Köln. Auf der Autobahn 1 zwischen Leverkusen und Burscheid knallt es seltener, seitdem dort gebaut wird. Das brachte Experten auf eine kuriose Idee.

Wochenlang ist in der Bezirksregierung Köln besprochen worden, durch eine Schein-Baustelle den Verkehr auf der A 1 zu verlangsamen und sicherer zu machen. Als die Idee jetzt öffentlich wurde, kam sie sofort vom Tisch. „Das wird es definitiv nicht geben“, sagt Bernd Löchter vom Landesbetrieb „Straßen NRW“. Obwohl . . .

Mal hieß es „Änderung der Verkehrsführung“, mal „Änderung der Straßencharakteristik“. Der Inhalt war derselbe: Man würde Spuren verschwenken und verengen und Warnbaken aufstellen – nur ohne Arbeiter und ohne Aufgabe.

Zwei Tote in den letzten Monaten und etliche Verletzte

Die Unfallkommission der Bezirksregierung wollte so das gefährlichste Stück Autobahn entschärfen, das es gerade in Deutschland gibt: die A 1 von Burscheid nach Leverkusen.

Abschüssige Kilometer führen zum Kreuz mit der A 3, wo alle Laster wegen der maroden Rheinbrücke abgeleitet werden. Die Folge: Dauerstau. Zwei Menschen starben hier in den letzten Monaten wegen zu hohen Tempos, etliche wurden verletzt.

In der Baustelle fährt man langsamer und konzentrierter

Dann, im März, eröffnete „Straßen NRW“ eine Baustelle: die Sanierung eines Stücks Standstreifen bei Burscheid. Sie verengten und verschwenkten die Fahrbahnen, und seitdem ist nichts Schlimmes mehr passiert.

Denn in der Baustelle fährt der Mensch konzentrierter und langsamer. Da lag die Idee praktisch auf der Hand, einfach alles stehen zu lassen, auch nachdem der Standstreifen abschließend saniert sein würde.

„Das ist rechtlich nicht möglich“

„Das ist rechtlich nicht möglich. Eine Baustelle kann nur dort sein, wo gebaut wird“, sagt am Freitag André Kiese, Sprecher des Regierungspräsidiums. Eine Schein-Baustelle sei auch deshalb nicht nötig, weil bald eine weitere echte eröffnet wird mit beruhigender Wirkung auf den Verkehr.

Freilich: Die bloße Verschwenkung von Fahrbahnen zur Tempodrosselung wird weiter erwogen. Verschwörungstheoretiker behaupten seit diesen Kölner Vorgängen: Da man auf Autobahnbaustellen oft keine Arbeit sehe, seien schon viele Schein-Baustellen darunter.