Hamburg. . Es hatte Charme, praktische und persönliche Gründe: Den Auftakt seiner bundesweiten Abschiedstournee verband Henning Venske (79) Ende Februar in Minden zugleich mit dem Jubiläumstreffen zu 60 Jahren Abitur mit seinen ehemaligen Mitschülern. Und nicht nur im dortigen Theater war der Saal voll. „Summa Summarum“ heißt das Programm, mit dem der Kabarettist, Schauspieler, Regisseur, Autor und frühere NDR-Moderator noch einmal auf Tournee ist. Seine letzten Auftritte in Nordrhein-Westfalen wird er am 8. Oktober in Dortmund und am 9. Oktober in Köln haben.

Es hatte Charme, praktische und persönliche Gründe: Den Auftakt seiner bundesweiten Abschiedstournee verband Henning Venske (79) Ende Februar in Minden zugleich mit dem Jubiläumstreffen zu 60 Jahren Abitur mit seinen ehemaligen Mitschülern. Und nicht nur im dortigen Theater war der Saal voll. „Summa Summarum“ heißt das Programm, mit dem der Kabarettist, Schauspieler, Regisseur, Autor und frühere NDR-Moderator noch einmal auf Tournee ist. Seine letzten Auftritte in Nordrhein-Westfalen wird er am 8. Oktober in Dortmund und am 9. Oktober in Köln haben.

Herr Venske, bei Veranstaltern werden Sie mit Ihrem letzten Programm als „Kabarettist der guten alten Schule“ bezeichnet. Das kann einem, der sich selbst gern als „gelernten Misanthropen“ bezeichnet, nicht gefallen ...

Henning Venske: Erstens: Ich weiß nicht, was mit „gute alte Schule“ gemeint ist. Gibt es auch eine weniger gute „neue Schule?“ Und zweitens: Ich habe mich nie „gern“ als „gelernten Misanthropen“ bezeichnet – wenn ich diesen Ausdruck verwende, dann ist das selbstironisch gemeint. Kein Satiriker ist ein Menschenhasser – Charles Chaplin sagte: „Ein echter Satiriker kann nur ein Mensch sein, der im Herzensgrund die Menschen liebt.“ Empathie und Mitleid mit den Schwachen, den Hungernden, den Ausgebeuteten und Unterdrückten sind die Antriebskräfte des Satirikers – und die Wut auf jene, die das Elend verursachen.

Sie begründen Ihren Abschied von der Bühne damit, es „werde überschätzt, was die Politiker uns an Stoff bieten“. Vor allem seit Bildung der großen Koalition 2005. Es seien überwiegend noch immer dieselben Charaktere, die dafür stehen. Es gibt im Kabinett Merkel IV jetzt aber neue Gesichter.

Die aktuelle Politik liefert Stoff – ja, immer denselben. Seit 2500 Jahren haben sich die Themen für die Satire nicht geändert: Krieg und Frieden, Arm und Reich, Macht und Ohnmacht, Gesundheit und Krankheit, Korruption, Ausländer, Moral, Mann und Frau. Die handelnden Personen sind austauschbar, das heißt, Dummheit, Aufgeblasenheit, Eitelkeit, Habgier, Schwatzhaftigkeit, Rücksichtslosigkeit, Inkompetenz, Größenwahn und Opportunismus bleiben eisern im Amt. Herr Spahn ist genauso borniert wie einst der junge Herr Stoiber, und Heimatminister Seehofer wirkt auf mich wie der Wiedergänger eines reaktionären Politikers und Heimat-Vertriebenen-Funktionärs der 50er-Jahre namens Hans-Christoph Seebohm.

Sehen Sie sich eigentlich als Mahner, Aufklärer oder Analytiker?

Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich einen älteren Herrn, der beruflich auf der Bühne seinen Standpunkt zu diversen Themen vertritt.

Als ausgebildeter Schauspieler standen Sie insgesamt 57 Jahre auf der Bühne und sind der letzte noch lebende Regieassistent des 1989 verstorbenen Dramatikers Samuel Beckett. Was ist Ihnen aus der Zusammenarbeit mit ihm 1965 für „Warten auf Godot“ am Berliner Schillertheater in Erinnerung geblieben?

Ich erinnere mich gern an seine Freundlichkeit. Und gelernt habe ich, zuzuhören, wenn mir einer gegenübersteht, der wirklich was zu sagen hat.

Und was müsste passieren, damit Sie Ihren Abschied von der Bühne doch noch mal revidieren?

Machen Sie mich 50 Jahre jünger – dann denke ich vielleicht drüber nach.

Sehen Sie Nachfolger für sich auf dem Gebiet der politischen Satire?

Nein, aber ich halte auch nicht Ausschau nach ihnen. Nicht mal ansatzweise.