Paris. Der Star-Operateur Stéphane Delajoux operierte Frankreichs Rock-Legende Johnny Hallyday. Jetzt wird ihm Pfusch vorgeworfen: „Er hat ein Massaker angerichtet”, zitiert ein Hallyday-Manager die behandelnden Ärzte in den USA.

Johnny Hallyday (66), Frankreichs Rock-Legende, leidet an den Folgen einer Bandscheiben-Operation und liegt seit Tagen in der kalifornischen Promi-Klinik Cedars-Sinai im künstlichen Koma. Während die Nation um ihr Idol bangt, zerfetzt sich Tout-Paris den Mund über seinen Chirurgen, den Schickeria-Arzt Stéphane Delajoux. Den Beau in Weiß macht der Hallyday-Clan dafür verantwortlich, dass der Rockstar so schwer erkrankt ist. „Er hat ein Massaker angerichtet”, zitiert ein Hallyday-Manager die behandelnden Ärzte in den USA. Eigentlich liebt Doktor Delajoux das Blitzlichtgewitter und den großen Auftritt. Doch mittlerweile ist dem gut aussehenden Mediziner, Anfang vierzig, mit dem Dreitage-Bart, das gewinnende Lächeln gründlich vergangen.

Und das weniger wegen des (verbalen) Frontalangriffs des erbosten Hallyday-Clans. Zwei maskierte Unbekannte haben den Promi-Doktor nämlich am Freitagabend in der Nähe des Triumphbogens – vor den Augen seiner Kinder und seiner Ex-Frau – windelweich geschlagen. Mit einem Veilchen unterm linken Auge verließ der sichtlich geknickte Neurochirurg tags darauf das Krankenhaus.

Ein schockierender Vorfall, der in der Pariser Schickeria heftige Spekulationen auslöst. Sind die Schläger einfache Fans, die sich rächen wollten oder steckt gar der Clan dahinter? Delajoux' Anwälte jedenfalls schäumen vor Wut. Sie bezeichnen ihren Mandaten als Opfer einer skrupellosen „Menschenjagd” und fordern: „Es muss Schluss sein damit, dass man ihn für Johnnys Zustand verantwortlich macht.”

Am 26. November hat sich „Johnny national”, wie ihn die Franzosen nennen, in die Pariser Monceau-Klinik begeben, um sich wegen eines Bandscheibenvorfalls operieren zu lassen. Offenbar die Folge eines Sturzes auf seiner Yacht im Sommer. Und eigentlich eine Routineangelegenheit.

Doch schon kurz nach der Entlassung klagt der Sänger über eine schmerzhafte Entzündung. Wenige Tage später lässt sich Hallyday schließlich mit einem Rollstuhl in das Cedars-Sinai-Hospital in Los Angeles schieben. Dabei hätte der Rockstar eigentlich vorgewarnt sein sollen. Denn seinem Promi-Chirurgen eilt ein derart zweifelhafter Ruf voraus, dass die französische Presse ihn durchweg als „docteur sulfureux” abstempelt: den unheimlichen Doktor.

So verurteilte ihn ein Pariser Gericht 2004 wegen einer misslungenen Operation zu einer Entschädigung von 194 000 Euro. Weitere peinliche Bestrafungen folgen, mal mit 20 000 Euro Schmerzensgeld, mal mit 36 000 Euro. 2005 entzieht ihm die Pariser Ärztekammer sogar für sechs Monate die Approbation, weil er wegen eines Versicherungsbetruges zu einer saftigen Gefängnisstrafe von drei Jahren auf Bewährung verurteilt worden war. Auf die berechtigte Frage der Zeitung „Le Parisien”, warum sich Hallyday trotzdem in Delajoux Hände begab, antwortet sein Manager Camus ziemlich kleinlaut: „Wissen Sie, es ist eben die kleine Welt der Stars . . . ”. Ein exklusiver Pariser Mikrokosmos, in dem jeder jeden kennt.

Wie es heißt ist, ist Delajoux' Bruder der Lebensgefährte von Hallydays Tochter Laura Smet. Stéphane Delajoux wiederum war in den letzten fünf Jahren mit der Schauspielerin Isabelle Adjani liiert. 2007 entfernte er bei Charlotte Gainsbourg einen Hirntumor, und als die 2003 verstorbene Schauspielerin Marie Trintignant mit schwersten Kopfverletzungen um ihr Leben kämpfte, war es Delajoux, den sie aus Paris zur Behandlung nach Vilnius einflogen.

Während der Schickeria-Doktor nun den Schutz der Pariser Polizei erbittet, lassen die Bulletins aus Los Angeles die Fans allmählich aufatmen. Offenbar wird der Sänger bald aus dem Koma geholt.