Berlin. Egal ob Karneval, Fasching oder Fastnacht – in vielen Regionen Deutschlands feiert man die fünfte Jahreszeit. Alles Wichtige dazu.

Wenn im Regionalexpress plötzlich Erdbeeren mit Prosecco anstoßen, Cowboys mit Indianern tanzen und Batman tagsüber durch die Straßen schwankt, ist normalerweise klar: Der Karneval ist in seiner heißen Phase.

2024 beginnen die Karnevalsumzüge mit Weiberfastnacht am 8. Februar. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Brauch? Wir beantworten alle wichtige Fragen zum Fasching.

Wo und wann ist Karneval entstanden?

Der Ursprung der Tradition ist nicht gänzlich geklärt. Zwar feierten schon die alten Römer ein Fest zu Ehren des Gottes Saturnus, bei dem Herren und Sklaven die Rollen tauschten, gemeinsam aßen und tranken, doch trotz der Parallelen zum heutigen Karneval bezweifelt die Forschung, dass es sich dabei um eine Vorläufer handelte.

Einfluss germanischer oder keltischer Bräuche wird skeptisch gesehen. Bei Frühlingsfesten feierte man damals den Wechsel der Jahreszeiten, indem man sich als Geister, Kobolde oder andere Naturgestalten verkleidete.

Als wahrscheinlicher gilt ein Zusammenhang zum christlichen Glauben: 46 Tage vor Ostern beginnt die Fastenzeit, in der Gläubige bestimmte Formen der Askese und Buße praktizieren. Vor dieser eher kargen Zeit kann beim Karneval noch einmal ausgelassen das Leben genossen werden. Aschermittwoch markiert dann das Ende der Karnevalssession – und den Start der Fastenzeit.

Wieso beginnt der Karneval am 11.11. um 11.11 Uhr?

Auch diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Ursprünglich galt eigentlich der 6. Januar, also als Beginn der Karnevalszeit. Warum der Anfang der Saison auf den 11. November gelegt wurde, ist nicht vollständig geklärt. Es gibt drei Erklärungsansätze. Zu einen ging am 6. Januar einst eine weitere Fastenzeit voraus, die am 11.11. begann.

Erklärung Nummer zwei: Der 11.11. war für die Bauern das Ende ihres Wirtschaftsjahres. Die dritte Theorie hat einen biblischen Ursprung. Die Position der Zahl „11“ zwischen den im christlichen Glauben bedeutsamen Zahlen „10“ (Zahl der Gebote) und „12“ (Zahl der Apostel). Die „11“ steht profan in der Mitte, will sich sozusagen keiner der beiden Normen zuordnen lassen. Passend also für den närrischen Zweck.

Was ist eigentlich Weiberfastnacht?

Weiberfastnacht ist der Start des Straßenkarnevals. Sie wird am Donnerstag vor Aschermittwoch gefeiert und auch als Altweiber, Altweiberfasching oder Altweiberfastnacht bezeichnet.

Die Karnevalisten feiern normalerweise kostümiert in Kneipen und auf den Straßen. An diesem Tag ist es Brauch, dass die Frauen den Männern die Krawatten abschneiden. Außerdem stürmen eigentlich die sogenannten Möhnen die Rathäuser.

Woher kommt der Begriff „Karneval“?

Wie sollte es auch anders sein: Sicher weiß man es nicht. Am geläufigsten ist aber die Ableitung vom Lateinischen „carne levare“, was so viel heißt wie „Fleisch wegnehmen“. Eher als Scherz ist die Übersetzung von „carne vale“ anzusehen – „Fleisch, lebe wohl!“.

Bis ins 20. Jahrhundert ging man noch davon aus, dass „Karneval“ auf den lateinischen Ausdruck „carrus navalis“ zurückgehe. Damit wurde ein Schiff auf Rädern bezeichnet – denn bereits die Römer feierten Umzüge durch die Straßen. Diese These gilt inzwischen aber als widerlegt.

Was ist der Unterschied zwischen Karneval, Fasching und Fastnacht?

Was gefeiert wird, hat vor allem mit der Region zu tun. Während der Karneval vor allem im Rheinland zelebriert wird, heißt es in Bayern, Sachsen und Österreich überwiegend Fasching. Fastnacht wiederum feiert man vor allem in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Baden, Württemberg und in Franken. Lesen Sie mehr dazu hier: Die Unterschiede zwischen Karneval, Fasching und Fastnacht

Kein Rosenmontagsumzug ohne Musik – hier von den Roten Funken in Köln.
Kein Rosenmontagsumzug ohne Musik – hier von den Roten Funken in Köln. © imago/imagebroker | imageBROKER/Jan Tepass

Wo ruft man „Alaaf“ und wo „Helau“?

„Alaaf“ und „Helau“ sind die bekanntesten Narrenrufe – und trennen vor allem die Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf voneinander. „Alaaf“ soll auf den Ausdruck „all af“ zurückgehen, Kölsch für „alles ab“. In der Verbindung „Kölle Alaaf“ dann zu verstehen als „alles steht unter Köln“.

Eine andere Herleitung vermutet den Ursprung im alemannischen „a Laaf’n“, was „eine Maske“ bedeutet. Der Begriff könnte über Rheinschifffahrt seinen Weg bis Köln gefunden haben.

Gerufen wird „Alaaf“ aber längst nicht nur dort. Auch in Bonn, Leverkusen oder Aachen schmettern ihn die Jecken. Die Narren, die weiter rheinabwärts wohnen, etwa in Düsseldorf, Duisburg oder Krefeld, setzen seit Jahrhunderten auf „Helau“. Erklärungen seiner Herkunft reichen von einem früheren Hirtenruf über eine Ableitung des christlichen „Halleluja“ bis zu einem Konflikt – na klar – mit Köln.

Auch in Duisburg ruft man „Helau“.
Auch in Duisburg ruft man „Helau“. © imago/Reichwein | Christoph Reichwein (crei)

Mainzer Kaufleute sollen im 13. Jahrhundert gegen die Pflicht protestiert haben, in Köln drei Tage lang mit ihrem Schiff Halt zu machen, um ihre Ware zum Festpreis anzubieten. Den Ruf „Alaaf“ – hier im Sinne von „alles ab(laden)“ gebraucht – setzte ein Kaufmann der Legende nach ein „Ik will he lau fahrn!“ entgegen – „Ich will hier langfahren!“.

Weitere Narrenrufe sind etwa „Awaaf“ in Bayreuth, das französisch angehauchte „Alleh hopp“ im Saarland oder „Ahoi“ in Norddeutschland.

Welche Karneval-Vokabeln muss ich kennen?

Das hängt natürlich von der Region ab. Im Rheinland sollte man sich unter anderem auf diese Begriffe gefasst machen:

  • Bützchen: ein Küsschen mit geschlossenen Lippen
  • Dreigestirn: besteht aus Prinz, Bauer und Jungfrau, den offiziellen Regenten des Narrenvolks
  • Hoppeditz: wird in Düsseldorf am 11.11. zum Leben erweckt und hält aus einem Senftopf heraus die Eröffnungsrede zur neuen Session, wird am Aschermittwoch eingeäschert
  • Kamelle: die Leckereien, die von den Umzugswagen herabregnen
  • Nubbel: die Kölner Antwort auf den Hoppeditz, wird am Karnevalsdienstag verbrannt, um die Jecken von ihren Sünden zu befreien
  • Strüßjer: kleine Blumensträuße, die beim Umzug geworfen werden – im Austausch für ein Bützchen
  • Zoch: gemeint ist der Rosenmontagsumzug

(fmg)