. Nachdem Tobey Maguire und Andrew Garfield den Spiderman-Anzug an den Nagel gehängt haben, ist Tom Holland Marvel ins Netz gegangen und schwingt seit dieser Woche als Spinnenmann in „Spider-Man: Homecoming“ durch New York. Der 21-jährige Engländer läutet damit eine neue Ära ein. Er ist jung, er ist hip und damit perfekt für die Zielgruppe. Zum Interview im Berliner Hotel Adlon kommt er lässig in schwarzen Jeans, schwarzem T-Shirt, Sneakers und Goldkette. Noch bevor er sich setzt, kommt ein lockeres „What’s up?“ („Wie geht’s?) über seine Lippen.
Nachdem Tobey Maguire und Andrew Garfield den Spiderman-Anzug an den Nagel gehängt haben, ist Tom Holland Marvel ins Netz gegangen und schwingt seit dieser Woche als Spinnenmann in „Spider-Man: Homecoming“ durch New York. Der 21-jährige Engländer läutet damit eine neue Ära ein. Er ist jung, er ist hip und damit perfekt für die Zielgruppe. Zum Interview im Berliner Hotel Adlon kommt er lässig in schwarzen Jeans, schwarzem T-Shirt, Sneakers und Goldkette. Noch bevor er sich setzt, kommt ein lockeres „What’s up?“ („Wie geht’s?) über seine Lippen.
Mister Holland, Sie waren für die Dreharbeiten von „Spider-Man: Homecoming“ für ein paar Tage in Berlin – wie haben Sie die Stadt erlebt?
Tom Holland: Ach, wir hatten eine ganz wunderbare Zeit in der Stadt, fast ganz am Ende der Dreharbeiten. Wir waren mit einer ganz kleinen Crew hier, nur ein paar handverlesene Leute. Der Regisseur Jon Watts, unser Kameramann Salvatore Totino, ein paar Produzenten und ich. Wir konnten ungestört die Stadt erkunden und mich dabei filmen, wie ich Spaß habe. Und wenn man eines in Berlin haben kann, dann Spaß. Glauben Sie mir.
Wo waren Sie überall?
Wir haben uns die klassischen Sehenswürdigkeiten angeguckt. Am Brandenburger Tor habe ich eine nackte Frau gesehen.
Bitte was?
Ja, direkt hier draußen am Pariser Platz vor der Tür. Ich war gerade dabei, mich selbst zu filmen, und habe sie förmlich über den Haufen gerannt. Sie war nackt. Und wenn ich nackt sage, meine ich nackt. Komplett nackt.
Was haben Sie gemacht?
Ich habe meinen besten Freund Harrison angerufen, er war mit den Produzenten un-terwegs und eigentlich nur ein paar Meter von mir entfernt. Ich habe ihn sofort zu mir bestellt. Ich war am Telefon total aufgeregt, habe nur geschrien: „Leg auf und komm sofort zu mir!“ Er hatte keine Ahnung, worum es geht, hörte die Panik in meiner Stimme und dachte, es sei irgendetwas Furchtbares passiert.
Wie hat er reagiert?
Er ist sofort zu mir gerannt, und ich konnte nur mit den Fingern auf die nackte Frau zeigen und stammeln. Als die Produzenten sahen, wie Harrison wie von der Tarantel gestochen aufspringt, losrennt und in der Menge verschwindet, waren auch sie voller Sorge. Aber es war ja eigentlich gar nichts. Es war ja nur eine nackte Frau. Na ja, Harrison war wohl nicht so cool, wie er es gern gehabt hätte. Aber es war lustig. Meine liebste Berlin-Anekdote.
Nach Tobey Maguire und Andrew Garfield sind Sie der dritte Spiderman-Darsteller. Ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht?
Mehr als das. Ich war und bin der größte Spiderman-Fan der Welt. Glauben Sie mir, ich habe alles von Spiderman. Von den Comics über Actionfiguren, Bettwäsche, Filme und Computerspiele. Alles. Albern, aber leider wahr.
Haben Sie etwas vom Set behalten dürfen?
