Nach einigen Wagner-Festspieltagen in Bayreuth verliert sich das Interesse der Zaungäste an prominenten Gesichtern. Die Garderobe der Besucherinnen auf dem Grünen Hügel bleibt jedoch ein Dauerdiskussionsthema.

Bayreuth. Sommerlicher Festspiel-Tourismus: Prominente, die sich nur zur feierlichen Eröffnung bei Wagner auf dem Grünen Hügel blicken lassen, und Stammgäste, wie die Kanzlerin mit ihrem smarten Mann, pendeln in diesen Tagen zwischen Bayreuth und Salzburg. Stammgäste sitzen im Bayreuther Zuschauerraum stundenlang in engen Reihen ohne viel Bewegungsfreiheit. Auf unbequemen Stühlen. Nicht in der Loge. So auch Angela Merkel, die inzwischen in die Mozart-Stadt Salzburg weitergereist ist.

Und sie zieht natürlich alle Augen auf sich. Modeexperten stellen fest: Die Kanzlerin trägt eine sogenannte Clutch-Bag, eine modisch raffinierte Handtasche am linken Handgelenk, wo die Tasche mit einem Gurt befestigt ist. Bewegungsfreiheit für die Rechte - zum huldvollen Winken, hin zu dem Spalier der Schaulustigen und der Fotografern.

In Bayreuth, wo sich nach der Eröffnung herauskristallisiert, wer von den Promis wirklich das Sitzfleisch und Interesse für Wagner hat, spürt man: Es ist irgendwie schade, dass Deutschland keine Monarchie ist. Denn das Volk schaut gerne auf, freut sich über Repräsentation. Hast Du gesehen? Da ging Roberto Blanco diesmal ohne Frau#1#20 Während sich nach einigen Tagen das Interesse an prominenten Gesichtern etwas verliert, bleibt die weibliche Garderobe ein Dauerdiskussionsstoff. Ein grünes Kleid mit Schleife in der Kniekehle (wie sitzt man eigentlich damit?), ein verschämt umgehängtes Pelzchen bei der englischen Lady, Trachten aus dem Bayernland, klassisches Schwarz, durchsichtige Seide - da wird Bayreuth ein Mal pro Jahr zum Laufsteg für große Garderobe.

Den Herren bleiben da nicht so viele Möglichkeiten. Schwarz herrscht vor. Wer farbliche Tupfer setzt, fängt Blicke ein. Dicke Autos rollen vor. Man promeniert in den Pausen zum Champagnerstand. Es gibt aber auch Bratwürste, Eis und Bier und über dem Hügel immer noch das berühmte Licht- und Luftbad mit Nusskuchen, Weinschorle oder Würstchen mit Senf - zum kleinen Preis.

Und in der lokalen Presse inserieren nicht nur Kartensuchende, die horrende Preise auf dem Schwarzmarkt zahlen müssen, sondern vermutlich viel mehr Damen vom horizontalen Gewerbe als sonst. Die Festwiese ist nicht nur auf dem Hügel.

Und viele fragen sich heuer: Was wird mit dem Wagner-Clan? Nike sah man auf dem Hügel. Katharina hatte Buhs. Wolfgang sieht man gar nicht mehr: Ist er geschwächt? Diese Familie steht im Blickpunkt wie ein Herrscherclan. Die Guldenburgs oder so.

Dann liest man ein Inserat: Wagner-Opern - fast so lange wie Transatlantikflüge. Da geht es um schicke Kniestrümpfe gegen Thrombose. Man sitzt in der "Götterdämmerung" länger als bei einem Flug nach New York. Das gibt schwere Beine zur schweren Musik.