Berlin. Er ist der, der die Leute zum Lachen bringt: Bastian Pastewka. Doch manchmal ist auch ihm zum Heulen, wie er im Interview erzählt.
Mit der „Wochenshow“ und der Serie „Pastewka“ wurde Bastian Pastewka zu einem der bekanntesten und beliebtesten Komiker Deutschlands. So gesehen war es nur logisch, dass der 49-Jährige bei der Fortsetzung des Comedy-Formats „LOL: Last One Laughing“ (ab 1. Oktober auf Amazon Prime) dabei war. Doch im Gespräch gibt sich der Comedian nachdenklicher und ernster, als man das vielleicht erwarten könnte.
In der Show „Last One Laughing” müssen Sie dagegen ankämpfen, von neun Kollegen zum Lachen gebracht zu werden. Muss man für so etwas masochistisch veranlagt sein?
Bastian Pastewka: Ja. Aber ich habe mir gesagt, ‚du gehst da jetzt rein‘. Der Masochismus in mir hat verloren und die gute Laune und Freude auf die Sache haben gewonnen. Als ich nämlich erkannte, für was ich da freundlicherweise angefragt wurde, wusste ich sofort: Die Chance kriegst du nie wieder.
Sie scheinen ja insgesamt guter Laune. Immerhin finden Sich auf Ihrer Instagram-Seite viele Regenbogen-Emojis...
Pastewka: Wir leben in einer positiven Welt, aber die Natur, die im Regenbogen dargestellt wird, ist stärker, und das ist auch eine Chance für uns. Denn die Natur zeigt uns, dass wir auch demütig sein und immer wieder ins Glied zurücktreten müssen, anstatt zu denken, wir seien die Fortschrittlichsten, Schlausten und Lustigsten.
Doch braucht man nicht ein gewisses Ego, um als Entertainer aufzutreten so wie Sie?
Pastewka: Ich bin ja nicht auf der Showbühne, ich habe auch nie ein Soloprogramm gehabt, sondern ich habe mich immer gerne in Figuren begeben, die im Idealfall Teile von mir waren. Ich hatte dabei nicht viel zu sagen, aber das haben viele nicht gemerkt.
Sie haben wirklich nichts zu sagen?
Pastewka: Ich habe sehr viel über „Raumschiff Enterprise“ zu erzählen. Ich kann die Mönche von „Der Name der Rose“ in der Reihenfolge ihres Ablebens aufzählen.
Aber jetzt mal im Ernst...
Pastewka: Gerne. LOL ist für mein Empfinden weniger eine Comedy-Show im klassischen Sinne, vielmehr schaut man zehn gut gelaunten Comedians zu, wie sie ein kreuzalbernes Partyspiel absolvieren. Es ist ein unglaubliches Erlebnis, und ich kann nur jeden einladen, sich selber neun Freundinnen und Freunde und Bully Herbig nach Hause einzuladen, um die Show nachzuspielen. Mit Hygiene-Konzept selbstverständlich.
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Was machen Sie eigentlich, wenn die Wolken aufziehen und der Regenbogen sich verflüchtigt?
Pastewka: Heulen.
Über was?
Pastewka: Das ist mir einen Hauch zu privat, aber ich bin nicht 24 Stunden in der Lage, Entertainer oder Komiker zu sein, auch wenn das manche von mir glauben. Ich habe das große Glück, dass ich bislang weitestgehend von Schicksalsschlägen verschont geblieben bin. Ich bin nicht krank, aber ich lebe auch nicht auf der Insel der Glückseligkeit. Ich sehe sehr wohl, was um uns herum passiert. Wir führen dieses Gespräch zum Zeitpunkt der Afghanistan-Katastrophe. Das ist nichts, was ich ausblenden kann. Und das bedeutet: ‚Heute ist mal nichts zum Lachen da.‘
Haben Sie in Ihrem Job das Bedürfnis, ganz konkret etwas Gutes zu tun?
Pastewka: Ich habe mich für einige der kleinen Theater, Bürgerhäuser und Comedy-Clubs engagiert, denn diesen Spielorten gehört mein Herz; und sie haben in den letzten anderthalb Jahren besonders gelitten. Darüber hinaus hoffe ich, dass ich hin und wieder für angenehme Zerstreuung sorge.
Welche Komik ist aus Ihrer Sicht am besten dafür geeignet?
Pastewka: Ich mag die Kunst der spontanen Albernheit, der nicht geplanten, vielleicht skurrilen Komik, aber die ist derzeit ein wenig verrutscht, weil wir in erster Linie Solisten zuschauen, die alle ihre Programme und Texte perfekt konfektioniert, durchdacht und mit der Zahnbürste geputzt auf der Bühne präsentieren. Ich sehe keinen einzigen Schweißtropfen, der da herunterläuft. Ich persönlich schaue die Komik, die sich entgrenzt und aufopfert und uns nicht einfach einen Abend lang erzählt, was die Regierung alles falsch macht. Das weiß ich schon aus den Nachrichten.
Doch diese entgrenzte Komik dürfte schwieriger geworden sein, nachdem inzwischen in der Gesellschaft eine neue Korrektheit gefordert ist.
Pastewka: Ich bin dankbar, dass Sprache und Komik im Fluss sind und wir deshalb heute andere Gags machen als vor zehn, 20 Jahren. Die Herausforderung ist allerdings, dass das Publikum in unserer Zeit viel mehr mit den Entertainerinnen und Entertainern in Kontakt steht. Ich wünsche mir nicht, wieder 22 zu sein und meine ersten Auftritte durch die sozialen Netzwerke bewertet und gespiegelt zu bekommen. Comedy und Satire wurden zuletzt von bestimmten Strömungen mehr oder weniger zur Disposition gestellt. Es gibt nach meiner Wahrnehmung keine umfassende soziale Ächtung etwa von Ballerspielen oder Pornografie, aber stattdessen von Satire, und dafür müssen wir Lösungen finden.