Peking. In China sind bei einer Gasexplosion in einem Bergwerk mehrere Bergleute ums Leben gekommen. Etliche Männer sitzen zudem in der Tiefe fest. Nur wenige konnten bislang gerettet werden

Bei einer Explosion in einem Kohlebergwerk im Nordosten Chinas sind am Samstag mehr als 40 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Nach staatlichen Medienberichten könnte die Opferzahl weiter steigen, weil zunächst noch über 60 Bergleute in hunderten Metern Tiefe unter Tage eingeschlossen waren. Unglücksursache war den Rettungskräften zufolge eine Schlagwetter-Explosion, bei der mit Luft vermischtes Grubengas explodiert.

Die Explosion nahe Hegang in der Provinz Heilongjiang ereignete sich chinesischen Behördenangaben zufolge in der Nacht zum Samstag gegen 02.30 Uhr Ortszeit in rund 400 Metern Tiefe. Zum Zeitpunkt der Katastrophe arbeiteten 528 Bergleute in der Xinxing-Kohlegrube, von denen sich die meisten aber in Sicherheit bringen konnten. Bis zum Nachmittag wurden 42 Leichen geborgen. Mehr als 60 Bergleute waren noch unter Tage eingeschlossen. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete, mindestens 29 Arbeiter seien ins Krankenhaus gebracht worden, sechs von ihnen seien sehr schwer verletzt.

Chinas tickende Zeitbomben

Vize-Regierungschef Zhang Dejiang reiste Xinhua zufolge an den Unglücksort unweit der Grenze zu Russland, um den Einsatz der Rettungskräfte zu koordinieren. Das Bergwerk gehört zum Konzern Heilongjiang Longmay Mining. Der Konzern steht nach eigenen Angaben an zwölfter Stelle einer Rangliste der hundert größten Bergwerksunternehmen des Landes, am Produktionsvolumen gemessen sogar auf Rang sieben. Pro Jahr werden in dem Unglücksbergwerk rund 1,45 Millionen Tonnen Kohle gefördert.

Die Kohle-Bergwerke Chinas gelten als die gefährlichsten der Welt. Vor allem die kleineren Zechen halten sich aus Kostengründen oftmals nicht an die Sicherheitsvorschriften. Offiziellen Angaben zufolge kamen in China allein im vergangenen Jahr mehr als 3200 Arbeiter bei Grubenunglücken ums Leben, die Dunkelziffer dürfte allerdings wesentlich höher liegen. Erst Anfang September starben bei einer Explosion in einem Bergwerk in Pingdingshan in der Provinz Henan mindestens 54 Menschen.

Eine häufige Ursache für Schlagwetter-Explosionen wie jetzt bei Hegang ist das Entweichen von Methan-Gas. Seit einigen Jahren versuchen die chinesischen Behörden, die Zechen zu modernisieren und vor allem das Entweichen von Methan unter Kontrolle zu bringen. Alljährlich stellt Peking umgerechnet rund 200 Millionen Euro an Subventionen zur Verfügung, damit die Bergwerks-Betreiber in moderne Technologien investieren. Auch gibt es eine Regierungskampagne zur Schließung kleinerer, oft illegal betriebener Bergwerke, in denen sich die meisten Unglücke ereignen. Angesichts der weitverbreiteten Korruption bei den Behörden vor Ort laufen sie jedoch häufig ungehindert weiter.