Washington. . Der Gerichtssaal in der Nähe von Austin/Texas, in dem Frances und Dan Keller 1992 himmelschreiendes Unrecht geschah, existiert nicht mehr. Abgerissen. Trotzdem rückt der Prozess um angeblich satanisch motivierten Kindesmissbrauch, der sich als einer der größten Irrtümer in der amerikanischen Justizgeschichte erweisen sollte, in diesen Tagen wieder ins Licht der Öffentlichkeit.
Der Gerichtssaal in der Nähe von Austin/Texas, in dem Frances und Dan Keller 1992 himmelschreiendes Unrecht geschah, existiert nicht mehr. Abgerissen. Trotzdem rückt der Prozess um angeblich satanisch motivierten Kindesmissbrauch, der sich als einer der größten Irrtümer in der amerikanischen Justizgeschichte erweisen sollte, in diesen Tagen wieder ins Licht der Öffentlichkeit.
Mit 80 000 Dollar pro erlittenem Jahr im Gefängnis wird das heute in ärmlichen Verhältnissen von Essensmarken im Städtchen New Braunfels lebende Ehepaar entschädigt – und offiziell von allen Vorwürfen entlastet. Macht zusammen 3,4 Millionen Dollar. Schlusspunkt einer Odyssee, die am Vorabend der deutschen Wiedervereinigung in einer harmlosen Kindertagesstätte begann. Und die für die heute 67 und 74 Jahre alten Kellers mit einem Albtraum endete.
1989 startet das Ehepaar in seinem Haus in Oak Hill einen privaten Kinderhort für Drei- bis Neunjährige. Alles läuft normal, bis sich 1991 ein Kind beschwert: Dan Keller habe sie verhauen. Untersuchungen starten, die Behörden kommen ins Spiel, die Vorwürfe eskalieren.
In Windeseile geraten die Kellers als „Horror-Paar“ in die Schlagzeilen. Nach Aussagen zweier weiterer Kinder und Gerüchten über satanische Rituale sollen sie Kinder vergewaltigt, getötet und zerstückelt haben. Beweise oder Indizien? Unabhängige Zeugen? Gibt es nicht. Alles Hörensagen, geadelt von dubiosen Gutachtern. Es kommt zum Prozess. 1992 gehen die Kellers, die bis zum Schluss ihre Unschuld beteuern, ins Gefängnis. Für 48 Jahre, so das Urteil. 2013 kamen sie frei, erst jetzt zog die Bezirksstaatsanwältin Margaret Moore einen Schlussstrich und beglaubigte die „völlige Unschuld“ der Kellers, die Opfer von „Leichtgläubigkeit, Hysterie und miserabler Beweise“ geworden seien, wie Lokalzeitungen schreiben. Die Kellers zeigten sich demütig. Sie hegen öffentlich keinen Groll. „Wir können nun anfangen zu leben“, sagen sie.