Das ist immer so eine Sache. Die Requisiten sind ja leider alle so teuer. Hätte ich heimlich irgendetwas mitgehen lassen, hätte ich den Ärger meines Lebens bekommen. Ich rede hier ja nicht von irgendwelcher Bettwäsche oder einem einfachen Anzug, nein, ich rede von den richtig wertvollen Sachen. Ich habe also nichts heimlich eingesteckt. Wirklich nicht. Wir brauchen die meisten Sachen ja auch für den zweiten Film. Würde da was fehlen, wäre das aufgefallen. Ich lasse also erst nach dem dritten Film was mitgehen. Da bin ich dann fein raus.
Dabei ist der Anzug doch für Sie maßgeschneidert, passt niemand anderem. Was wollen die damit?
Da haben Sie recht. Aber das Unangenehme am Anzug ist, dass ich ihn nicht einfach so allein anziehen kann. Ich brauche dabei Hilfe. Mindestens zwei Leute müssen mir helfen, in den Anzug überhaupt erst mal reinzukommen. Das ist gar nicht so einfach, wie es im Film aussieht. Aber wenn ich einmal drin bin, sieht er natürlich großartig aus. Aber der Moment des Anziehens ist alles andere als heldenhaft.
Erinnern Sie sich an den Moment, an das Gefühl, das erste Mal den Anzug zu tragen?
Oh ja. Den Moment gab es sogar zweimal. Denn das erste Mal war eine richtige Enttäuschung. Das war bei den Dreharbeiten zu „Civil War“ in Deutschland, am Leipziger Flughafen. Alles war so kurzfristig, dass die Kostümabteilung keine Zeit hatte, mir meinen eigenen, maßgeschneiderten Anzug fertigzustellen. Ich musste also den Anzug meines Stuntdoubles tragen. Aber der ist viel größer als ich. Mindestens zwei Köpfe. Als ich also das erste Mal in meinem Leben den Spiderman-Anzug trug, war das Ding viel zu groß und schlabberte einfach nur so an mir runter. Es war also gar nicht so großartig, wie ich mir das in meinen kühnsten Träumen erhofft hatte.
Und beim zweiten Mal?
Da war es schon besser. Das erste Mal meinen eigenen, passgenauen Anzug, also den, den Sie jetzt auch im Film sehen, anzuziehen, war wie eine Erweckung. Denn der passt wie angegossen. Aber ich hatte auch wochenlang Kostümproben, ständig haben alle an mir rumgezuppelt, vermessen, umgenäht und angepasst. Den dann anzuziehen, war, wie in eine zweite Haut zu schlüpfen.
Peter Parker und Spiderman sind die perfekte Identifikationsfigur für viele Jugendliche. Was fasziniert Sie selbst so sehr an der Comicfigur?
Wie viel Zeit haben wir? Das ist nämlich eine Frage, auf die ich ausgesprochen lange antworten könnte. Aber lassen Sie es mich kurz machen. Die erste Sache ist natürlich die mit der Identifikation. Peter Parker ist ein junger Typ in der Highschool. Das ist eine Erfahrung, die wir alle irgendwie durchgemacht haben. Hätten wir also schon mal die erste Gemeinsamkeit, eine Verbindung, die eine Identifikationsfläche bietet.
Was haben Sie der Figur von sich selbst mitgegeben?
Mehr, als Sie vielleicht denken. Aber gar nicht so sehr mit Absicht. Wir konnten am Set sehr viel improvisieren. Jon Watts, der Regisseur, hat uns alle Freiheiten gelassen, die wir wollten. Wir durften Fehler machen, Dinge wiederholen, anders machen, albern sein, uns austoben. Klar hat Improvisation seine Grenzen. Neun von zehn Versuchen landen aus gutem Grund in der Tonne. Aber beim zehnten Mal kommt man mit einer neuen Idee, die funktioniert und die der ganzen Szene einen neuen Ton geben kann. Auch wenn es nicht so wirkt, im Film haben wir improvisierte Szenen reinschmuggeln können.
Zum Beispiel?
Die Szene, die auch schon im Trailer ist. Robert Downey junior als Tony Stark und ich sitzen im Auto und verabschieden uns. Er will einfach nur die Tür öffnen, und ich denke, er will mich umarmen, und drücke ihn einfach. Ich wollte, nein, ich musste ihn einfach umarmen. Einfach, weil er Robert Downey junior ist. Und jetzt haben wir einen der lustigsten Momente im ganzen Film.
