Berlin. Der Berliner Virologe Christian Drosten erwartet, dass die erste Hälfte des Jahres 2021 wegen der Corona-Pandemie “kompliziert“ wird.

  • Nach einem harten Jahr hoffen viele Menschen für 2021 auf eine Entspannung der Corona-Lage
  • Virologe Christian Drosten erwartet aber zunächst eine komplizierte erste Jahreshälfte
  • Wenn genug Menschen geimpft werden, könne sich die Lage ab Sommer verbessern

Der Berliner Virologe Christian Drosten erwartet für 2021 herausfordernde erste sechs Monate. „Ich schaue schon optimistisch auf das neue Jahr, aber ich glaube, dass die erste Jahreshälfte sehr kompliziert werden wird“, sagte Drosten der Berliner Morgenpost, die ebenfalls zur FUNKE Mediengruppe gehört.

Corona: Drosten erwartet Entspannung ab der zweiten Jahreshälfte

Es werde sehr viele Diskussionen beispielsweise um Lockerungen oder die Impfung geben. „Ich glaube, dass ab der zweiten Jahreshälfte eine Entspannung eintreten könnte, aber nur, wenn man es schafft, ganz viele Personen in den ersten sechs Monaten zu impfen“, so der 48-Jährige. Lesen Sie auch: Brückentage 2021 - So sichern Sie sich den maximalen Urlaub

Die Herausforderung sei jetzt, zwei Dinge, die eigentlich gegeneinanderliefen, zu steuern. „Wir müssen die Inzidenz nach unten bekommen – und gleichzeitig impfen. Wir werden in eine Situation kommen, wo wir große Teile der Risikogruppen geimpft haben und es dann Kräfte geben wird, die sagen, dass es jetzt keinen Grund mehr für Einschränkungen gibt. Letzteres wird allerdings eine Fehleinschätzung sein, denn wir dürfen grundsätzlich keine sehr hohe Inzidenzen zulassen. Auch nicht bei den Jüngeren“, sagte der Wissenschaftler weiter.

Der Virologe und Corona-Experte Christian Drosten rechnet für 2021 mit einem komplizierten ersten Halbjahr.
Der Virologe und Corona-Experte Christian Drosten rechnet für 2021 mit einem komplizierten ersten Halbjahr. © Reto Klar / Funke Foto Services

Drosten: Impfstoff-Strategie im Nachhinein schwer zu bewerten

Auf die Frage, ob die Regierungen zu wenig Impfstoff bestellt haben, sagte Drosten: „Das ist eine Frage, die ich so gar nicht beantworten kann und auch nicht will. Das ist so eine komplexe Angelegenheit. Man musste den Impfstoff mit Monaten Vorlauf bestellen – und wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht, ob der betreffende Impfstoff auch funktionieren würde. Es ist jetzt praktisch unmöglich, das im Nachhinein zu bewerten."

Der Wissenschaftler verwies darauf, dass nach dem Biontech-Vakzin nun in Großbritannien der AstraZeneca-Impfstoff bereits zugelassen sei. "Da sollte man in der EU schnell hinterherkommen, denn dieser Impfstoff kann auch in normalen Arztpraxen geimpft werden. Bei diesem Impfstoff hat man nicht die besondere Kühlpflicht." Lesen Sie auch: Corona-Impfstoff - Biontech-Chef: "Sieht nicht rosig aus"

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Eine Prognose, ob der Lockdown in Deutschland ab 10. Januar aufgehoben werden könne, wollte Drosten nicht stellen. „Wir haben zurzeit keine validen Zahlen, weil die Labore über die Feiertage weniger getestet haben, aber auch weil viele Menschen, die krank geworden sind, nicht zum Arzt gegangen sind. Wir sehen aber am Anteil der positiven Tests, dass die Zahlen derzeit nicht nach unten gehen. Das ist nicht gut“, so der Virologe.

„Ob der Lockdown bis in den Februar verlängert werden muss, das kann man heute nicht vorhersagen. Vielleicht erleben wir ja eine positive Überraschung. Wir müssen bis Mitte Januar warten, erst dann kann man die Zahlen bewerten.“ Lesen Sie hier: Corona: Wird der Lockdown bis Ende Januar verlängert?

Corona-Impfstoff: Kritik an Strategie der Bundesregierung wächst

Währenddessen wächst die Kritik an der Strategie der Bundesregierung. Ein Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina war der Koalition schwere Versäumnisse bei der Beschaffung des Impfstoffs vor. So sagte die Leopoldina-Neurologin Frauke Zipp: "Ich halte die derzeitige Situation für grobes Versagen der Verantwortlichen." Es habe im Sommer Angebote für mehr Impfdosen gegeben, im Spätsommer von Biontech. "Wir hätten sie jetzt zur Verfügung", sagte sie der "Welt". Die Leopoldina gehört zu den wichtigsten Beratern der Regierung.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Berliner Morgenpost.

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