. . Wer auf seiner Internetseite die Rubrik „TV-Termine“ anklickt, findet dort so viele Einträge wie lange nicht mehr. Die ARD etwa ehrt ihn morgen mit einer dreistündigen Überraschungsshow („Mensch Jürgen!“). Heute wird Jürgen von der Lippe 70 und freut sich über die Aufmerksamkeit, auch wenn er kein Feiertyp ist: „Der Geburtstag geht mir am Arsch vorbei. Ich halte Älterwerden für keine große Leistung. Man braucht nur Geduld.“

Wer auf seiner Internetseite die Rubrik „TV-Termine“ anklickt, findet dort so viele Einträge wie lange nicht mehr. Die ARD etwa ehrt ihn morgen mit einer dreistündigen Überraschungsshow („Mensch Jürgen!“). Heute wird Jürgen von der Lippe 70 und freut sich über die Aufmerksamkeit, auch wenn er kein Feiertyp ist: „Der Geburtstag geht mir am Arsch vorbei. Ich halte Älterwerden für keine große Leistung. Man braucht nur Geduld.“

Sein kleines Fernsehcomeback ändert indes nichts daran, dass es ruhiger geworden ist um ihn. Eine eigene Sendung hat er schon seit Jahren nicht mehr. Seine Belesenheit stellt von der Lippe mittlerweile auf Youtube zur Schau – das Bücherformat „Lippes Leselust“ produziert er auf eigene Kosten. Dieser Tage verbringt er zudem viel Zeit in seiner alten Heimat, dem Rheinland: Der in Aachen aufgewachsene Wahlberliner steht im Düsseldorfer Theater an der Kö auf der Bühne. Das Boulevardstück „Die wollen nur spielen“ hat er selbst geschrieben, die Kritiken sind durchwachsen.

Es scheint, als passten seine Witze nicht mehr in die von Geschlechterdebatten geprägte Zeit. Vor vier Jahren echauffierte er sich in einem Interview über „Gender-Scheiße“, um dann über das doppeldeutige Wort „Mit-Glieder“ zu kalauern – als Beleg, dass er weiblich-männliche Anreden wie „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ für Quatsch hält. Die Literaturkritikerin und Schriftstellerin Elke Heidenreich (75), die von der Lippe in herzlicher Abneigung verbunden ist, fasst sein Werk mit der despektierlichen Beschreibung „5000 Jahre Herrenwitz im Bierzelt“ zusammen.

Seit er mit der legendären Livesendung „Geld oder Liebe“ (1989–2001) zum Star wurde, hat sich der ehemalige Messdiener äußerlich wenig verändert. Immer noch trägt er seine aus den USA importierten Hawaiihemden und den altmodischen Kinnbart. Der im lippischen Bad Salzuflen als Hans-Jürgen Hubert Dohrenkamp geborene Humorist bezeichnet sich als unterhaltenden Dienstleister – nicht als Künstler. Diese Berufsauffassung hat er von seinem Vater übernommen, der als Cocktail-Mixer in einer Rotlichtbar arbeitete. Von der Lippe ist häufig in die USA gereist, um sich von den Größten seines Fachs Tricks abzuschauen. Dazu gehören perfektes Timing und die Bereitschaft, für eine gute Pointe auf den Beifall der Feuilletonisten zu verzichten. Mit dieser Einstellung hat er alles erreicht: Zu seinen Auszeichnungen gehören zwei Grimmepreise, Echo und Goldene Kamera, aber auch die Saure Gurke für Frauenfeindlichkeit. „Er galt lange als die Grenze dessen, was im deutschen Fernsehen an Humor möglich ist“, sagt sein erklärter Fan Harald Schmidt (60).

Karriereknick nach Wechsel zu Sat.1

Seinen größten Fehler hat von der Lippe begangen, als er 2001 Schluss machte mit „Geld oder Liebe“ und beim Privatfernsehen anheuerte. An die früheren Erfolge konnte er bei Sat.1, seinem neuen Arbeitgeber, nicht mehr anknüpfen. „Ich habe daraus gelernt, dass ich keinesfalls unfehlbar bin“, sagt von der Lippe, der von 1986 bis 1988 in zweiter Ehe mit der früheren Moderatorin Margarethe Schreinemakers (59) verheiratet war und inzwischen wieder mit seiner ersten Frau zusammen ist. Er ist ein zufriedener Mensch: „Ich hatte bis jetzt ein wirklich sehr schönes Leben. Ich habe den schönsten Beruf, der für mich denkbar ist, und eine wunderbare Frau, die mich machen lässt – einfach jede Menge Glück.“

ARD, Samstag,
20.15 Uhr