Berlin. . Den ersten Vorsatz hat sie gebrochen. Wenige Minuten nachdem die Zuschauer Natia Todua mit überwältigendem Abstand zur Siegerin der Castingshow „The Voice of Germany“ gekürt haben, erzählt sie mit strahlenden Augen, was sie jetzt vorhat: „Heute Abend ist Party“, verspricht Natia in der Nacht auf Montag, während sie sich im „The Voice“-Studio am Berliner Stadtrand einen Konfettischnipsel von der Lederjacke zupft. Aber neun Stunden später hetzt sie schon von Termin zu Termin – besonders ausgelassen kann die Party nicht gewesen sein.

Den ersten Vorsatz hat sie gebrochen. Wenige Minuten nachdem die Zuschauer Natia Todua mit überwältigendem Abstand zur Siegerin der Castingshow „The Voice of Germany“ gekürt haben, erzählt sie mit strahlenden Augen, was sie jetzt vorhat: „Heute Abend ist Party“, verspricht Natia in der Nacht auf Montag, während sie sich im „The Voice“-Studio am Berliner Stadtrand einen Konfettischnipsel von der Lederjacke zupft. Aber neun Stunden später hetzt sie schon von Termin zu Termin – besonders ausgelassen kann die Party nicht gewesen sein.

Die Freude der 21-Jährigen wirkt trotzdem absolut echt. Was für eine Geschichte: Als Au-Pair-Mädchen kommt sie vom Schwarzen Meer nach Deutschland, meldet sich bei „The Voice“ an, gewinnt das Ding und bekommt einen Plattenvertrag. Ob das der Beginn einer langen Karriere ist? Natia weiß es selbst nicht.

Sympathisch und etwas verrückt

Überrascht, dankbar und glücklich sei sie, sagt Natia und schaut zu dem Mann, der sie seit ihrem ersten Auftritt gefördert hat: Samu Haber (41), im Hauptberuf Frontmann der Band Sunrise Avenue, nebenbei TV-Mentor. „Ich hatte bei jeder Probe Angst, weil sie nie unserem Plan gefolgt ist. Sie hat immer etwas Besonderes gemacht“, sagt Haber mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Stolz. Am Ende habe er sich nur noch gedacht: „Lass sie einfach ihr Ding durchziehen.“

Vorher auf der Bühne hat sie bewiesen, dass das eine gute Strategie war. Die Georgierin hat ein Gespür für coole Auftritte: Sie ist gut, aber nicht zu perfekt. Sie ist schön und hat eine beeindruckende Präsenz, aber mit ihren Rastahaaren wirkt sie auch nahbar und etwas verrückt. Am Mikrofon strahlt sie Selbstsicherheit aus, doch während sie nach der Show davon erzählt, wie überwältigt sie sei, spielen ihre Hände nervös mit ihrer Gürtelschnalle. Und sie ist so ehrgeizig, dass sie sich nicht auf ihr Talent verlässt. „Ich habe viel mit den Gesangstrainern gearbeitet“, sagt sie. „Im Finale habe ich das erste Mal überhaupt ohne Angst gesungen.“

Natias Lebensweg wirkt wie der Stoff für ein modernes Weihnachtsmärchen. Sie stammt aus Georgien, genauer gesagt: aus der umkämpften Provinz Abchasien. Ihr Leben dort sei von Entbehrungen geprägt gewesen, als Kind habe sie zu Fuß vier Kilometer in die Schule laufen müssen. Nichts sprach dafür, dass sie mal Millionen Fernsehzuschauer mit ihrer gefühl- und energievollen Stimme begeistern würde. Gesangsunterricht habe sie nie gehabt, das Gitarrespielen brachte sie sich selbst bei. Erst mit 17 merkte sie, dass sie singen kann.

Angesichts dieser beschwerlichen Voraussetzungen ist es umso erstaunlicher, dass Natia Todua es trotzdem geschafft hat. Sie entwickelte so etwas wie einen Karriereplan und überlegte sich, wie sie Plattenfirmen auf sich aufmerksam machen könnte – durch das Fernsehen. Sie bewarb sich bei einer Castingshow in Georgien. Als sie dort ausschied, probierte sie ihr Glück in der Ukraine. Auch dort reichte es nicht fürs Finale. Natia hätte ihren Traum von der Musikkarriere aufgeben können. Doch sie probierte es ein drittes Mal.

Bei einem Kneipenkonzert in Tiflis hatte Natia einen deutschen Musikliebhaber und dessen georgische Ehefrau kennengelernt. Die beiden boten Natia an, als Au-Pair-Mädchen zu ihnen und ihren Kindern nach Bruchsal (Baden-Württemberg) zu kommen. Das Ehepaar behandelte Natia wie ein eigenes Kind, bezahlte ihr einen Sprachkurs und unterstützte die junge Frau, als sie sich bei „The Voice“ anmeldete. Hat geklappt, Natia hat es trotz aller Widrigkeiten geschafft. Mit ihrer Art hat sie alle beeindruckt: Samu Haber genauso wie US-Star Beth Ditto (36), die in der Finalshow zusammen mit Natia ein Duett sang. Sogar der georgische Regierungschef hat sich bei ihr gemeldet: „Herzlichen Glückwunsch Natia“, schrieb Giorgi Kwirikaschwili. „Wir sind stolz auf dich!“

Wenn es gut läuft, wird sie erfolgreicher sein als ihre „The Voice“-Vorgänger. Jamie-Lee Kriewitz (19) oder Andreas Kümmert (31) sind nach ihren Siegen schnell von der Bildfläche verschwunden. Das muss Natia nicht passieren – mit dieser Frau sollte man rechnen.