Berlin. . Friede Springer hat Humor: Als die Witwe des Verlagsgründers Axel Springer („Bild“, „Welt“) einmal erklären sollte, warum sie den Titel Verlegerin nicht möge, sagte sie: „Ich verlege höchstens mal meine Brille.“ Sie liebt es nicht, im Mittelpunkt zu stehen: Der Empfang, den das Medienhaus diesen Dienstag aus Anlass ihres 75. Geburtstags gibt, zählt zu ihren raren Auftritten in der Öffentlichkeit. Dafür liebt Friede Springer Sylt, wo sie ein Haus besitzt. Gärtnern ist ihr Hobby.

Friede Springer hat Humor: Als die Witwe des Verlagsgründers Axel Springer („Bild“, „Welt“) einmal erklären sollte, warum sie den Titel Verlegerin nicht möge, sagte sie: „Ich verlege höchstens mal meine Brille.“ Sie liebt es nicht, im Mittelpunkt zu stehen: Der Empfang, den das Medienhaus diesen Dienstag aus Anlass ihres 75. Geburtstags gibt, zählt zu ihren raren Auftritten in der Öffentlichkeit. Dafür liebt Friede Springer Sylt, wo sie ein Haus besitzt. Gärtnern ist ihr Hobby.

Und die Grande Dame der deutschen Medienbranche kann auch schimpfen: Im März 2016 sprach sie mit der Nachrichtenagentur dpa über die angeblich fehlerhafte Berichterstattung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) sowie der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) zu Kabalen im Hause Springer, in deren Mittelpunkt sie selbst gestanden haben soll. An den Berichten der Blätter „habe fast gar nichts gestimmt“. Sie seien „eine Erfindung“ und „Unsinn“. In den Stücken, welche die fünfte und letzte Ehefrau von Axel Springer so erbosten, ging es um die Regelung ihres Nachlasses.

Dabei schien die Geschichte der Friede Springer auserzählt: Einer der einflussreichsten Verleger des Landes verliebt sich in ein 23-jähriges Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Er lässt sie Sprachen lernen und schreibt sie an der Weltwirtschaftsschule Kiel ein. So bereitet er sie auf ihre Rolle als Verlagserbin vor. „Ich bin sein Produkt“, wird sie später einmal sagen.

Als ihr Mann stirbt, sieht sich seine Witwe mit einem zerfallenden Verlagsimperium konfrontiert, in dem Aktionäre, Konzernvorstände und Kinder aus Springers früheren Ehen um die Macht kämpfen. Entgegen allen Erwartungen gelingt es ihr, den Verlag zusammenzuhalten. Es ist ein 17 Jahre währender Kampf, der erst 2002 mit der Berufung Mathias Döpfners zum Vorstandsvorsitzenden endet. „Ich fühlte mich einfach herausgefordert, das Haus zusammenzuhalten und vor Übernahmen zu schützen“, sagt sie über diese Zeit.

Döpfner setzt in dem Ringen um den Fortbestand des Hauses den Schlussakkord: Er zwingt den hoch verschuldeten Leo Kirch, den Springer-Anteil an der Sendergruppe ProSiebenSat.1 zu kaufen. So trägt er dazu bei, dass der Medienunternehmer Insolvenz anmelden muss. Durch die Zerschlagung der Kirch-Gruppe wird Springer den ungeliebten Gesellschafter los.

Döpfner, der aus dem Verlag ein digitales Medienhaus gemacht hat, ist 15 Jahre im Amt. Zuvor wechselten die Verlagschefs in rascher Folge. Der Dank Friede Springers ist ihm gewiss. Zeitweise ist das Verhältnis ungewöhnlich eng. An ihrem 70. Geburtstag schenkt sie ihm einen Aktienanteil von zwei Prozent im Wert von 73 Millionen Euro. Döpfner, seine Frau Ulrike und die Söhne sind wie eine Ersatzfamilie für die kinderlose Witwe. Sie ist Patentante des Zweitgeborenen. Daheim in Potsdam sind die Döpfners damals ihre Nachbarn.

Nach wie vor geht sie regelmäßig ins Büro

Hätte es die Ereignisse um den Jahreswechsel 2015 /2016 nicht gegeben, wäre die Geschichte hier zu Ende. Man könnte noch hinzufügen, dass Friede Springer nach wie vor regelmäßig ins Büro geht, um ihre Pflichten als Aufsichtsrätin wahrzunehmen und sich um ihre Stiftungen zu kümmern.

Doch da ist ja noch die Sache mit dem Nachlass der Milliardärin. Ein von der mit ihr befreundeten Anwältin Karin Arnold erstelltes Konzept sah vor, die Firmenanteile der Friede Springer Stiftung zu vermachen. In deren Vorstand sitzt außer der Stifterin nur Arnold selbst. Im Falle von Friede Springers Tod hätte die Juristin in deren Medienhaus das Sagen gehabt. Als die Pläne durchsickerten, war das Hallo bei Springer groß. Wie konnte es sein, dass der quasi-adoptierte Döpfner außen vor blieb?

Als die Presse das erfuhr, gab die Witwe ihr Interview, in dem sie auf „FAZ“ und „FAS“ schimpfte, die als Erste über die Sache berichtet hatten. Sie kündigte an, ihren Nachlass nicht ihrer Stiftung, sondern einer „Gesellschaft“ vermachen zu wollen. An deren Spitze werde jemand stehen, „der aus dem Verlag kommt, der weiß, wie man ein Unternehmen führt und dessen Herz für Journalismus schlägt“. Seither sind anderthalb Jahre vergangen. Ob sie ihren Nachlass so geregelt hat, wie sie es ankündigte, weiß niemand zu sagen.