Hamburg. Er ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Films. Er ist nicht nur Regisseur und Produzent, sondern Kino-Magier, Aufklärer, Mahner, Poet. Am Sonntag wird Steven Spielberg 70 Jahre alt. Der Sender Kabel 1 zeigt derzeit einige seiner besten Filme. Mit Steven Spielberg sprach Mariam Schaghaghi.

Er ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Films. Er ist nicht nur Regisseur und Produzent, sondern Kino-Magier, Aufklärer, Mahner, Poet. Am Sonntag wird Steven Spielberg 70 Jahre alt. Der Sender Kabel 1 zeigt derzeit einige seiner besten Filme. Mit Steven Spielberg sprach Mariam Schaghaghi.

Mr. Spielberg, Sie wirken milde, gütig und in sich ruhend. Eher wie ein Märchenonkel als einer der mächtigsten Filmmogule unserer Zeit…

Danke für das „gütig“. Aber Ruhe habe ich eher nicht.

Tatsächlich müssten Sie voll unter Strom stehen. Allein 17 Projekte als Produzent und fünf als Regisseur finden sich als „geplant“ in Ihrer aktuellen Filmografie. Warum geben Sie sich noch den Stress? Sie haben doch alles – sogar drei Oscars.

Aber für mich ist Filmedrehen keine Arbeit! Sonst würde ich mich dasselbe fragen ... Regie zu führen ist für mich eher wie ein Hobby. Ich verstehe es als Geschenk und Privileg.

Keine Arbeit, obwohl Sie regelmäßig morgens um fünf an ein Filmset müssen?

Ich spüre einfach einen kreativen Drang. Außerdem: Seitdem ich älter bin, brauche ich nicht mehr so viel Schlaf. Wenn ich Regie führe, schlafe ich höchstens fünfeinhalb Stunden, wenn ich frei habe, nicht mehr als sechs.

Woher kam Ihre Leidenschaft zum Kino?

Von meinem Vater. Als ich fünf war, nahm er mich erstmals mit ins Kino, in „Die größte Schau der Welt“, das war 1951. Eine fast traumatische Erfahrung, denn der Film war ein riesiges Spektakel mit Tieren, Zirkus, aber auch einem Zugunglück – das hat mich überwältigt!

Das klingt nicht kindgemäß.

Mein Vater war Soldat im Zweiten Weltkrieg, er war als Funker in Burma im Einsatz und später in Karachi stationiert. Auch seine Freunde stammten aus der Armee. Ich habe also immerzu die Geschichten der Kriegsveteranen gehört. Erst wenn’s zu grausam wurde, wurden wir Kinder aus dem Zimmer bugsiert.

Wie waren Sie als Junge? Wovon haben Sie geträumt?

Ich hatte damals extrem oft Albträume, aus denen ich schreiend aufgewacht bin. Meine Eltern waren schon völlig verzweifelt. Als ich etwa vier war, holten sie einen Arzt zu uns, um rauszufinden, was mich plagte.

Wie steht’s heute mit Ihren Träumen?

Meine Vorstellungskraft ist noch groß – aber meine Träume sind heute wesentlich angenehmer.

Sind Ihnen alle Ihre Filme gleich lieb oder gibt es doch einen „wichtigsten“ Film?

Der Film, der am meisten bewirkt hat, ist „Schindlers Liste“. Er hat extrem viele Menschen in ihrer Sicht auf den Holocaust geprägt, wurde in Schulen, sogar an Polizeiakademien vorgeführt und hat wichtige Impulse gegeben.

Haben Sie je herausgefunden, was passiert, wenn Sie länger keinen Film drehen?

Ich habe zweimal Regiepausen für jeweils drei Jahre eingelegt. Ich fand einfach keinen interessanten Stoff. In der Zeit wurde ich zunehmend unausstehlich und mischte mich als Produzent zu sehr in die Filme meiner Regisseure ein. Daher: Solange es meine Frau nicht stört, wie viel ich arbeite, mache ich weiter. Meine sieben Kinder hatten allerdings oft ein Problem damit, dass ich so häufig nicht zu Hause war.

Sie wurden mit knapp 40 das erste Mal Vater. Warum haben Sie so relativ lange gewartet?

Erst „E.T.“ hat dazu geführt, dass ich Vater werden wollte. Die Film-Kinder sind mir beim Dreh sehr ans Herz gewachsen, besonders Drew Barrymore. Als der Dreh vorbei war, habe ich eine Woche gelitten und hatte den Blues. Da wurde mir klar, dass ich tatsächlich eigene Kinder haben wollte. Das größte Geschenk, das „E.T.“ mir machte, war nicht der kommerzielle Erfolg, sondern dass in mir der Wunsch geweckt wurde, Vater zu sein.