. Es gibt für Filmemacher viele Möglichkeiten, das Fernsehen zu nutzen. Man kann Romane verfilmen. Man kann Theaterstücke aufzeichnen. Man kann aber auch Dinge ganz einfach miteinander verschmelzen, was dem Zuschauer zwar mehr abverlangt, aber auch spannende Ergebnisse liefern kann. „Unterwerfung“ ist so eine Mischung. Die Produktion orientiert sich an Michel Houellebecqs satirischem Roman gleichen Namens und an der grandiosen Ein-Mann-Show, die der Schauspieler Edgar Selge daraus am Deutschen Schauspielhaus Hamburg gemacht hat. Provokantes Thema dabei ist die überraschend gewaltlose Islamisierung Frankreichs.
Es gibt für Filmemacher viele Möglichkeiten, das Fernsehen zu nutzen. Man kann Romane verfilmen. Man kann Theaterstücke aufzeichnen. Man kann aber auch Dinge ganz einfach miteinander verschmelzen, was dem Zuschauer zwar mehr abverlangt, aber auch spannende Ergebnisse liefern kann. „Unterwerfung“ ist so eine Mischung. Die Produktion orientiert sich an Michel Houellebecqs satirischem Roman gleichen Namens und an der grandiosen Ein-Mann-Show, die der Schauspieler Edgar Selge daraus am Deutschen Schauspielhaus Hamburg gemacht hat. Provokantes Thema dabei ist die überraschend gewaltlose Islamisierung Frankreichs.
Böser Zyniker und Macho
Das Szenario klingt bedrückend einfach. Weil man auch im Jahr 2020 die rechtsnationale Marie Le Pen verhindern will, unterstützen die anderen Parteien kurzerhand Mohammed Ben Abbes, den als modern und charismatisch geltenden Präsidentschaftskandidaten der Muslimbrüder. Es ist der Anfang eines rasch voranschreitenden, gesellschaftlichen Umbruchs. Schulen und Universitäten werden ganz ohne Protest umbenannt, Frauen scheinen den Schleier ebenso schnell zu akzeptieren wie die nun wieder praktizierte Vielehe. Für Houellebecq ist das angesichts der kurzen Zeitspanne und der fehlenden Proteste auf den Straßen sicher nur ein Gedankenspiel. Für viele seiner Leser war es ein Frontalangriff auf ihre Werte.
Selge gelingt eindrucksvoll der Spagat: Der arbeitslose Uni-Professor François ist böser Zyniker wie ekliger Macho, der Frauen nur in der Rolle als Sex-Gespielin gelten lässt. Der Film zeigt immer wieder die Hamburger Bühne, samt Zwischenapplaus, aber er zeigt eben immer auch ein wenig mehr. Denn Regisseur und Drehbuchautor Titus Selge, ein Neffe des Hauptdarstellers, verlegt zahlreiche Szenen des Buches auch in das gegenwärtige Paris. Der Zuschauer sieht François, wie er sich bei einem Geheimdienstmitarbeiter (André Jung) und bei Käse und Wein die plötzliche Fehlentwicklung Frankreichs erklären lässt. Immer wieder tauchen Frauen auf, darunter seine Ex-Geliebte Aurélie (Catrin Striebeck).
Sicherlich der Höhepunkt des Films ist die Begegnung des ungeliebten Helden mit Robert Rediger (starker Auftritt: Matthias Brandt), dem Präsidenten der Islamischen Universität Sorbonne III. Der umschmeichelt seinen Gast, möchte ihn wohl wieder eingliedern an der Uni, präsentiert seine besten Weine und seine erst 15 Jahre alte, neueste Ehefrau. Brandt spielt das, als umkreiste hier ein Mephisto im schmucken Anzug einen nur allzu willigen Faust.
Drehen konnte Titus Selge die Außenaufnahmen ausgerechnet nur an den Tagen, an denen die Unruhen während des G20-Gipfels in Hamburg spürbar waren. Prompt lässt er deshalb einen Staatsschützer (Michael Wittenborn) auftreten, der die Vorstellung am liebsten absagen würde. Diese Szene wirkt ein wenig zu weit hergeholt.
Fazit: Ein gewagter und durchaus gelungener Mix zwischen Bühne und Spielfilm nach einem provokanten Roman eines Ausnahme-Literaten.
ARD, 20.15 Uhr