Münster. Ein Wagyu-Rind ist von einem Bauernhof in Münster ausgebüxt. Nun ist das entlaufene Rind „Maggy 890“ wieder mit seinem Besitzer vereint.

Ein eineinhalb Jahre junges Wagyu-Rind ist in Münster aus einem Bauernhof ausgebüxt. Zeitweise drohte das Tier, auf die Nahe Autobahn A43 zu laufen, dann wurde es an einem Golf-Platz gesichtet. Alle Versuche, das Rind einzufangen, schlugen bisher fehl. Jetzt wurde das kostbare Rind beim Nachbarn im Milchkuh-Stall gefunden.

Das seit dem vergangenen Montag gesuchte Rind hat den Namen „Maggy“. Maggy war zu Zuchtzwecken in Pension auf dem Bauernhof in Münster Albachten untergebracht, der sich neben Iberico-Schweinen auch auf die Haltung besonders edler aus Japan stammender Wagyu-Schlachtrinder spezialisiert hat. Am betreffenden Montag war Maggy bei einem Zuchtbullen im Stall, um von ihm gedeckt zu werden. „Dann hat wohl plötzlich eine Tür geknallt, sodass Maggy, als wir sie wieder aus dem Stall holen wollten, plötzlich Hackengas gab“, schilderte Hofinhaberin Holtmann.

Rind Maggy ausgebüxt: „Sie lässt keinen Menschen an sich ran“

Seitdem hielt das Wagyu-Rind, dessen Wert auf 5000 bis 10.000 Euro geschätzt wird, den Hof auf Trab. “Auch die Polizei war zwischenzeitlich eingeschaltet“, sagte Holtmann. Die Polizei suchte gar per Hubschrauber. Denn Maggy war zwischenzeitlich unweit des Autobahnkreuzes Münster-Süd gesichtet worden, wo sich A43 und A1 kreuzen. Schließlich aber flüchtete das Rind auf das Gelände des Golfclubs Münster-Tinnen, ein paar Hundert Meter vom Bauernhof der Holtmanns entfernt. Seitdem hielt sich Rind Maggy zunächst in einem Wäldchen versteckt.

„Wir wissen, wo sie ist“, sagte Melanie Holtmann nicht ohne Erleichterung. Am Mittwochabend sei man mit einer Drohne mit Nachtbildkamera durch den Wald geflogen und habe Maggy dabei entdeckt. „Doch näher als bis etwa 70 Meter lässt sie keinen Menschen an sich heran“, sagte Holtmann. Die Polizei habe den Bauernhofbetreibern einen Jäger mit Betäubungsgewehr vermittelt. „Doch der muss mindestens 30 bis 35 Meter an das Rind herankommen, um sicher einen Schuss abgeben zu können“, sagte Holtmann.

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Tiertransport-Anhänger mit Heu als Lockmittel

Wie es weitergeht, war zunächst noch offen. Rind Maggy sei „sehr sensibel und schreckhaft“, habe seine Besitzerin gesagt, erklärt Holtmann. „Und andere Landwirte haben uns berichtet, dass ihnen Wagyu-Rinder auch schon mal zwei oder sogar drei Wochen lang ausgebüxt waren.“ Sie kommen, sagt Holtmann, „in der Wildnis ganz gut zurecht. Auch jetzt finden sie noch genug zu Fressen und Wasser“, sagt die Bäuerin.

Als nächstes wollte man versuchen, einen Tiertransport-Anhänger mit Heu in den Wald zu stellen. „Vielleicht lässt sich Maggy damit anlocken“, sagt Holtmann. Den Wald abriegeln könne man indes nicht. Sollte das Rind sich also erneut auf Wanderschaft machen, käme auch die Polizei wieder ins Spiel.

Wagyu-Rind mag keinen Regen

Dann gäbe es noch die Möglichkeit, Maggy mithilfe anderer Rinder einzufangen - als Locktiere. „Rinder sind Herdentiere und fühlen sich wohler, wenn in der Nähe ein Kompagnon ist“, sagt Holtmann. Pech ist nur, dass die anderen Bauernhöfe der Umgebung ihre Tiere bereits im Stall haben: „Jetzt ist Einstellungszeit“, sagt Holtmann“ - die Weiden sind leer.

Das derzeitige münsterländische Dezemberwetter mögen Wagyu-Rinder eigentlich nicht, sagt Holtmann - vor allem den Regen. Doch das dürfte Rind Maggy wohl kaum von selbst auf den Hof zurücktreiben: „Im Wald, wo sie jetzt ist, dürfte sie ganz gut geschützt sein“, meinte Holtmann. Sie glaubte, „Maggy chillt da jetzt erstmal.“

Dass Maggy nun bei den Nachbarn im Milchkuh-Stall gefunden wurde, wundert Holtmann nicht: „Ich denke, Maggy hat als Herdentier einfach ihresgleichen gesucht. Sie ist in der letzten Woche bestimmt vereinsamt." Mit einem Trecker habe sein Nachbar die Stallgasse versperrt. Gemeinsam brachten sie das Tier am Montagmorgen zurück in Holtmanns Stall. (mit dpa)