Berlin. Es war eine temperamentvolle Show. Doch die Live-Stimme von Popstar Britney Spears war in Berlin nur zwischen den Songs zu hören.
„What happens in Vegas, stays in Vegas“ – so heißt zumindest ein bekannter Spruch. Denn was in der Stadt der Sünde passiert, soll eigentlich niemand erfahren, der nicht selbst dabei war. Das gilt aber nicht für Britney Spears.
Die hat nämlich einfach ihre außerordentlich erfolgreiche Las Vegas-Dauer-Show „Piece of me“ mit auf Welttournee genommen. Vier Jahre lang hatte sie knapp 250 von Kritikern und Zuschauern hochgelobte Shows in der Wüstenstadt gespielt. Ihre Fans in Berlin hatten dementsprechend ein großes Spektakel erwartet.
Eineinhalb Stunden lang hüpft, tanzt, schwingt
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über die Bühne der Mercedes Benz Arena. Formt mit ihren Back-Up-Tänzern eine menschliche Pyramide, lässt sich herumtragen, wälzt sich lasziv über die Bühne, kickt ihre Beine in die Höhe, lässt ihr platinblondes Haar durch die Luft wehen. Eine schnelle, energiegeladene Show mit beeindruckender Tanzperformance und Muskelkatergarantie.
Britney Spears spielt vor allem Klassiker
Nur eines lässt die Show vermissen: den Gesang.
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Mikrofon scheint nur dann zu funktionieren, wenn sie zwischen ihren Welthits wie „… Baby one more time“, „Oops!... I Did It Again“ oder „I’m a Slave 4 U“ ihre Fans atemlos fragt, wie sie sich fühlen oder ob sie Spaß haben. Ansonsten läuft der Gesang über Band ab.
Nun ja, Britney Spears ist nicht gerade für ihre Stimme bekannt – und ihre Berliner Fans scheint es auch nicht weiter zu stören. Sie genießen die Zeitreise durch fast 20 Jahre Spears‘sche Pop-Geschichte. Ihr letztes Album brachte die Sängerin vor zwei Jahren heraus. Und so spielt sie am Montagabend vor allem ihre Klassiker. Manch ein Fan in der ausverkauften Mercedes Benz Arena wird sich da sicher in seine eigene Kindheit oder Jugend vor 20 Jahren versetzt fühlen.
Dabei ist Britney Spears nicht nur musikalisch eine Ausnahmeerscheinung (denn welcher Sänger kann schon eine Weltkarriere vorweisen, ohne eine gute Stimme zu haben?). Sie ist auch ein echtes Steh-auf-Männchen. Denn ihre Karriere verlief alles andere als geradlinig.
Nach einem fulminanten Karriere-Start und ihrem Nummer eins Album „… Baby one more time“, das 1999 sämtliche Rekorde knackte, folgte bald der Absturz der der Pop-Prinzessin der Nullerjahre: Britney Spears hatte öffentlich mehrere Nervenzusammenbrüche, rasierte sich vor laufenden Paparazzi-Kameras ihren Kopf kahl, und es gab freizügige Fotos, als sie ohne Unterwäsche aus einer Limousine stieg.
Die Tanzbewegungen sind nicht so sanft
Doch sie kämpfte sich zurück an die Spitze der Charts, hat mittlerweile neun Alben herausgebracht. Sie gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Sängerinnen aller Zeiten. Sie hatte eine eigene Show in Las Vegas und bereits 2011, im zarten Alter von 29 Jahren wurde ihr ein Preis für ihr Lebenswerk überreicht – traditionell eher eine Auszeichnung am Ende einer Karriere.
Trotzdem: Ihre Tanzbewegungen wirken nicht so sanft wie die ihrer Backup-Tänzer. Ihre Berliner Show fehlt der Live-Gesang, das Herzstück sozusagen. Die Fans haben dennoch applaudiert. Sie haben die Zeitreise genossen.
• Britney Spears ist im Rahmen ihrer aktuellen Tour noch am 13. August in Mönchengladbach im Sparkassenpark zu sehen.
Dieser Artikel erschien zunächst in der „Berliner Morgenpost“