Berlin. Dr. Motte, Mit-Erfinder der Berliner Loveparade, plant eine Neuauflage des Raves. Sie soll an den früheren Geist des Events anknüpfen.

Der Berliner DJ Dr. Motte will eine neue Loveparade nach Berlin holen. Das sagte der Musiker bei einer Pressekonferenz am Montag in Berlin. Die Veranstaltung solle nach dem Vorbild der früheren Berliner Loveparade erneut Hunderttausende Raver auf die Straße locken. Finanziert werden solle das Projekt per Fundraising.

In den vergangenen Jahren etablierte sich in Berlin der sogenannte „Zug der Liebe“, der ebenfalls an die Loveparade-Tradition anknüpft. Die Loveparade hatte sich seit den 1990er-Jahren von einer zunächst als politische Demonstration angemeldeten Veranstaltung zu einem Massenereignis entwickelt, bei dem Hunderttausende Raver aus aller Welt im Berliner Tiergarten auf der Straße des 17. Juni tanzten.

Eine neue Loveparade für Berlin – in altem Geist

Die Neuauflage dürfte allerdings einen anderen Namen tragen. Die Firma Lopavent hatte 2006 die Namensrechte gekauft. Die Veranstaltungsreihe mit dem Namen Loveparade wurde nach einer tödlichen Massenpanik in Duisburg im Jahr 2010 zunächst nicht mehr weitergeführt. 21 Menschen kamen dabei zu Tode, mehr als 650 wurden verletzt. Nachdem Geschädigte jahrelang auf einen Prozess drängten, entschied das Landgericht Duisburg im Februar 2019, dass sieben von zehn Angeklagte keine juristischen Konsequenzen tragen müssen.

Dr. Motte, der mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh heißt, und seine Mitstreiter wollen mit „Rave the planet“ an den ursprünglichen, unkommerziellen Geist der Loveparade anknüpfen. Dr. Motte war 1989 Mitbegründer der ersten Loveparade in Berlin. Damals kamen rund 150 Teilnehmer zum Kurfürstendamm, zehn Jahre später waren es rund 1,5 Millionen.

Bei der Pressekonferenz am Montag stellte der 59 Jahre alte Musiker demonstrativ die Frage: „Wollt ihr die neue Loveparade?“ Wer diese Frage für sich mit ja beantworte, könne sich an der Wiedergeburt der Rave-Demo beteiligen. Zunächst allerdings nur im Miniaturformat.

Loveparade-Fundraising heißt „Fundraving“

Denn das Fundraising, also die Aktion zum Geldsammeln, die passend „Fundraving“ heißt, funktioniert so: Im Atrium der Mall of Berlin, dort wo früher der Garten des legendären Techno-Clubs Tresor war, steht seit Montag eine Miniatur der Straße des 17. Juni. Über einen Online-Shop kann sich jeder eine Miniaturfigur kaufen und nach und nach eine Mini-Loveparade in die Mall stellen.

Loveparade-Gründer Dr. Motte lehnt am Montag über einem Miniatur-Modell der Loveparade. Mit dem Kauf einer Figur können Dr. Motte und sein Team von „Rave the Planet“ unterstützt werden. Sie wollen eine neue Loveparade nach Berlin holen und die Technokultur in der Hauptstadt erhalten.
Loveparade-Gründer Dr. Motte lehnt am Montag über einem Miniatur-Modell der Loveparade. Mit dem Kauf einer Figur können Dr. Motte und sein Team von „Rave the Planet“ unterstützt werden. Sie wollen eine neue Loveparade nach Berlin holen und die Technokultur in der Hauptstadt erhalten. © dpa | Annette Riedl

Mindestspende sind 5 Euro für einen Standard-Miniraver. Wer sich die Auferstehung der Love Parade mehr kosten lassen will, kann Bäume, Laternen oder einen Techno-Wagen kaufen. Ziel laut Dr. Motte: 1,5 Millionen Modell-Raver.

Berliner Clubkultur soll „immaterielles Weltkulturerbe“ werden

Aus den Einnahmen soll die neue Loveparade entstehen. Zudem will „Rave the Planet“ die aus ihrer Sicht gefährdete Clubkultur in Berlin unterstützen. Auch ein anderes Vorhaben soll durch die Spenden finanziert werden. „Rave the planet“ hat am Montag das Vorhaben verkündet, die Berliner Clubkultur als „immaterielles Weltkulturerbe“ der Unesco anerkennen zu lassen. (BM/nej/seg/ba)

• Dieser Text ist zuerst bei der Berliner Morgenpost erschienen