. . Es vergeht kein Tag, an dem im Fernsehen nicht gebrutzelt wird. Auch heute wieder den ganzen Abend lang: „Mein Lokal, Dein Lokal“ (17.55 Uhr, Kabel 1), „Das perfekte Dinner“ (19 Uhr, Vox), Rosins Restaurants (20.15 Uhr, Kabel 1). Kochshows kommen einfach nicht aus der Mode – obwohl es sie schon seit 65 Jahren gibt: Im Februar 1953, nur zwei Monate nach dem Start eines regelmäßigen Fernsehprogramms, flimmerte die erste über die deutschen Bildschirme. Damals konnte niemand ahnen, dass das Format eines der erfolgreichsten der Fernsehgeschichte werden würde, das Genrestars wie Horst Lichter oder Tim Mälzer hervorbringt.
Es vergeht kein Tag, an dem im Fernsehen nicht gebrutzelt wird. Auch heute wieder den ganzen Abend lang: „Mein Lokal, Dein Lokal“ (17.55 Uhr, Kabel 1), „Das perfekte Dinner“ (19 Uhr, Vox), Rosins Restaurants (20.15 Uhr, Kabel 1). Kochshows kommen einfach nicht aus der Mode – obwohl es sie schon seit 65 Jahren gibt: Im Februar 1953, nur zwei Monate nach dem Start eines regelmäßigen Fernsehprogramms, flimmerte die erste über die deutschen Bildschirme. Damals konnte niemand ahnen, dass das Format eines der erfolgreichsten der Fernsehgeschichte werden würde, das Genrestars wie Horst Lichter oder Tim Mälzer hervorbringt.
Zunächst waren Kochshows kurz und simpel. „Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch“ hieß die fünfzehnminütige Sendung, in der ein gelernter Schauspieler freitagabends simple Rezepte wie Toast Hawaii oder Rumtopf präsentierte. Wilmenrod (1906–1967) begrüßte seine Zuschauer in den 50er- und 60er-Jahren mit blumigen Floskeln wie „Ihr lieben, goldigen Menschen“ oder „Liebe Brüder und Schwestern in Lucullus“. Der Mann aus dem Westerwald wusste seine Defizite am Herd mit viel Verkaufstalent wettzumachen. Als er nach dem Zweiten Weltkrieg ohne Engagement dastand, machte er dem damaligen Hamburger Sender NWDR seine Idee einer Kochshow schmackhaft.
Sein Erfolgsrezept: Wilmenrod garnierte seine Gerichte mit filouhaftem Charme, hochtrabenden Namen und herrlichen Münchhausiaden, die das wachsende Bedürfnis jener Zeit nach Exotik bedienten. Ein schlichtes Hackfleischgericht nannte er „Arabisches Reiterfleisch“ und behauptete, er habe es im Libanon im Schatten eines Beduinenzelts kennengelernt. Tatsächlich musste seine Ehefrau Erika den Kultkoch im Studio per Papptafel an Grundlegendes wie Salzen oder Umrühren erinnern. Als ihm seine Kritiker Schleichwerbung, Dilettantismus und Rezepteklau vorwarfen, flog Wilmenrods Sendung allerdings 1964 aus dem Programm. Drei Jahre später nahm er sich das Leben.
Seitdem heben Fernsehmacher immer wieder neue Shows ins Programm. In den 70er-Jahren kochte Max Inzinger in der ZDF-Sendung „Drehscheibe“. Sein Satz „Ich habe da schon mal was vorbereitet“ ist bis heute unvergessen. In den 90ern begann dann der Boom des bis heute populären Formats, bei denen die Unterhaltung und nicht mehr der Servicecharakter im Mittelpunkt steht.
Show gehört zum Kochen dazu
Alfred Biolek läutete 1994 mit „Alfredissimo“ die Ära der Talk-Kochshows ein, und beim „Kochduell“ auf Vox wurde die Zubereitung von Speisen 1997 zu einem Wettstreit, der mit häuslichem Kochen ungefähr so viel zu tun hat wie Wrestling mit echtem Sport: Hauptsache, die Show stimmt. Mittlerweile ist das Programm übersättigt – ein erstaunliches Phänomen, wo doch immer weniger Menschen regelmäßig selber am Herd stehen. In „Das große Backen“ auf Sat.1 etwa geht es um die tollsten Torten, im ZDF schart Johannes B. Kerner „Kerners Köche“ um sich.
Was sich seit den Zeiten von Clemens Wilmenrod nicht geändert hat, ist die Nähe von Küche und Kommerz: In vielen Sendungen blitzt auf teuren Töpfen und anderen edlen Utensilien gut sichtbar das Logo des Herstellers. Zur Schleichwerbung in Kochshows gibt es sogar eigene Fachliteratur, und Fernsehköche wie Johann Lafer oder Alfons Schuhbeck bringen nicht nur Kochbücher, sondern auch Utensilien wie Gemüsemesser und Pfeffermühlen auf den Markt.