Berlin. In Berlin ist ein Lkw in einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gefahren. Es gab mindestens zwölf Tote und Dutzende Verletzte.
Menschen liegen regungslos am Boden, darum ein Bild der Verwüstung mit Teilen von Holzbuden und Weihnachtsdekoration: Auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin hat es möglicherweise einen Anschlag gegeben. Davon ging die Polizei direkt nach der Tat aus. Ein Lastwagen fuhr am Montagabend ungebremst in die Menge. Dabei kamen, wie die Polizei in der Nacht über Twitter mitteilte, mindestens zwölf Menschen ums Leben. Rund 50 weitere wurden verletzt.
Traurige Gewissheit, heute verloren am #Breitscheidplatz 12 Menschen ihr Leben, 48 liegen, zum Teil schwer verletzt, in Krankenhäusern.
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 20. Dezember 2016
Und mitten in dem Weihnachtsmarkt steht der große Lastwagen, eine Zugmaschine mit polnischem Kennzeichen, ein meterlanger Anhänger. Die Windschutzscheibe ist zertrümmert. Fahrer und Beifahrer saßen im Lastwagen, berichten Augenzeugen. Der Beifahrer wird tot im Lastwagen aufgefunden. Der andere Mann ist zunächst auf der Flucht.
Innenminister: „Schrecklicher Unfall“
Dieser Lkw ist am Montagabend auf einen Berliner Weihnachtsmarkt gerast, wenige Meter vom Kurfürstendamm entfernt. Dabei sind nach Polizeiangaben zwölf Menschen getötet und etwa 50 verletzt worden, darunter mehrere schwer. Die Berliner Polizei spricht bereits nach kurzer Zeit von einem Anschlag.
Sie bittet die Anwohner Berlins über die sozialen Netzwerke, zu Hause zu bleiben. Die Bilder und die Vorgehensweise erinnern an den Terroranschlag von Nizza im Sommer, als ein Islamist mit einem Lastwagen in eine Menge raste und 86 Menschen tötete. Doch eine Bestätigung für einen Terroranschlag gibt es bis zum späten Abend nicht. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) spricht von einem „schrecklichen Vorfall“.
Lkw wurde wohl gestohlen
Nach dem Vorfall herrscht Unklarheit – zwischen Unfall und islamistisch motiviertem Terrorangriff spielen die Sicherheitsbehörden mehrere Szenarien durch. Offenbar wurde der Lastwagen von einem Stettiner Speditionsunternehmen gestohlen. Der Besitzer der Firma meldete sich noch am Abend und sprach davon, dass sein Cousin am Steuer gesessen habe.
Dass dieser jedoch einen Unfall gebaut haben könnte, hielt der Firmenchef für kaum wahrscheinlich. Ein anderes Szenario kursiert: Der Lastwagen wurde gekapert, der polnische Fahrer von dem Terroristen überwältigt und der Lkw dann als „Waffe“ wie im Fall Nizza gebraucht. Unklar bleibt zunächst, ob ein mutmaßlicher Angreifer auf der Flucht vom Weihnachtsmarkt von Polizisten überwältigt wurde oder ob er sich gestellt hat.
Es besteht der Verdacht, dass dieser LKW in Polen von einer Baustelle gestohlen wurde. Die Ermittlungen dazu laufen. #Breitscheidplatz
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 19. Dezember 2016
Gewiss ist nur: Viele Menschen hatten keine Chance, als der Laster auf den Weihnachtsmarkt raste. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Sicherheitsbehörden ein hohes Aufkommen an Verdachtsmeldungen für einen möglichen Terroranschlag erhalten. Bis zu diesem Abend des 19. Dezember 2016 war der Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein Ort der Freude, der Familien, des Feierns und der Freiheit. Ein Ort, an dem Einheimische wie Touristen sich mit Glühwein und Gebäck vom Shopping am Kurfürstendamm aufwärmten.
Doch dann brach der Schrecken herein. Der Sender BBC zitiert einen Augenzeugen, den der Lastwagen nur knapp verpasst hat – „es war auf jeden Fall Absicht“. Einige Verletzte schienen gebrochene Knochen zu haben, andere waren unter Buden gefangen.
Kurz nachdem der Lastwagen in die Menge gefahren ist, twittert die Berliner Polizei: „Soeben ist ein LKW über den Gehweg am #Breitscheidplatz gefahren. Unsere Kollegen melden Verletzte. Weitere Infos folgen hier.“ Die Situation sei unter Kontrolle, sagt am Abend Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Ihm steht der Schock über das Unfassbare ins Gesicht geschrieben. „Was wir hier sehen, ist dramatisch“, sagt Müller am Tatort. Seine Gedanken seien bei den Familien, die Tote oder Verletzte zu beklagen hätten.
Viele Menschen, die um das Wohl von Bekannten und Angehörigen bangen, versuchen über Notfallnummern Neuigkeiten zu erfahren. Aus Deutschland, Europa, aus der ganzen Welt laufen Suchmeldungen über alle möglichen Kanäle: Per SMS, Twitter, Facebook, über andere soziale Netzwerke und Kurznachrichtendienste wird gefragt, gesucht und gebetet. „Wenn ich dran denke, dass ich vor wenigen Wochen erst genau über diesen Weihnachtsmarkt gegangen bin: Gänsehaut“, lautet eine Meldung auf Twitter. „Am Geburtstag meiner Schwester hieß es #PrayForMunich. An meinem heißt es heute #PrayForBerlin. Was ist mit der Menschheit los?“, schreibt eine andere Nutzerin. (cu/ck/san/kam/bra/tma)