. Die Klischees halten sich hartnäckig. Ein Arte-Themenabend soll helfen, sie zu entkräften. Es geht um strenggläubige Muslime, die Terror ablehnen und stattdessen Hamburger braten, um Menschen aus dem Westen freundlich zu bewirten. Oder um die bei uns als „Kopftuchmädchen“ so verrufenen jungen Frauen, die sich selbst als „Superfeministinnen“ verstehen und sich für Gleichberechtigung einsetzen. Davon erzählen drei Dokumentationen und eine Diskussionsrunde, die die aktuelle Situation der Golfstaaten beleuchten – und Aufschluss geben über die Empfindungen in diesem Teil der arabischen Welt.
Die Klischees halten sich hartnäckig. Ein Arte-Themenabend soll helfen, sie zu entkräften. Es geht um strenggläubige Muslime, die Terror ablehnen und stattdessen Hamburger braten, um Menschen aus dem Westen freundlich zu bewirten. Oder um die bei uns als „Kopftuchmädchen“ so verrufenen jungen Frauen, die sich selbst als „Superfeministinnen“ verstehen und sich für Gleichberechtigung einsetzen. Davon erzählen drei Dokumentationen und eine Diskussionsrunde, die die aktuelle Situation der Golfstaaten beleuchten – und Aufschluss geben über die Empfindungen in diesem Teil der arabischen Welt.
Nach Beiträgen über „Saudi-Arabien – Ölmacht in der Krise“ und „Jemen – Die Welt schaut weg“ stellt „Follow Me“ junge Araber vor. Auf den Spuren der Berliner Videoblogger Tilo Jung und Farid Eslam erlebt der Zuschauer eine erstaunlich vielfältige und lässige Generation, die sich gar nicht allzu viel von deutschen Heranwachsenden zu unterscheiden scheint.
Meinungsfreiheit ist eingeschränkt
Zu loben ist die Transparenz, mit der die beiden Medienmacher ans Werk gehen. Beide verstehen sich als politische Journalisten, die vor allem Jugendliche für gesellschaftspolitische Themen interessieren wollen. Auf ihrer Youtube-Plattform „Jung & Naiv“ beschreiben sie regelmäßig den politischen Alltag, zum Beispiel mit einem „Regierungstagebuch“ oder hintergründigen Interviews. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist für sie selbstverständlich. Und die über 140 000 Abonnenten, die ihrem Youtube-Kanal folgen, sind für diesen Bereich beachtlich – nehmen sich aber im Vergleich zu ihren Kollegen aus Kairo, Dubai und Istanbul eher bescheiden aus.
In ihrer Dokumentation interessieren Jung und Eslam nun hauptsächlich zwei nicht ganz uneigennützige Fragen: Warum hat das halbe Dutzend arabischer Videostars, die sie vorstellen, so viel Erfolg im Netz? Und unter welchen Bedingungen können Blogger in Ländern arbeiten, die einerseits zu den wichtigsten Youtube-Märkten nach den USA gehören, in denen anderseits aber Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt sind?
Die vorgestellten Blogger sind in den Golfstaaten Stars. Mit ihren Unterhaltungsangeboten erreichen sie Millionen, ihre Videos und ihre Sicht auf die Welt haben also Gewicht. Aber wie viel Offenheit, wie viel Kritik dürfen sie sich erlauben? Und schützen ihre großen Fangemeinschaften sie vor Repressionen?
Statt tiefgründiger Analysen gibt die Dokumentation mit frischen, persönlichen Kurzporträts interessante Einblicke in die Vielschichtigkeit der arabischen Welt. Schließlich zeugen die Geschichten der Videoblogger nicht nur von einer sehr kreativen Subkultur im Netz, sie spiegeln auch die Wünsche und Hoffnungen der Fans und Follower wider. Es sind überraschende Einblicke in die junge arabische Social-Media-Szene, die im deutschen Fernsehen bisher so noch nie zu sehen war.
Fazit: Eine Krisenregion im Fokus – nicht massentauglich, aber Arte setzt mit diesem Themenabend ein Zeichen.
Arte, ab 20.15 Uhr