizei insgesamt 269 Schreckschusspatronen und 90 Patronen Signalmunition.

124 Einsätze für Polizei in Essen und Mülheim in der Silvesternacht

Die Feuerwehr Oberhausen bilanzierte am Morgen, der Jahreswechsel sei „ruhiger als gewohnt“ gewesen. 108 Einsätze wurden gezählt, im Vorjahr waren es 95. Die Feuerwehr Essen zählte 189 Einsätze zwischen 18 Uhr am Silvesterabend und 8 Uhr am Neujahrsmorgen. 20-mal wurden bei Brände von Papierkörben und Altpapiercontainern gemeldet, es gab einen Wohnungsbrand und eine brennende Koniferen-Hecke musste auf 10 Metern Länge gelöscht werden. In Mülheim war die Feuerwehr zum Jahreswechsel 37-mal im Einsatz. Erfreulich: Die Feuerwehr registrierte „keine Verletzten durch unsachgemäßen Gebrauch von Pyrotechnik.“

Ruhig war es auch für die Polizei Essen/Mülheim nicht gewesen, sie zählte 124 Einsätze zwischen 20 Uhr am Silvestertag und 6 Uhr früh am Neujahrsmorgen. Es sei zu Sachbeschädigungen und Körperverletzungsdelikten gekommen. 42-mal war die Polizei wegen Ruhestörung gerufen worden, 47-mal führte Feuerwerk zu Einsätzen, teilte die Polizei mit. „Am Neujahrsmorgen ging es weiter: Bis gegen 9.30 Uhr sei die Polizei in Essen und Mülheim zu bereits 345 neuen Einsätzen gerufen worden.

Feuerwehr Dortmund: „Ruhigste Dienstschicht aller Zeiten“ an Silvester

Mit 168 Einsätzen hatte die Feuerwehr Dortmund beim Jahreswechsel gut zu tun, dennoch bilanzierte sie am Neujahrsmorgen „die ruhigste Dienstschicht aller Zeiten.“ Das Gros der Einsätze - 118 - kam nach Mitternacht, es habe sich aber „immer nur um Kleinigkeiten“ gehandelt, wozu die Dortmunder Feuerwehr unter anderem einen Heimrauchmelder zählte, der ohne Grund Alarm geschlagen habe und einen herumstreunenden Hund, der eingefangen und dem Besitzer habe übergeben werden können. Als besonders positiv hob die Feuerwehr hervor, dass diesmal in Dortmund „keine Verletzungen durch Feuerwehrskörper zu beklagen“ gewesen seien.

Auch in Gladbeck bilanzierten Feuerwehr und Polizei eine ruhige Silvesternacht - „relativ ruhig“, wie ein Sprecher sagte. Feuerwerk war trotz Verkaufsverbots vielfach vorhanden. Nur in einem Fall aber kam es zu einer schwerwiegenden Handverletzung, als ein Böller detonierte. In einem weiteren Fall hatte eine Feuerwerksbatterie den Holzboden eines Bollerwagens, auf dem sie platziert war, entzündet.

NRW-Innenminister Reul dankte Polizei für ihren Einsatz

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dankte der Polizei für ihren Einsatz in der Silvesternacht. Er hatte am Freitagabend eine Polizeiwache in der Kölner Innenstadt besucht und Beamte bei ihrer Arbeit im Umfeld des Doms begleitet.

Der Verkauf von Feuerwerk war vor Silvester - wie schon 2020 - bundesweit erneut verboten. Ein generelles Knall-Verbot gab es zwar nicht. Aber viele Städte wiesen öffentliche Bereiche aus, in denen keine Böller und Raketen gezündet werden durften.

Strenges Kontaktverbot für Ungeimpfte

Zudem galten strenge Kontaktbeschränkungen. Laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes durften sich geimpfte und genesene Menschen an Silvester mit höchstens zehn Personen treffen - egal, ob drinnen oder draußen.

Ungeimpfte durften die Jahreswende mit maximal zwei Personen eines anderen Haushalts verbringen. Darüber hinaus waren öffentliche Tanzveranstaltungen untersagt, Clubs und Diskotheken blieben in NRW geschlossen. (dae/mit dpa)