Essen. Die Grippe breitet sich im Land aus, und die Dreifach-Impfung bietet oft keinen Schutz. Eine Klinik hat bereits einen Aufnahmestopp verhängt.

Die diesjährige Grippewelle hat in Nordrhein-Westfalen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) wurden in der vergangenen Woche mehr als 1800 Fälle von Influenza-Virus gemeldet. Drei Wochen zuvor waren es etwa 1000 Fälle weniger gewesen. Die Zahl war seit Wochen kontinuierlich gestiegen. Ob die Zahlen noch weiter steigen würden, sei unklar. Erfasst werden nur Krankheitsfälle, bei denen das Virus durch Rachen- oder Nasenabstriche im Labor nachgewiesen wurde.

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Größenordnung und Zeitpunkt der Grippe-Hochphase seien ähnlich wie in anderen Jahren auch, sagte eine RKI-Sprecherin. „Das ist typisch für die Region und ist oft eine Folge des Karnevals“, erklärt Prof. Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum in Essen. Die Bedingungen dafür seien in diesem Jahr ideal gewesen mit klarem und kaltem Wetter. Die großen Menschenmengen sorgen ebenfalls für ideale Übertragungsbedingungen. Bis die Grippewelle vorbei ist, besteht über die nächsten Wochen noch erhöhtes Ansteckungsrisiko. Das merkt auch Dittmer in der Uni-Klinik in Essen: „Am Wochenende ging es richtig los.

Einen Aufnahme- und Besucherstopp hatte die LVR-Klinik in Bonn am Sonntag verhängt. Unter den Patienten in der psychiatrischen Klinik gebe es 20 nachgewiesene und zahlreiche Verdachtsfälle, sagte ein Kliniksprecher. Auch Personal sei wegen der Grippewelle ausgefallen. Im südlichen Rheinland sei die Lage extrem. Der Aufnahme- und Besucherstopp sollte mindestens fünf bis sieben Tage dauern. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Deutschlandweit liegt die Zahl der nachgewiesenen Influenzafälle bei mehr als 20 000.

Dreifach-Impfung hilft gegen B-Viren nicht richtig

Für eine Impfung ist es jetzt in der Regel aber zu spät. „Bis die Wirkung einsetzt, können bis zu 14 Tage vergehen. Risikogruppen sollten es aber dennoch machen“, so Dittmer. Dazu gehören vor allem Schwangere, ältere Menschen ab 60 Jahren und Leute mit Vorerkrankungen der Lunge, wie zum Beispiel Asthmatiker. Sie können leichter an einer Lungenentzündung erkranken.

Der ideale Zeitraum für die Grippeschutzimpfung ist laut dem Mediziner am Ende eines Jahres, um so ideal geschützt zu sein für die Grippemonate Januar bis März.

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    Die Impfung birgt aber eine Herausforderung. Denn die meisten gemeldeten Grippefälle haben sogenannte Influenza-B-Viren als Auslöser und nicht den sonst üblichen Erregertyp A. Die Dreifach-Impfung hilft gegen die B-Viren allerdings nicht richtig, wie das Robert-Koch-Institut bekannt gab. Hilfe verspricht die Vierfach-Impfung, aber Krankenkassen sind nicht verpflichtet, die Kosten dafür zu übernehmen. Für Risikogruppen gibt es vereinzelt Ausnahmen, wie beispielsweise bei der DAK.

    So schützen Sie sich

    Jeder kann sich zusätzlich mit einfachen Maßnahmen schützen. Menschenmengen zu meiden ist zwar gut, aber nicht immer leicht umzusetzen. Dittmer rät „oft die Hände zu waschen, denn Erreger lauern überall und dann fassen wir uns gerne an die Nase und verteilen dort die Viren.“ Zusätzlich empfiehlt er auch Nasensalben. Diese schützen die Nasenschleimhaut und halten Viren fern. (mit dpa)