Köln. . Wurde nicht zuletzt über zu viele Experimente im „Tatort“ debattiert? Schwadronierte die ARD nicht gar von einer Quote für schräge Ideen? Da kommt das Kölner Duo Ballauf und Schenk in seiner sympathischen Bodenständigkeit natürlich gerade recht mit dem Fall „Bausünden“. Der ist in jeder Hinsicht etwas altmodisch geraten, traditionell, wenn man es freundlicher formulieren will.

Wurde nicht zuletzt über zu viele Experimente im „Tatort“ debattiert? Schwadronierte die ARD nicht gar von einer Quote für schräge Ideen? Da kommt das Kölner Duo Ballauf und Schenk in seiner sympathischen Bodenständigkeit natürlich gerade recht mit dem Fall „Bausünden“. Der ist in jeder Hinsicht etwas altmodisch geraten, traditionell, wenn man es freundlicher formulieren will.

Keine Mätzchen um die Kommissare, dafür ein klassischer Krimi ohne Schnörkel, was ja überhaupt nicht falsch sein muss. Das garantiert schon das Team hinter der Kamera: Kaspar Heidelbach inszenierte bereits die ersten Kölner „Tatorte“ mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär 1997, Drehbuchautor Uwe Erichsen, mittlerweile 81, schrieb sein letztes „Tatort“-Drehbuch für Schimanski vor 30 Jahren. Und Klaus Doldinger, gleicher Jahrgang, liefert diesmal nicht nur wie stets die legendäre Titelmusik, sondern auch ein paar sphärische Retro-Klänge im Film selbst, die an alte Zeiten erinnern.

NiedergeschlagenesWürstchen

„Bausünden“ gilt es in Katar zu beklagen, wo Menschen auf Baustellen sterben, damit die Fußball-WM 2022 funktioniert. Doch Erichsen und sein Co-Autor Wolfgang Wysocki sind daran nicht wirklich interessiert, ihnen dient das oberflächlich heranzitierte Drama nur als merkwürdig dünner Rahmen für eine eher einfach gestrickte Story.

Ihr Augenmerk gilt dem Afghanistan-Veteranen Baumann (Hanno Koffler), der seine verschwundene Frau sucht. Beide arbeiten für ein Architektenbüro, das mit einem Hotel-Glaspalast in Katar das große Geschäft machen will. Während er sich im Außendienst aufreibt, erledigt sie Sonderaufträge für den Chef (Julian Weigend). Und da man zu Beginn des Films sieht, wie sie in einer Dusche schwer stöhnend von hinten an die Glaswand gedrückt wird, ahnt man, nun ja, was damit gemeint ist.

Nun ist aber nicht nur sie verschwunden, sondern eine Angestellte des Luxushotels, in dem sie regelmäßig verkehrte, liegt tot auf dem Trottoir vor ihrer Wohnung. Baumann hatte einen Streit mit ihr kurz zuvor, und als Ballauf und Schenk ihn als Verdächtigen aufs Revier mitnehmen wollen, flieht er aus dem Wagen.

Es könnte spannend sein, wenn ein Ex-Soldat mit posttraumatischer Belastungsstörung durch Köln irrt, zumal er halb zufällig auch noch in den Besitz einer Pistole kommt. Koffler jedoch gibt den Verzweifelten eher als niedergeschlagenes Würstchen, denn als Raubtier auf dem Sprung. Zur Tragik aber fehlt dieser Figur die Tiefe.

Um ihn herum serviert der „Tatort“ Klischeetypen, wie den eiskalten Firmenboss zwischen Größenwahn und Absturzängsten und seine willfährigen Helfershelfer im Büro, den Unternehmer (Max Hopp) der Schenk wimmernd seine sexuellen Begierden gesteht und – in Abwesenheit – die Femme fatale mit den, Zitat, „gewissen Neigungen“, nach der Baumann sucht. Mit viel Routine arbeiten sich Ballauf und Schenk zur Lösung durch – und Routine ist das Stichwort für diesen „Tatort“.

Fazit: Standard-„Tatort“ ohne Höhen und Tiefen.

ARD, 20.15 Uhr