Düsseldorf. Der Dürresommer hat es erneut gezeigt: Der Klimawandel ist auch in NRW angekommen. Wissenschaftler zeigen Folgen und Gefahren für die Gesundheit.
Starkregen und ein Dürresommer, Unwetter und ein ausgetrockneter Rhein - das Wetter in Nordrhein-Westfalen schlägt in diesem Jahr Kapriolen. Wissenschaftler haben die Auswirkungen des Klimawandels für das Bundesland ermittelt. Am Mittwoch will die Landesregierung im Umweltausschuss des Landtags einen Bericht vorlegen. «Viele dachten lange Zeit, Klimawandel betreffe nur Inseln im Pazifik», sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) in einem Interview auf der Homepage des Ministeriums. «Dem ist aber nicht so.» Ein Jahr wie dieses mit heftigen Stürmen zu Beginn und dann anhaltender Trockenheit werde «immer weniger zum Ausreißer werden».
Das NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) mit wichtigen Informationen zu den Auswirkungen des Klimawandels für Menschen, Land- und Forstwirtschaft:
TEMPERATUR: Im Zeitraum 1881 bis 2017 hat sich laut LANUV-Daten die mittlere Jahrestemperatur in NRW um 1,5 Grad Celsius erhöht. Bis 2050 ist mit einem Anstieg der Durchschnittstemperatur in NRW um 0,7 bis 1,7 Grad zu rechnen. Die Folge sind mehr besonders heiße Tage. Die Zahl der sehr heißen Sommertage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad erhöhte sich seit 1951 statistisch um 17 Tage, während es weniger Frost- und Eistage gab.
NIEDERSCHLAG: Die Niederschlagsmenge stieg seit 1881 um 102 Millimeter pro Quadratmeter im Jahr. Gleichzeitig gab es aber in den Sommermonaten keine Niederschlagzunahme. So fielen in NRW laut Deutschem Wetterdienst in diesem Sommer mit rund 115 Litern pro Quadratmeter weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlags von 240 Litern.
GESUNDHEITSGEFAHREN: In den NRW-Ballungsräumen sind schon heute 5,3 Millionen Menschen von der Hitzebelastung betroffen. 2050 werden es voraussichtlich bis zu neun Millionen sein. In bestimmten Regionen in NRW ist laut einer Aufstellung des LANUV mit dem Auftreten neuer Krankheitsüberträger wie der Tigermücke oder der Ausbreitung heimischer Überträger wie Zecken zu rechnen. Allergien könnten zunehmen, die Pollensaison werde länger. Entlang des Rheins sei auch eine Ausbreitung von Stechmücken als neue Krankheitsüberträger möglich.
GEWÄSSER: Die mittleren Gewässertemperaturen am Rhein stiegen von 1974 bis 2016 um 1,4 Grad an. Durch Sauerstoffknappheit in wärmeren Gewässern und häufigeres Niedrigwasser im Sommer können
sich laut LANUV die Lebensbedingungen im Wasser verschlechtern. Empfindliche Lebensräume wie Feuchtgebiete der Schwalm-Nette-Region mit ihren typischen Arten könnten durch die zu erwartenden klimatischen Änderungen in ihrem Fortbestand gefährdet sein.
LANDWIRTSCHAFT: Der sommerliche «Trockenstress» wird sich voraussichtlich verschärfen. Darauf müsse sich die Landwirtschaft einstellen, etwa mit der Auswahl angepasster Arten, heißt es in dem Regierungsbericht. In der Tierhaltung solle vor allem robustes Vieh gezüchtet werden. Ställe sollten mit Klimatisierung und Wasserversorgung dem Klimawandel angepasst werden.
FORSTWIRTSCHAFT: Grundsätzlich werden heimische Baumarten zum Anbau empfohlen. Wichtig sei dabei, einen angemessenen Nadelholzanteil für die Forst- und Holzwirtschaft zu erhalten. Das gelte besonders für die Fichte, die inzwischen nur noch einen Anteil von 30 Prozent der Waldfläche habe. Als Alternative biete sich je nach Standort insbesondere die Douglasie an. (dpa)