Als Spiderman wollen Sie unbedingt Teil der Avengers werden. Kennen Sie das Gefühl, Teil einer coolen Gruppe werden zu wollen?
Willkommen in meiner Schulzeit. Als Kind habe ich Rugby gespielt. Je älter wir wurden, desto größer wurden die anderen. Nur ich bin klein und schmächtig geblieben. Ich habe immer verzweifelt versucht, Teil der coolen Rugby-Gruppe zu werden. Aber ich war zu klein. Das ist einfache Physik und ergibt keinen Sinn: großer Typ gegen kleinen Typ. Ich habe immer verloren. Eine ähnliche Situation wie jetzt mit den Avengers. Der einzige Unterschied: Die Avengers sind Neuem gegenüber viel aufgeschlossener und haben mich gern integriert.
Vom schmächtigen Jungen ist nicht viel geblieben. Denn Spiderman ist eine sehr körperliche Rolle. Sie haben schon früh in Ihrer Kindheit Hip-Hop getanzt, waren Billy Elliot im Londoner West End. Ist Ihre körperliche Präsenz der Schlüssel zu Ihrer Karriere?
In gewisser Weise haben Sie wohl recht. Die körperliche Präsenz ist ein großer Teil der Schauspielerei. Auch wenn viele Zuschauer das oft gar nicht so wahrnehmen oder sehen wollen. Um eine Figur, einen Charakter glaubhaft und überzeugend darstellen zu können, muss ich vor allem seinen Körper verstehen. Ich habe einen Tanz- und Gymnastikhintergrund und nähere mich einer Rolle immer über die Körperlichkeit. Und Spiderman ist für mich eine der körperlichsten Figuren, die es im Marvel-Universum gibt. Vielleicht sogar nicht nur da, sondern im ganzen Filmuniversum. Ich hatte wohl riesiges Glück, diesen Hintergrund zu haben, denn so fiel es mir überhaupt nicht schwer, Peter Parker und vor allem Spiderman greifen zu können.
Könnten Sie jetzt aus dem Stand einen Salto machen?
Nicht nur einen, so viele sie wollen. Ich habe kürzlich erst einen Facebook-Live-Chat mit Fans gemacht, ein Mädchen wollte unbedingt, dass ich einen Rückwärtssalto mache. Live vor zwei Millionen Zuschauern ist das noch mal eine ganz andere Nummer. Ich war gefühlt gerade erst aufgestanden, habe es aber trotzdem gemacht. Zum Glück war die Landung sauber. Alles andere wäre sehr peinlich gewesen.
Und bei den Dreharbeiten, haben Sie sich da mal verletzt?
Das passiert immer wieder, aber bei „Spider-Man: Homecoming“ war es zum Glück nie etwas Ernstes. Ich hatte ein paar blaue Flecken, ein paar Beulen, Schürfwunden und Prellungen.
Fühlen Sie sich auf den Ruhm vorbereitet?
Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Ich habe während der Dreharbeiten viel mit meiner Filmpartnerin Zendaya darüber gesprochen. Sie ist ja schon berühmt. Immer, wenn ich darüber nachdenke und Fragen diesbezüglich habe, rufe ich sie an. Denn sie hat das alles schon hinter sich. Aber ich freue mich auf das, was jetzt kommt.
Stimmt eigentlich das Gerücht, dass Sie Angst vor Spinnen haben?
Ja, leider. Es ist nicht nur ein Gerücht. Ich hatte schon immer Angst vor Spinnen. Aber eigentlich nur ein bisschen. Aber jetzt, wo mich jeder danach fragt, Journalisten, Fans, selbst Freunde, wird meine Angst vor Spinnen immer größer. Einfach nur, weil ich gezwungen werde, über meine Angst zu reden. Ich muss also dringend aufhören, den Leuten zu erzählen, dass ich Angst vor Spinnen habe. Das hier ist mein letztes Interview, bei dem ich auf die Frage nach der Angst vor Spinnen mit einem Ja antworten werde.