Wegen der endlosen Pannenserie und Corona wurde die Eröffnung nicht groß gefeiert. Doch der neue Flughafen ist nun tatsächlich am Netz.
Keine knallenden Sektkorken, keine langen Ansprachen, kein rauschendes Fest: Die Eröffnung des BER fiel beinahe bescheiden aus. „Es gibt keine große Party. Wir machen einfach auf.“ Mit diesen Worten fasste Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup schon vor Wochen die Pläne zur Eröffnung des Airports „Berlin-Brandenburg Willy Brandt“ zusammen.
Dass am heutigen Samstag mehr als acht Jahre nach dem geplatzten Starttermin im Juni 2012 nicht gefeiert wird, liegt nicht nur an Corona. Vielmehr ist die Liste an Pannen und Peinlichkeiten beim Bau so lang, dass es keinen Grund dazu gebe, sich mit dem BER zur brüsten, so Lütke Daldrup, der am Sonnabend außerdem 64 Jahre alt wird, weiter. Berlin und ganz Deutschland sei in gewisser Weise zur Lachnummer geworden.
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Eröffnungs-Gala mit 750 Gästen wegen Corona abgesagt
Aber auch Corona hat den Plänen einiger rund um die Eröffnung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die ursprünglich für den Freitagabend geplante Gala des Schönefelder Gewerbevereins mit 750 Gästen stand schon vorher in der Kritik. Sie sollte in der knapp 7000 Quadratmeter großen Messehalle des Flughafens stattfinden, wurde aber bereits in der vergangenen Woche abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Grund war die stark steigende Zahl an Corona-Infektionen in Schönefeld. Die brandenburgische Gemeinde, die an den ebenfalls stark belasteten Berliner Bezirk Neukölln grenzt, gilt als Corona-Hotspot. Auch interessant: Kommentar: Berlin ist Corona-Hotspot – jetzt hilft nur noch Kontrolle
Der Verein betonte, die Entscheidung aus freien Stücken und nicht auf Druck der Politik getroffen zu haben. Zu der Gala waren auch 100 geladene Gäste aus Politik, Gesellschaft und Medien erwartet worden. Die Tickets für die seit Wochen ausverkaufte Veranstaltung haben pro Stück 49 Euro gekostet.
Flughafen BER: Erste Flugzeuge landeten am Nachmittag
Am Eröffnungstag landeten gegen 14 Uhr parallel die beiden ersten Maschinen. Der Lufthansa-Flug LH 2020 hob um 12.50 Uhr in München Richtung Berlin ab. Die Easyjet-Maschine EJU 3110 ging gegen 13 Uhr in Tegel in die Luft und kam in Schönefeld auf der noch nicht offiziell eröffneten Südbahn herunter. Beide Flugzeuge haben geladene Gäste der Fluggesellschaften an Bord. Die Kennungsnummern der zwei Sonderflüge ergeben zusammen das Datum des Eröffnungstags: 31.10.2020.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach vor dem Abflug in München von einem „historischer Tag“. „Ich kann’s noch gar nicht ganz glauben“, scherzte Spohr. Zeitgleich zu den Sonderflügen fand im neuen Terminal 1 eine Begrüßungsveranstaltung statt, von der aus die Parallellandung beobachtet werden konnten. Dort sprachen Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (beide SPD) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Grußworte. Begleitet wurde die Eröffnung von Protesten von Klimaaktivisten unter anderem der Gruppe Extinction Rebellion.
Neuer Airport in Schönefeld: Regulärer Betrieb aufgenommen
Die beiden Sondermaschinen fliegen gegen 17 Uhr wieder nach München beziehungsweise Tegel zurück. Sie starten allerdings nicht am neuen Terminal 1, sondern am ehemaligen Flughafen Schönefeld SXF, der seit vergangenem Sonntag BER Terminal 5 heißt. Am Sonnabend selbst gibt es noch keine Starts vom neuen Terminal. Was fehlt noch alles bis zur Fertigstellung des BER? Unsere interaktive Checkliste zeigt es Ihnen.
Dennoch beginnt dort am Eröffnungstag schon der reguläre Betrieb. Am Abend öffnet die FBB die Tore für Fluggäste. Für 20.05 Uhr ist dann die Landung des ersten regulären Maschine geplant – der Easyjet-Flug EJU 5924 aus Fuerteventura. Die britische Airline fliegt von diesem Moment an ausschließlich den BER und nicht mehr TXL an.
Am Sonntag eröffnet auch die Besucherterrasse des BER täglich von 6 Uhr bis 22 Uhr. Außerdem startet das erste Flugzeug von Terminal 1. Auch hier macht Easyjet den Anfang. Mit dem Flug EJU 8210 geht es um 6.45 Uhr nach London-Gatwick. Dann folgen weitere Flüge von Qatar Airways nach Doha oder Turkish Airlines nach Istanbul. Auch diese Fluggesellschaften verlassen damit TXL komplett.
Der Bau des BER war geprägt von Planungsfehlern, technischen Problemen und Baumängeln. Sechs Mal wurde die Eröffnung verschoben. Die Kosten für den Bau und den Schallschutz der Anwohner verdreifachten sich auf rund sechs Milliarden Euro. Die Eröffnung fällt zudem in die schwerste Krise der Luftfahrt seit dem Zweiten Weltkrieg, wie es in der Branche heißt. Nur wenige Tausende Passagiere pro Tag werden in den nächsten Wochen in Schönefeld erwartet. (dpa/afp/fmg)
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