Berlin. Günther Jauch prüfte bei „Wer wird Millionär?“ das Wissen von Lehrern. Es drohte ein Fiasko – dann kam ein mutiger Chemie-Lehrer.
Es brennt. Die Flamme schießt empor. Nur der Geldschein, den sie umschließt, bleibt unversehrt. Dann ist das Feuer erloschen. Ein Exkurs in die Welt der Naturwissenschaften ist knallig – zumindest bei „Wer wird Millionär?“.
Der Mann, der für den kurzen Moment der Erheiterung sorgte, heißt Alexander von Alten-Bockum. Sonst gibt er im Klassenzimmer den Versuchsleiter. Am Montagabend durfte der Mathe- und Chemielehrer aus Koblenz seine Experimente in ungewohnter Umgebung zeigen: beim Lehrer-Spezial der RTL-Show. Der 43-Jährige führte Günther Jauch vor, wie Chemie in der Praxis funktioniert.
Zwei Lehrer mussten den Ratestuhl schnell wieder verlassen
Der Geldschein, der eben noch brannte, lag zuvor in einer Ethanol-Wasser-Mischung. Es war lediglich der Alkohol, der an der Oberfläche verbrannte. Statt dröger Formeln ein brennender Zehn-Euro-Schein: Soll niemand behaupten, dass Chemie langweilig sein muss.
Von Alten-Bockum war der dritte Kandidat, der es am Montagabend bei Jauch auf den berühmten Ratestuhl – diesmal einer Schulbank nachempfunden – geschafft hatte. Zum Ende der Osterferien hat RTL mal wieder eine Spezial-Ausgabe des Dauer-Quotenbringers „Wer wird Millionär?“ vorbereitet. Acht Lehrer kämpften diesmal bei Günther Jauch um die Millionen, drei schafften es in die Sendung. Und zwei waren schnell wieder draußen.
Vertretungslehrerin Elisabeth Gerstner zockt – und fällt auf 500 Euro zurück
Die Vertretungslehrerin Elisabeth Gerstner brauchte zwar gerade Mal zweieinhalb Sekunden, um den Fußball-Profis Thomas Müller, Mats Hummels, Mario Götze und Lukas Podolski die richtigen Spielerfrauen zuzuordnen. Und auch die ersten fünf Fragen beantwortete sie souverän. Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf.
Bei 1000 Euro war der 50/50-Joker schon weg. Bei der nächsten Frage wollte Jauch wissen, wo Berlin im Jahr 2018 mit einem Wert von 154 deutschlandweit an der Spitze lag. Zur Auswahl standen:
• A: im Stau verbrachte Stunden
• B: Monatsmiete in Euro pro Quadratmeter
• C: Anzahl aktiver Brauereien
• D: Schüler pro Schulklasse
Gerstner sinnierte, dass es ja durchaus Städte gäbe, die teurer seien. Jauch rechnete vor: „Dann kosten zehn Quadratmeter ja 1540 Euro“. Das wäre dann doch etwas viel – selbst für das immer teurer werdende Berlin. Die Lehrerin zuckte nur mit den Achseln: „Mathe war nie meine Stärke“. Am Ende musste das Publikum aushelfen. 72 Prozent stimmten für die richtige Antwort – A.
• Rückblick:
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Kann man mit so schlechtem Zeugnis Lehrerin werden?
Da die Kandidatin ein altes Halbjahreszeugnis von mitgebracht hatte, las Jauch genüsslich daraus vor. Physik: mangelhaft, Chemie: mangelhaft, Mathematik: mangelhaft. „Und damit kann man Lehrerin werden?“, fragte er.
Als es um 8000 Euro ging, zog Gerstner schon ihren Zusatzjoker, die letzte Hilfe. Ein Bankmitarbeiter aus Bochum meinte zu wissen, dass „spaghetto magico“ eine Übersetzung für Zauberstab sei. Die anderen Antwortmöglichkeiten – „magic sandwitch“, „baguette magique“ und „magische frikandel“ schloss er aus.
„Wie sicher sind Sie sich?“, fragte die Lehrerin.„99 Prozent“, sagte der Zusatzjoker.
Die Lehrerin glaubte ihm. Und fiel zurück auf 500 Euro. Richtig gewesen wäre: das Baguette. „Schönen Gruß an die Sparkasse Bochum“, sagte Jauch zum Zusatzjoker. Immerhin: Von den 500 Euro kann sich Vertretungslehrerin Elisabeth Gerstner endlich einen Wunsch erfüllen: ein eigener Mops.
Auch Kandidat zwei strauchelte
Es hätte ein peinlicher Abend für die Lehrer im TV-Studio werden können. Denn auch Kandidat zwei – der Mathe-, Physik- und Astronomie-Lehrer Jörg Dewitz aus Schleswig-Holstein – taumelte durch die Sendung. Bei 1000 Euro fragte er schon das Publikum. Dass es die Redewendung „noch, nöcher“ als Steigerung gibt, merkte er erst, als Moderator Jauch dem Publikum die Frage erneut vorlas. Doch da war es schon zu spät.
Seinen letzten Joker setzte der Mathe-Lehrer bei 16.000 Euro ein. Gefragt war nach der Stadt,
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Doch weder Dewitz noch sein Telefonjoker hatten eine Ahnung. Der Lehrer, der mit einer flippigen NASA-Jacke zumindest optisch hervor stach, musste mit 8000 Euro gehen.
• Rückblick:
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Kandidat Alexander von Alten-Bockum überreicht Phrasen-Bingo
Ganz anders dagegen Alexander von Alten-Bockum, der Mann mit dem brennenden Geldschein. Er sorgte für Lacher, als er Moderator Jauch ein selbstgebasteltes Phrasen-Bingo zur Sendung übergab. Darin enthalten: Sätze, die im Laufe der Jahre – inzwischen sind es knapp zwei Jahrzehnte – in der Sendung oft vorkamen. Typische Klassiker: „Zu Hause hätte ich es gewusst“, „Ich hab‘ versprochen, nicht zu zocken“ oder „Bitte nur aufstehen, wenn man es wirklich weiß“.
Souverän spielte sich von Alten-Bockum dann immer weiter vor. Bei 125.000 Euro fing er sogar an zu zocken. Dass Baden-Württemberg das einzige Bundesland ist, das seit 1950 ununterbrochen in den Länderfinanzausgleich einzahlt, wusste er zwar nicht sicher. Auch Bayern hielt er für möglich. Doch weil sich die dortige Staatsregierung immer so über den Länderfinanzausgleich aufregt, wählte er Baden-Württemberg. Bayern sei ihm zu naheliegend – und er hatte Recht.
• Rückblick:
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Mutiger Auftritt bringt Sympathien beim Publikum
Das Zocker-Gen wurde belohnt. Sein mutiger Auftritt brachte ihm Sympathien beim Publikum ein. Hier erspielte sich jemand gut gelaunt und unverkrampft 125.000 Euro. Bei der halben Million war dann aber Schluss. Dafür wissen wir jetzt, dass der Deutsche Vegetarierbund 1892 in Leipzig gegründet wurde – und damit älter ist als DFB, Deutscher Mieterbund und Deutscher Beamtenbund, die ebenfalls zur Auswahl standen.
„So richtig viel haben Sie nicht falsch gemacht“, sagte Moderator Jauch hinterher anerkennend. Alexander von Alten-Bockum braucht sich keine Gedanken machen. Seine größte Sorge, nach der Sendung als „Deutschlands dümmster Lehrer“ verspottet zu werden, war unbegründet.
Dafür hat er schon selbst gesorgt. Auch ohne brennenden Geldschein. (Fabian Hartmann)